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Jeongin PoV.

Ich stehe vor meinem sogenannten Zuhause und bin noch immer skeptisch. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob es richtig ist, was ich hier gerade tue, aber mir bleibt eigentlich keine andere Wahl. Mein Vater erzählte mir vor einen Monat, dass er nach Seoul ziehen möchte, weil es in Busan zu viele Erinnerungen an meine Mutter gibt. Er teilte mir ebenfalls mit, dass er eine neue Familie gefunden hat und er alles hinter sich lassen will, weil er nicht mehr so weiter machen kann. Er meinte, es wäre zu schmerzhaft mich ansehen zu müssen und er mit seiner neuen Familie ein neues Leben aufgebaut hat. Ich wusste die ganze Zeit über, dass er nicht nur arbeiten war, denn er war wirklich nie da. Ich müsste verletzt, enttäuscht und wütend darüber sein, aber das kann ich nicht sein. Denn ich war an allem schuld. Er meinte, ich soll mit nach Seoul kommen und er wird mir das Haus meiner verstorbenen Oma überlassen und mir jeden Monat Geld überweisen, damit ich überleben kann. Und somit stehe ich hier völlig alleine und auf mich selbst gestellt, vor dem ebenfalls verlassenen Haus.

Ich atme einmal tief ein und aus. Ich sollte, das ganze hier als einen Neuanfang von allen sehen, aber irgendwie hindert mich trotzdem etwas daran. Ich habe bisher nur Menschen verletzt. Ich weiß selbst, dass ich niemanden an mich heranlasse und sehr einsam bin. Viele würden denken, dass es ein sehr einsames und leeres Leben ist. Vielleicht ist es auch so, aber bisher kam ich auch mit mir selbst gut klar. Also warum sollte ich jemanden an mich heranlassen, wenn ich ihn sowieso nur verletzten würde? Bei ihr war es nicht anders. Ich verletzte meine Mutter und wegen mir ist sie nicht mehr bei mir. Meinen Vater habe ich auch nur mit meiner Anwesenheit verletzt. Mein Vater hasst mich und ich kann es ihm nicht übelnehmen, denn ich hasse mich selbst. Ich möchte nicht noch ein Leben in den Abgrund stürzen, also nehme ich die Einsamkeit auf mich. Ich hasse dieses Gefühl von Einsamkeit und Leere in mir, weshalb die Musik mein persönlicher Fluchtort von allen wurde. Also komme ich gut zu recht. Manchmal, frage ich mich schon, wie es wäre Freunde zu haben oder jemanden zu haben, der mich liebt und ich ihn, aber so ist es auch okay. Ich beende meine Atemübung und schließe die Tür zu meinem neuen Zuhause auf.

Die Umzugsfirma hat meine Kartons und die alten Möbel, von dem Haus von mir und meinen Eltern, abgeliefert und ich fange an sie auszupacken und die Möbel schiebe ich hin und her, bis mir alles gefällt. Mein Wohnzimmer habe ich zuerst eingerichtet. Ich habe es schlicht, aber trotzdem modern eingerichtet. Das grau pastellfarbene Sofa habe ich relativweit in die Mitte des Raumes gestellt und dazu einen schlichten runden weißen Couchtisch dazu gestellt. Gegenüber steht selbstverständlich mein Fernseher, weil wie soll ich sonst meine K-Dramas und Disneyfilme schauen? Hinter dem Sofa habe ich meine Schreibtischecke eingerichtet. Es ist ebenfalls schlicht und einfach gehalten und dazu ein dunkelblauer überzogener Sesselstuhl. Ein paar einfache Vorhänge vor die großen Fenster und schon war ich fertig. Streichen muss ich nicht mehr. Mein Vater hat mir kurz vor dem Einzug, einen Maler in das Haus geschickt und er hat dann die Wände in den Farben, die ich haben wollte, gestrichen. Ich fand es sehr nett von meinem Vater, dass er mir das alles bezahlte. Auch wenn seine Bedingung dafür war, dass ich mich nicht mehr bei ihm melde und ihn in Ruhe lasse. Ich habe ihn schon seine Liebe des Lebens genommen, da muss ich ihn nicht auch noch im Weg stehen.

Bevor ich tiefer in meine Gedanken sinken kann, mache ich die Musik lauter und singe laut mit. Musik hilft mir immer. Sie beruhigt mich. Ich bin nicht gut mit Worten und Gefühlen, aber mit der Musik kann ich mich richtig ausdrücken. Es ist als ob es meine eigene Sprache wäre. Nur mit ihr kann ich mich ausdrücken. Also singe ich aus voller Lautstärke mit und richte das Haus weiter ein.

Ich lasse mich völlig erschöpft auf meinem neuen wunderschönen Sofa fallen. Ich habe tatsächlich alles geschafft einzuräumen und einzurichten. Ich habe so einen Riesenhunger, weshalb ich in mein Kühlschrank schauen gehe. Ich laufe in meine schlichte schwarze moderne Küche und öffne die silbernen Türen des Kühlschranks. Ich habe vergessen einkaufen zu gehen. Ich habe noch von vorhin Wasserflaschen drinnen stehen. Wasser macht aber nicht satt, weshalb ich mich dazu entscheide nochmal loszugehen. Ohne etwas zu Essen halte ich es heute einfach nicht aus. Ich habe sonst nie wirklich Hunger, aber da ich heute wirklich noch rein gar nichts gegessen habe, platze ich vor Hunger. Ich habe heute Morgen ein 7eleven in der Nähe gesehen, weshalb ich dorthin gehen werde.

Ich schnappe mir meine Kopfhörer, stecke sie in meine Ohren, ziehe mir meine Kapuze über den Kopf, setze meine Maske auf, mache meine Lieblingsplaylist an und gehe los. Mir kommt ein leichter Wind entgegen. Ich liebe Wind. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Wind perfekt zu meinem Song weht, als würde man selbst den Wind durch die Musik steuern können. Ich laufe die leere Straße hinunter und biege an der nächsten Ecke nach rechts ab und entdecke direkt den Laden. Ich gehe in den 7elven hinein und er ist genauso verlassen, wie die Straßen draußen. Na ja, es ist auch schon etwas später und morgen ist Montag. Da fällt mir gerade ein, dass ich morgen meinen ersten Schultag in der neuen Schule habe. Ich wollte es eigentlich bis morgen verdrängen, aber dass ich irgendwann daran denken werde, war vorhersehbar. Ich hasse die Schule. Ich bin mir sicher, dass es auf der neuen Schule nicht besser wird. Ich wurde auf meiner alten Schule ziemlich schlimm gemobbt, weil sie irgendwann herausgefunden haben, was in meiner Vergangenheit passiert ist. Ich setzte mich nicht zur Wehr, weil ich es verdient habe, so behandelt zu werden. Weh tun, tut es trotzdem und ab und zu, stelle ich mir schon die Frage, ob ich das alles wirklich verdient habe, denn das was geschehen war, war ein Unfall gewesen. Aber dennoch verstehe ich alle Leute die mich hassen, denn ich kann mich selbst nicht einmal im Spiegel anblicken. Ich schüttle die düsteren Gedanken von mir ab und konzentriere mich wieder aufs einkaufen.

Ich schnappe mir eine Packung Ramen aus dem Regal vor mir. Aber ich komme nicht ran, weshalb ich aufs Regal klettere, aber als ich die Packung Ramen in der Hand habe, falle ich auf dem Boden. Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter, weswegen ich zur Seite blicke und mit Abstand den schönsten Jungen der Welt anblicke. Ich starre ihn an. Er blickt mich mit seinem schönen Lächeln an. Der Junge hebt die Packung Ramen auf und hilft mir auf. Er hat seine Hand immer noch auf meinem Arm. "Danke." ,gebe ich leise von mir. Ich bin nicht gut im Reden. Ich will nicht mit Leuten reden, weil man so Kontakt aufbauen könnte und dass, will ich nicht. Ich kann das einfach nicht zulassen, dass ich wieder jemanden verletzte. "Kein Problem, aber tut dir etwas weh?" ,gibt der wunderschöne Junge vor mir von sich. "Geht schon, aber danke." Ich drehe mich wieder um und gehe zur Kasse. Die Situation ist mir zu viel. Was soll nur aus mir werden, wenn selbst das mich schon überfordert? Ich bezahle und verlasse danach schon fast fluchtartig den Laden.

Da ich morgen leider in die Schule gehen muss, gehe ich ins Bett. Abgesehen davon, bin ich auch ziemlich müde. Es war ein langer Tag und schlaf wird mir guttun. Auch wenn schlafen eine Sache ist, die ich über alles hasse, denn ich sehe Dinge in meinen Träumen, die ich nie wieder sehen will. Da diese Dinge so schmerzhaft sind und sich so lebendig anfühlen, dass ich jedes Mal das Gefühl habe, wieder dort zu sein. Ich schalte mein Licht aus und schlafe ein.

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Na, wer wird das wohl im Laden gewesen sein?;)
Herzlich Willkommen in meinen neuen Buch! Ich hoffe, es gefällt euch! Ich wünsche euch einen guten Rutsch!

𝐥𝐨𝐧𝐞𝐥𝐢𝐧𝐞𝐬𝐬 ~𝐡𝐲𝐮𝐧𝐢𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt