Kapitel 3

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Leila wurde am nächsten Morgen früh durch ein Klopfen aufgewacht. Sie legte sich schnell ihre Halskette an und öffnete die Tür; der Dienstbote übergab ihr schweigend ein beigen Briefumschlag mit dem königlichen Wappen von Asgard, bevor er ging. Verwirrt schloss sie die Tür und öffnete den Umschlag, bevor sie begann den Brief zu lesen:

Verehrte Prinzessin Faye,

Ich würde dich heute Mittag gerne einladen, um mit mir in die königlichen Gärten spazieren zu gehen.

-Prinz Loki

Spazieren gehen? Warum sollte Loki sie nach gestern Abend darum bitten? Das wahrscheinlichste war, dass es eine Bitte von Königin Frigga gewesen war. Sie seufzte und nahm ihre Kette ab, als sie sich mit einer Hand durch ihre blonden Locken fuhr. Leila sah hinaus, die Sonne war gerade aufgegangen und somit blieb ihr noch genügend Zeit bis zu ihrem treffen. Sie zog ein einfaches Kleid an, bevor sie das Zimmer mit dem Buch verließ und gab den Wachen dieselbe Anweisung wie gestern: Niemand durfte das Zimmer betreten. Sie erinnerte sich noch an den Weg zu der Bücherei und fand sie wieder leer, als sie sie betrat, bevor sie das Buch zurück in das Regal legte, wollte.

»Hat das Buch eurer Prinzessin nicht gefallen?« fragte Loki hinter ihr und ließ sie das Buch aus ihrer Hand fallen. Er kam näher zu ihr und kniete sich vor ihr hin, um das Buch hochzuheben und es ihr zu geben.

»Doch, aber sie liest schnell«, erklärte sie und nahm das Buch von ihm. Er stand wieder vom Boden auf und sie musst hoch schaue, um seinem Blick zu begegnen.

»Und du? Liest du ebenfalls gerne, Leila?« fragte er lächelnd, es war ein echtes Lächeln und sie glaubte, dass der Mann, der er zu tun bei der Prinzessin spielte, lediglich eine Fassade gewesen war.

»Vielleicht. Warum kümmert es dich?«, antwortete sie herausfordernd. Sie musste sich nicht verstellen, da er so tat, als wäre er der Dienstbote des Prinzens.

Er zuckte mit seinen Schultern. »Es kümmert mich nicht«, antwortete er.

»Gut.« Sie hob ihr Kinn.

»Gut«, erwidert er ihre Antwort kindisch und ließ Leila lachen. Der Prinz hob fragend seine Stirn. »Warum lachst du? Lachst du mich aus?«

»Nein, überhaupt nicht«, sagte sie und versuchte ernst auszusehen. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich habe eine Aufgabe zu erledigen.« Sie wandte sich von ihm ab, aber konnte seine Augen auf ihrem Rücken spüren. Leila biss sich auf ihre Lippe, bevor sie ihn über ihre Schulter ansah. »Hättest du einen weiteren Vorschlag, was die Prinzessin mögen könnte?« Loki nickte und trat wortlos hinter sie, um ein Buch herauszuziehen und es ihr zu geben.

Sie sah das Buch an, es war kein Buch von den Welten, die sie kannte. »Es ist ein Buch aus Midgard«, erklärte er ihr und sie sah ihn über ihre Schulter an. Warum war dieser Loki so freundlich? Lag es daran, dass er dachte sie würde nicht wissen wer er war? Doch warum konnte er so freundlich bei einem Dienstmädchen sein und nicht bei seiner eigenen Verlobten?

»Danke«, antwortete sie, bevor sie an ihm vorbei huschte. Loki fing ihren Arm und sie drehte sich zurück zu ihm, als sie ihn fragend ansah. Er öffnete seinen Mund, bevor er ihn schnell wieder schloss. »Gibt es noch etwas, Diener des Prinzens?« forderte sie und hob fragend ihre Augenbraue und umklammerte das Buch fest und drückte es gegen ihre Brust. Leila wusste, dass es gefährlich war dieses Spiel weiterzuspielen, er war schließlich ein Prinz und könnte sie bestrafen lassen, weil sie mit ihm so gesprochen hatte, doch etwas sagte ihr, dass er es mochte, als sie mit ihm sprach, wie sie wollte. Wahrscheinlich gab es nicht viele, die nicht in Angst vor ihm zitterten.

»Njal«, antwortete Loki und ließ sie verwirrt schauen. »Mein Name ist Njal.«

»Nun Njal, gibt es noch etwas?« Leila lächelte bei seinem falschen Namen. Er ließ ihren Arm gehen und schüttelte seinen Kopf; sie atmete tief ein und ging von ihm weg.

»Möchtest du dich nach dem Abendessen mit mir hier treffen?« fragte er nervös. Sie hätte nie geglaubt, dass er nervös sein könnte, wenn sie es nicht selbst gesehen hätte. »Natürlich nur um dir bei der Auswahl der Bücher für die Prinzessin.«

»Ich werde dich nach Sonnenuntergang hier treffen, Njal«, versprach sie ihm, bevor sie die Bibliothek verließ und zu den Gemächern zurückkehrte. Ein Klopfen ließ sie aufschrecken und sie legte schnell ihre Kette an, bevor sie ein Dienstmädchen hereinließ; sie trug ein Tablett mit Frühstück und stellen es auf den Tisch, der an den Fenstern stand. »Danke.« Das junge Mädchen machte schweigend einen Knicks, bevor sie ging. Leila ging zu dem Tisch und nahm sich eine Weintraube. Den Rest des Morgens verbrach sie damit zu frühstücken und sich für ihr treffen mit Loki in den Gärten bereit zu machen. Er lag richtig mit der Wahl des Buches, es gefiel ihr gut. Schließlich kam Loki, um sie abzuholen und es wunderte sie nicht, dass er immer noch distanziert war. Die königliche Gärten waren wunderschön und viele Pflanzen und Blumen hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen.

»Ich hoffe dein Morgen ist gut verlaufen?« fragte er höflich.

»Ja, danke«, sagte sie sanft und betrachtete ihn aus ihrem Augenwinkel. Sie fragte sich wie würde Faye mit ihm umgehen? Doch sie war nicht hier, es war also ihre Entscheidung. Loki nickte, bevor er wieder schwieg und Leila schnaufte; er sah sie verwirrt an, als sie stehen blieb. »Warum bist du so?«

Sein Kiefer war angespannt, als er sie ansah. »Wie bin ich?«

Sie hob ihr Kinn und sah in seine tiefblauen Augen. »Kalt, distanziert und abweisend. Wir sollen heiraten und obwohl es nicht unsere Entscheidung ist, denke ich, dass wir das Beste daraus machen könnten. Ich bin deine Verlobte.« Er kniff seine Augen zusammen und sie rechnete damit, dass sie zu weit gegangen war, doch blitzartig wurde sie von Loki gepackt und seine Lippen drückten gegen ihre; der Kuss war rau und seine Lippen bewegten sich schnell gegen ihre. Sie hielt sich an seinen Schultern fest, um halt zu finden, doch nur wenige Sekunden später brach Loki den Kuss.

»Wolltest du das, Verlobte?« fragte er, bevor er davon ging und sie allein im Garten stehen ließ. Leila atmete schwer, als sie versuchte zu begreifen was gerade passiert war...

Maid or Princess [German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt