𝟜𝟜 - Abendessen bei den Simmons II

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"Hey." raunte Gabriel, während ich perplex im Türrahmen stand und verkrampft die Klinke umfasste. Natürlich hatte ich gehofft, dass er es sein würde, doch die Gewissheit haute mich beinahe um. Mein Herz schlug unnatürlich schnell vor Aufregung und ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Er hatte sich tatsächlich etwas schicker angezogen für diesen Abend - statt dem üblichen T-Shirt konnte ich ein Hemd ausmachen, auch wenn es dunkel gehalten war. Darüber trug er eine dickere Jacke, in dessen Taschen seine Hände verschwunden waren. Selbst seine Haare hatte er mit ein wenig Gel bearbeitet, was ihm ausgezeichnet stand. Gabriel sah wirklich...heiß aus.

"Lässt du mich rein?" fragte er, als ich noch immer nichts gesagt hatte und ein weiterer kalter Windzug durch die Straßen fegte. Automatisch bildete sich eine dünne Gänsehaut auf meinen Armen. "Ähm, ja. Klar." stolperte ich über meine eigenen Worte und räusperte mich. Ich machte einen kleinen Schritt zur Seite, um ihn eintreten zu lassen. Sobald er an mir vorbeilief, umfing mich schon ein herber Duft, welcher entweder von seinem Aftershave oder einem Parfüm herrührte. Ich schloss leise die Tür hinter uns, während er seine Jacke auszog und diese an einen der angebrachten Haken im Flur hing. Während er die Ärmel seines Hemdes hochkrempelte, schwang sein Blick über das bekannte Mobiliar zu mir herüber. Das Licht aus dem angrenzenden Wohnzimmer hüllte uns noch in diffuse Schatten und vertuschte hoffentlich meine geröteten Wangen. Irgendwie war es mir inzwischen auch peinlich, gestern so vor ihm geflüchtet zu sein. Es machte mehr als deutlich, wie kindisch ich mich eigentlich verhielt.

"Sind sie...da?" fragte er, wobei seine Stimme noch so leise gehalten war, dass ich ihn kaum verstanden hatte. Mein Nicken genügte wohl als Antwort, woraufhin er die Luft ausstieß. "Okay."

Eine kurze Stille folgte, die nur durch das Gemurmel unserer Eltern unterbrochen wurde. Es war eine absurde Situation, in der wir uns gerade befanden und der Moment für ein Zusammentreffen hätte nicht schlechter sein können. Unschlüssig verschränke ich meine Arme und wartete, dass er bereit war sich Dani und Chris zu stellen. Ein kurzer Blick genügte, um ihm die Nervosität anzusehen: Die Augenbrauen hatten sich zusammengezogen, seine Körperhaltung war verkrampft und er fuhr sich bereits zum dritten Mal durch die Haare, sodass seine gestylte Frisur beinahe nichtig gemacht wurde. Mir war bewusst, dass noch einiges zwischen uns stand - zum Beispiel der Kuss. Wir hatten uns noch immer nicht ausgesprochen und Miriams Worte hallten sekündlich in mir wider: Gabriel liebt dich, Eve. Und ich glaube, das tut er schon eine ganze Weile.

Und auch wenn mein Puls ungesund in die Höhe stieg, ging es in diesem Moment nicht um uns. Ich musste mich endlich zusammenreißen und nicht mehr davonlaufen, was auch immer das bedeuten mochte. Hier und jetzt musste ich für Gabriel da sein und die Unterstützung liefern, die er brauchte. Es war ohnehin ein großer Schritt gewesen, dass er endlich wieder hier auftauchte und sich seinen Eltern stellte - da sollte ich besser auf seiner Seite stehen.

"Hey." murmelte ich daher und machte den Abstand zwischen uns mit wenigen Schritten zunichte. "Du schaffst das. Im schlimmsten Fall bin ich auch noch da." Er schenkte mir einen bedeutungsschweren Blick und ein schmales Lächeln, welches ich nur erwidern konnte. Ich wusste, dass er seine Mauer wieder um ein paar Steine erhöht hatte und demnach nicht den ersten Schritt machen würde. Aus diesem Grund überlegte ich nicht lange und legte meine Arme von allein um seinen Oberkörper. Aus Erfahrung wusste ich, dass er zuerst erstarren und anschließend die Umarmung erwidern würde - und so kam es auch. Ich legte meinen Kopf an seine Brust, als seine Hände ebenfalls über meinen Rücken fuhren und dort verblieben. Ein leises Seufzen ertönte, als er sich tiefer in die Umarmung gleiten ließ und sein Kinn auf meinen Kopf platzierte. Es fühlte sich gut an, ihm so nah zu sein. Ich fühlte mich warm und geborgen und ich hoffte, ich konnte ihm ein ähnliches Gefühl schenken.

Zumindest so lange, bis plötzlich das Licht im Flur angeschaltet wurde und ein erschrockenes Keuchen ertönte.

Gabriel und ich rissen die Köpfe hoch und blickten direkt in die schockierten Gesichter von Daniela und Christoff. Hinter ihnen im Türrahmen konnte ich meine Eltern ausmachen, welche über dessen Schultern hinweg ebenfalls zu uns rüber starrten. Während Gabs Eltern jedoch von seiner allgemeinen Anwesenheit vereinnahmt wurden, rutschte der Blick meiner Mutter kurz an unsere Körper herunter. Ihre erhobene Augenbraue machte mir bewusst, dass wir uns noch immer in einer halben Umarmung befanden - Gabriels Hände lagen noch auf meiner Hüfte und meine Wange berührte fast seinen Brustkorb. Die peinliche Röte stieg abermals in mir hoch, als ich zügig einen Schritt zurück machte und mich von Gab löste. Dieser schien die Nähe auch erst jetzt zu bemerken und ich hätte schwören können, ebenfalls einen kleinen rosa Schimmer auf seinen Wangen auszumachen. Warum fühlte ich mich so ertappt, als wären wir bei etwas Verbotenem erwischt worden? Kurz verhakten sich unsere Blicke, bevor Dani zwei weitere Schritte machte und unsere Aufmerksamkeit gewann.

Damals wie HeuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt