11 - Remember me? (Legolas)

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Ich strich meine rabenschwarzen Haare zurück und bändigte die Locken, indem ich zwei dickere Strähnen an meinem Hinterkopf zu einem Dutt zusammen drehte und eine Haarnadel in meine Haare steckte. "Raven! Du musst dich beeilen!", ertönte die ungeduldige Stimme Evrens von unten. Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel, schnappte mir meine Maske und eilte die Treppe hinunter.
"Das nächste Mal musst du dich wirklich etwas früher fertig machen", begrüßte Evren mich tadelnd und ließ seinen Blick etwas zu lange über meinen Körper schweifen, bevor sein Blick meine erwartungsvollen Augen fand. "Also? Wer ist es diesmal?", wollte ich wissen und trat mit ihm aus der Tür in den Vorhof, der nur von schwach leuchtenden Fackeln und dem Licht des Vollmondes erhellt wurde. "Der Prinz", antwortete er, ohne jegliche Emotionen zu zeigen und ging voraus, in Richtung Stall. "Der Prinz?", fragte ich fassungslos nach und beeilte mich, ihm hinterher zu kommen. Meine Ohren mussten mir einen Streich gespielt haben. Evren konnte unmöglich den Prinzen des Düsterwaldes meinen. "Der Prinz", bestätigte der dunkelhaarige Elb und sah mich von der Seite an, als würde er meine Reaktion ganz genau prüfen wollen.

"Dann ist der Preis nicht angemessen." Wenn Evren dachte, seine Summe wäre genug, für das, was er von mir verlangte, hatte er weit gefehlt.
"Er wurde bereits um das Doppelte erhöht", teilte mir der Elb mit und sah mir zu, wie ich meinen Hengst Alan - einen wunderschönen Schimmel - aus seiner Box holte.
"Das Doppelte reicht mir nicht. Ich will das dreifache. Mindestens", verlangte ich und hievte den nachtschwarzen Ledersattel auf Alans Rücken.
Evren legte kurz den Kopf schief und schien über meine Forderungen nachzudenken, bevor er nickte. "Dann das vierfache."
Damit konnte ich leben. Schnell zäumte ich meinen Hengst auf, dann führte ich ihn auf den Hof und überprüfte noch einmal, ob meine Dolche gut unter dem weiß-dunkelblauen Kleid versteckt waren, das meine Lederstiefel bedeckte. Gerade als ich aufsteigen wollte, hielt Evren mich am Arm zurück. Ich drehte mich zu ihm um.
"Ist noch was?" Der Dunkelhaarige nickte und meinte zögerlich: "Tu nichts unüberlegtes." Ich schüttelte seine Hand ab und schwang mich in den Sattel. "Wieso nicht? Ich hab doch sowieso nicht viel zu verlieren." Mit diesen Worten gab ich Alan die Hacken und stürmte mit ihm durch das Tor, hinein in den Wald.

Der Ritt zum Palast dauerte nicht lange und schon bald tauchten die ersten blassen Lichter zwischen den Bäumen auf.
Ich zügelte Alan und stieg ab, wobei mein Kleid für einen kurzen Moment die silbernen Dolche freigab, die ich in meine Stiefel gesteckt hatte. So müsste ich nur so tun, als wäre ich gestolpert, wenn ich den Prinzen zu einem menschenleeren Ort geführt hatte und wenn er mir wieder aufhelfen wollte, müsste ich nur die Dolche aus meinen Stiefeln ziehen und sie ihm in sein Herz stoßen. Danach könnte ich unbemerkt wieder verschwinden, ohne das mich jemand mit dem Mord am Kronprinzen in Verbindung bringen würde.
Ich ließ Alan zwischen den Bäumen stehen und ging die restlichen paar Meter zu Fuß. Er würde dort warten, denn wenn ich ihn in den Stall gebracht hätte, würde es umso schwieriger werden, unbemerkt zu verschwinden.
Nachdem ich mir die nachtblaue Maske, welche mit weißen Steinchen gesprenkelt war, umgebunden hatte, schlich ich mich unauffällig an den beiden Wachen vorbei, die das Haupttor bewachten und schon war ich im Inneren des Palastes.

So weit, so gut. Jetzt galt es nur noch, den Prinzen zu finden, meinen Auftrag zu erledigen und dann so schnell wie möglich von hier abzuhauen. Da ich schon öfters hier gewesen war, dürfte ich mich auch gut zurecht finden. Die betörende Melodie der Tanzmusik schlug mir entgegen, sobald ich in die Nähe des Ballsaals gelangte. Je näher ich dem imposanten Saal kam, desto mehr Elben und Elbinnen kreuzten meinen Weg, bis ich schließlich die belebte Tanzfläche sehen konnte, auf der sich unzählige Leute tummelten.
Ein Diener bot mir ein Glas Wein an, das ich mit einem gespielt schüchternen Lächeln von ihm annahm. Ich stellte mich an den Rand des Saals und nippte an dem erstaunlicherweise süßlichen Getränk, während ich meine Augen über die Tanzenden schweifen ließ und nach dem Prinzen Ausschau hielt. Bei so vielen Elbinen, die sich auf der Tanzfläche tummelten, könnte es etwas schwieriger werden, den Prinzen ausfindig zu machen. Es sei denn, er tanzte gar nicht und stand irgendwo am Rand oder er war nicht einmal im Raum. Letzteren Gedanken verwarf ich allerdings sehr schnell wieder, denn dieser ganze Ball war nur wegen dem Prinzen organisiert worden, was aber keiner der Gäste wusste. Bis auf mich. Denn sehr verlässliche Quellen meines Arbeitgebers hatten uns verraten, das der König wollte, dass sein Sohn sich eine Braut suchte. Resultat des Ganzen war dieser Maskenball.

𝓜𝓲𝓽𝓽𝓮𝓵𝓮𝓻𝓭𝓮 𝓞𝓷𝓮𝓼𝓱𝓸𝓽𝓼Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt