𝟚𝟝 - Beste Freunde

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Regel Nummer Eins von Partys: Sei nie der Gastgeber.

Regel Nummer Zwei: Wenn du doch der Gastgeber sein solltest, feiere so, dass es sich wenigstens gelohnt hat.

Gabriel schien sich zumindest an die zweite Regel halten zu wollen, denn die Stimmung war wirklich ausgelassen. Nach der schnellen Vorstellungsrunde hatten wir uns um den Beer Pong-Tisch versammelt, die Becher mit neuer Flüssigkeit befüllt und die Bälle eingesammelt. Auch wenn ich kein Fan von Bier war, so hatte ich zumindest in diesem Spiel keinerlei Alternativen zur Auswahl. In der ersten Runde sollten die Mädels gegen die Jungs spielen, was uns in die Bredouille brachte, weitere Team-Mitglieder zu suchen. Die andere Gruppe bestand aus Gab, Tom, Mike, Kenny und Adam, welche somit zwei Personen mehr zur Verfügung hatten. Zu meinem persönlichen Verdruss tauchte genau in diesem Moment die Brünette - anscheinend hieß sie Lindsay - mit ihrer besten Freundin auf, dessen Namen ich schon wieder vergessen hatte. Wo hatte sie zuvor gesteckt? Hatte sie sich etwa noch schnell abduschen müssen, um den penetranten Geruch nach Schweiß und Erregung abzuwaschen? Oder hatte sie sich die ganze Zeit auf dem Balkon befunden, um sich abzukühlen?  Erst, als Miriam mir mit dem Ellenbogen gegen die Rippen haute, bemerkte ich mein verdrießliches Starren.  Kopfschüttelnd versuchte ich mich zu konzentrieren - es gab schließlich keinen Grund, deswegen sauer auf Lindsay zu sein. Somit war auch unser Team vollständig: Miriam, Sasha, Lindsay, die BFF von Lindsay und ich - da konnte ja nichts schiefgehen.

Tatsächlich fiel es mir um einiges leichter, die kleinen Bälle in die Becher zu werfen, als spitze Pfeile auf ein rundes Kork-Brett. Dennoch spielten wir nun mal gegen fünf ausgewachsene und testosteronüberschüttete Männer, die mit jedem Treffer immer lauter grölten. Selbst Mike schien mit jedem Becher immer mehr aufzutauen und klatschte sich erfreut mit den anderen ab, sobald wir ein weiteres Bier exen mussten. "Es sieht ziemlich schlecht für euch aus, Ladies." bemerkte Tom altklug, woraufhin Miriam nur die Zunge herausstreckte. Da wir die erste Runde haushoch verloren, bemerkte ich langsam den ansteigenden Alkoholpegel im Blut. Es hatte schließlich seinen Grund, warum dieses Spiel so beliebt war: Man wurde innerhalb kürzester Zeit ziemlich betrunken. Die zweite Runde wurde mit gemischten Teams ausgefochten, um die Geschlechter  fair zu verteilen. Die Seiten waren ziemlich ausgewogen, sodass ich unbeschwert nach vorne eilte und einen Ball nahm. "Schenk ihm nichts, Girl!" rief Miriam euphorisch, als ich nach vorne blickte und in zwei smaragdgrünen Seen versank. Gabs Lippen umspielte ein freches Grinsen, als er sich geradezu gelassen durch die Haare fuhr und auf meinen Wurf zu warten schien.

"Mach dir nichts draus, Eve. Du warst damals schon eine Niete im Werfen."

Empört lachte ich auf und zeigte mit dem Finger auf ihn. "Wart's ab!"

Jetzt war ich erst recht gewillt, diesen kleinen Ball zu versenken. Mir durchaus bewusst werdend, dass alle Augen auf mich gerichtet waren, atmete ich ruhig aus und ließ den Ball durch die Luft gleiten. Er landete perfekt in einem der Becher.

Mein erfreutes Quieken wurde vom Jubel meines Teams begleitet, als ich auch schon zwei starke Arme um mich spürte. Mike hob mich lachend hoch und wirbelte mich einmal um die eigene Achse, was mich zum kichern brachte. Seit wann war er denn so groß? "Von wegen eine Niete, du warst super!"  merkte er grinsend an, als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen verspürte. Die kleine Drehung war zwar witzig gewesen, doch meinem Kopf gefiel die plötzliche Bewegung gar nicht. "Ich wusste es gleich." fügte er hinzu und ließ mich erfreut grinsen. "Das war reines Glück." murrte Gabriel, welcher uns über den Rand seines Plastikbechers hinweg ansah. Bildete ich es mir ein, oder starrte er Mike gerade nieder?

"Sei kein schlechter Verlierer, Gabbie." lachte Sasha und legte einen Arm um meine Schultern. Mit ihr hatte ich heute Abend viel Spaß gehabt - überraschenderweise konnte ich meine bisherigen Bedenken ihr gegenüber zur Seite schieben. Jedenfalls heute. "Eve hat dich halt besiegt." Gab trank den letzten Schluck aus dem Becher und fing plötzlich an zu grinsen. Dies gefiel mir ganz und gar nicht. "Revanche?" fragte er, wobei sein Blick nur mir galt und niemand anderem. Es fühlte sich beinahe so an, als wären wir alleine im Raum.
"Aber Gabriel..." Wäre da nicht Lindsay. "Ich dachte, wir machen weiter, wo wir vorhin aufgehört hatten." säuselte sie und drückte sich an Gabs Flanke, als wäre sie eine Ertrinkende und er der Rettungsanker. Ihr Dekolleté hob sich deutlich von ihrem dünnen Top ab und kurz wurde ich neidisch auf diesen beachtlichen Vorbau. Mutter Natur hatte es bei mir nicht so gut gemeint. Zudem war ich überrascht zu hören, dass die Knutscherei auf dem Balkon wohl doch nicht fortgesetzt wurde, nachdem wir angekommen waren - schließlich hatte ich angenommen, dass sich Gab noch mit ihr vergnügt hatte. Nichtsdestotrotz hatte ich mich schon halb abgewandt, in heller Erwartung, dass er darauf anspringen würde - schließlich bot sie ihm gerade Runde Zwei an. Doch zu meiner Überraschung wand er sich aus ihrer halben Umarmung und runzelte die Stirn. "Ich bin gerade beschäftigt, siehst du doch."

Damals wie HeuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt