𝟚𝟛 - Blond Fight

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Die Tage bis zum Freitag zogen sich wie Kaugummi. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich mich eigentlich ziemlich auf das Wochenende freute oder daran, dass es weniger zu tun gab als sonst. Zumal ich somit umso mehr Zeit hatte, in Gedanken zu schwelgen, Lars genaustens zu beobachten oder Haleys ständiges Gekicher zu ertragen. Jene schien auch nach ihrer ersten Arbeitswoche noch genügend Stoff zum Erzählen zu haben: Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum noch immer jeden Tag eine Schar an Männern um ihren Tisch stand. Okay, vielleicht konnte ich es mir doch erklären. Dies trug allerdings nicht dazu bei, dass ich ihr eher wohlgesonnen war. Mal abgesehen von dem Fakt, dass ich zufällig die kleine Konfrontation zwischen Lars und ihr beobachtet hatte, so hatte sie sich bisher auch nicht wirklich Mühe gegeben, mit mir Kontakt zu knüpfen. Vielleicht lag es daran, dass ich gegenüber von Lars saß, er mein Vorgesetzter war und wir somit ein Team darstellten. Aufgrund des letzten Vorfalls könnte es demnach durchaus sein, dass sie ihm - und somit auch mir - aus dem Weg ging. Unsere Tischgruppe stand ziemlich in der Ecke, demnach war es auch ein leichtes, uns zu umgehen.

"Hey, Sonnenschein."

Mike tauchte plötzlich an meinem Tisch auf und holte mich aus meinen düsteren Gedanken. "Du starrst sie an, als würdest du sie gleich umbringen wollen." Sein belustigtes Lachen ließ mich schmunzeln und gleichzeitig rot anlaufen. Mir war gar nicht klar gewesen, dass ich Haley so offensichtlich beobachtet hatte. Zumal Lars genau zwischen uns saß, nur mit dem Rücken zu ihr. "Sorry." murmelte ich und lächelte schwach. "War nicht mit Absicht." Ich bemühte mich, meine Stimme gesenkt zu halten - auch wenn Lars mal wieder Musik über seine Kopfhörer hörte, konnte ich nicht sicher sein, inwieweit er dieses Gespräch mitbekam. Mike nickte belustigt, bevor er sich an meinem Tisch anlehnte und die Arme verschränkte. Seine warmen braunen Augen rutschten kurz an meinem Outfit herunter: Aufgrund der anstehenden Feier heute hatten sich alle Kollegen aus dem Büro etwas schicker angezogen und so auch ich. Meine Beine steckten in einer dunklen Strumpfhose, welche aufgrund der herbstlichen Jahreszeit zur Kältereduzierung dienen sollte. Darüber ein hübscher Lederrock, in welchem ein langärmliges, weinrotes Oberteil steckte - vorne besaß es ein paar Knöpfe, von denen ich sogar zwei aufließ. Miriam würde die Augen verdrehen über meinen scheinbaren Mut, wobei sie an ihrer Stelle sicherlich noch mehr von sich gezeigt hätte. Um die Kleidung komplett zu machen, hatte ich mich für Stilettos mit Keilabsatz entschieden und meine Haare ausnahmsweise mal gelockt. Für diese Arbeit musste ich sage und schreibe zwei Stunden früher als sonst aufstehen, wobei meine Locken inzwischen eher Wellen glichen. Warum war ein Lockenwickler auch so verdammt kompliziert?

"So, Ladies und Gentleman!" riss uns Sarah aus der Konversation. Mike zuckte zusammen, als wäre er bei etwas ertappt worden, bevor er mir ein weiteres Lächeln schenkte und sich anschließend zu Sarah umdrehte. Diese hatte sich, passend zu ihrem leuchtend rotem Haar, für ein ebensolches Kleid entschieden - es stand ihr ausgezeichnet. "Wir treffen uns alle gegen 18 Uhr in dem Restaurant, macht euch also langsam bereit!" Da dies unser Stichwort war, stand ich ebenfalls auf und schnappte mir meinen langen Mantel. Im Gegensatz zu mir ignorierte Haley und ihr Harem die kleine Ansprache von Sarah, was diese nur mit einem deutlichen Zähneknrischen quittierte. Zügig steuerte ich auf sie zu und zog sie in eine halbe Umarmung, da wir uns heute noch nicht gesehen hatten. "Du siehst toll aus, Sarah." begrüßte ich sie und lenkte sie somit von unserer Erzfeindin ab. Es war beruhigend zu wissen, dass ich in ihr eine neue Freundin gefunden hatte. "Danke, Liebes. Du siehst aber auch zum Anbeißen aus. Für wen hast du dich denn so zurecht gemacht?" Ihre Augenbrauen wackelten und die braunen Augen glänzten vor Schalk. "Für niemanden." sagte ich sofort, was sie mir offenbar nicht abkaufte. Dennoch ließ sie das Thema ruhen, wofür ich ihr ziemlich dankbar war. "Ich hoffe, dieser Abend wird keine totale Katastrophe werden." seufzte sie und sprach somit das aus, was ich die ganze Zeit über auch befürchtet hatte. Eine gewisse Anspannung lag in der Luft und ich konnte nicht beziffern, woher sie kam. Neben der allgemeinen Vorfreude und Euphorie auf ein außergeschäftliches Essen stand noch irgendetwas anderes im Raum, was mich unweigerlich nervös machte. Vielleicht bildete ich es mir aber auch ein, schließlich war ich noch nie mit einer ganzen Abteilung ausgegangen. Gut, dass ich wenigstens schon ein paar enge Kontakte geknüpft hatte, wie Sarah oder Mike. Ebenjener legte mir just in diesem Moment eine Hand auf die Schulter und lenkte so die Aufmerksamkeit auf sich.

Damals wie HeuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt