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Hyunjin PoV.

Endlich ist dieser elende Schultag vorbei und ich kann mit dem anderen Tanzen gehen. Heute war es allerdings gar nicht so schlimm in der Schule, denn ich konnte Jeongin beobachten. Ich weiß selbst nicht, warum er meine Aufmerksamkeit so auf sich zieht. Ich hoffe, er hält mich nicht für einen Stalker. Er ist wirklich sehr faszinierend. Mir ist aufgefallen, dass er sehr still und eine eher zurückhaltende Person ist, aber er scheint nicht desinteressiert zu sein, sondern es gibt einen anderen Grund. Wahrscheinlich liege ich damit ziemlich daneben, aber es ist auch nur ein Bauchgefühl. Apropos Jeongin, er verlässt den Raum. Ich schnappe mir schnell mein restliches Zeug und gehe ihm hinterher, vorher aber sage ich zu Felix, "Wartet nicht auf mich. Ich komm nach." Felix zuckt nur seine Schultern und schon bin ich aus der Tür raus. Allerdings habe ich Jeongin aus den Augen verloren, weshalb ich mich umsehe. Zuerst dachte ich, dass er die Treppen, wie die anderen, hinunter gehen würde, aber er geht sie hinauf. Was will er da oben? Ich folge ihn unauffällig.

Er geht in den alten Musikraum und lässt die Tür einen Spalt offen. Wahrscheinlich hat er Angst, dass er die Tür nicht mehr aufbekommt, wenn er sie zu macht. Ich weiß nicht wieso, aber alleine sein bloßes Wesen scheint niedlich zu sein. Ich lehne mich leise an die Wand, neben der Tür und höre zu. Denn er fängt an Klavier zu spielen und zu singen. Ich habe noch nie in meinen ganzen Leben eine so schöne Stimme gehört. Sie zieht einen direkt in den Bann. Man spürt mit jedem Wort was er singt, seine Emotionen. Er scheint auf den ersten Blick ein Junge zu sein, der Schweigsam und Ruhig ist, aber er ist es nicht, er scheint eher jemand zu sein, der nur vor Emotionen sprudelt. Er klingt traurig. Dass ist seine eigene Art sich damit auszudrücken. Bei mir ist es Tanzen und bei ihm Singen. Wir haben also etwas gemeinsam, die Musik. Dieser Gedanke, lässt mich auf lächeln. Er erzählt etwas. Ich habe noch nie eine Stimme gehört, die mich so derart berührt. Seine Stimme klingt traurig, als würde er einen riesen Ballast mit sich tragen. Was ihn wohl beschäftigt? Ich lausche weiterhin seinen wunderschönen und sanften Gesang. Allerdings gehe ich, bevor er merkt, dass ich ihm zugehört habe. Ich werde einfach unten auf ihm warten. Bei niemand anderen würde ich dies machen, aber bei ihm ist es irgendwie anders.

Ich lehne mich ans Treppengeländer, damit ich Jeongin abfangen kann. Ich höre seine Schritte auf der Treppe, weshalb ich meinen Kopf zu ihm drehe und unsere Blicke sich treffen. "Hey Jeongin, was machst du noch hier?" Er scheint von meiner Frage leicht überfordert zu sein. Ich mustere ihn, aber werde nicht wirklich schlau aus ihm. "Ich habe mir die Schule noch angesehen." Das dies eine Lüge war, ist mir völlig klar. Wahrscheinlich will er nicht, dass Leute wissen, dass er singt. Was ich wirklich schade finde, da er eine wirklich schöne Stimme hat. Jeder hat seine Gründe, und er vermutlich auch. Ich stelle mich vor ihm und blicke ihn direkt an. "Ich hätte sie dir auch zeigen können." ,steige ich in seine Lüge mit ein. Ich hätte ihn die Wahrheit sagen können, aber ich stieg mit in seine Lüge ein. Ich will ihn nicht noch mehr in Verlegenheit bringen. "Du bist nicht sehr gesprächig oder?" Er antwortet wieder nicht. Er nickt nur leicht. Er scheint wirklich nervös zu sein. Er sieht dabei so niedlich aus, dass mir ein kleines Schmunzeln entweicht. Sein Blick gilt wieder mir und ich weiß nicht wieso, aber in ihn geht so viel mehr vor, als es den Anschein macht, denn ich erkenne in seinen Augen wieder diesen kleinen Funke von Angst. Um ehrlich zu sein, macht ihn das nur noch interessanter. "Lass uns gehen." ,schlage ich vor um das Thema zu wechseln. Also gehen wir los und verlassen das Schulgebäude.

Ich bin dankbar dafür, dass wir in dieselbe Richtung gehen müssen, denn ich wollte ihn noch nicht Tschüss sagen. Was hat er an sich, dass er meine Aufmerksamkeit so bekommt? Ich habe mich noch nie für eine Person so sehr interessiert, obwohl ich ihm kaum bis gar nicht kenne. Nur für meine Freunde, aber noch nie für eine andere Person. Ich bin zu jeden nett, aber wirklich interessieren tue ich mich nie für diese Leute. Ich will mehr über ihn wissen. "Woher kommst du eigentlich?" ,unterbreche ist unsere angenehme Stille. "Ich komme aus Busan." Seine Antwort ist ziemlich knapp, aber ich bin glücklich darüber, dass er mir überhaupt eine Antwort gegeben hat. Ich wollte schon immer mal nach Busan reisen. "Oh, wirklich?" "Ja." Erneut liegt mein Blick auf den Kleinen. Ich lächle ihn an. "Und warum seid ihr hierhergezogen?" "Ihr?" ,fragt er mich ziemlich verwirrt. "Deine Eltern und dich, meine ich." Ich lache dabei, weil ich es sehr niedlich finde, dass er so irritiert davon ist. Er bleibt aber anders als gedacht, plötzlich stehen und sein Blick wird traurig und besorgt zugleich. Ich bleibe ebenfalls stehen und mustere ihn wieder, so wie es heute schon so oft war. Seine Reaktion bereitet mir Sorgen und sorgt dafür, dass ich nur noch mehr über ihn erfahren möchte. Er scheint sich wieder zufassen, weshalb er weiterläuft. "Meine Eltern haben es wegen ihrer Arbeit so entschieden." "Ach so, also der typische Grund." ,sage ich mehr zu mir selbst als zu ihm. Aber warum war dann seine Reaktion so merkwürdig gewesen? Steckt doch noch mehr dahinter? Wir kommen an der Bushaltestelle an und Jeongin bleibt wieder stehen. Er dreht sich zu mir um. "Ich muss mit dem Bus fahren." ,gibt er leise und schüchtern von sich. Wieder eine Sache die wir gemeinsam haben. "Ich eigentlich auch, aber ich treffe mich noch mit Freunden." Er starrt mich an und scheint in seine Gedanken vertieft zu sein. Erneut bereitet mir sein Blick Unbehagen. Ich glaube, Jeongin versucht etwas aus mir zu lesen, aber er scheint mitzubekommen, dass er mich schon die ganze Zeit angestarrt hat. Der Bus kommt und so müssen wir uns leider schon voneinander verabschieden. "Bis morgen, Jeongin." Ich lächle ihn wieder an. "Bis morgen." ,sagt er schüchtern. Ein kleiner rosa Schimmer belegt seine Wangen, dadurch sieht er noch viel niedlicher aus. Leider, kommt der Bus und er steigt ein. Ich schaue den Bus hinterher, bis sich mein Handy meldet.

"Chan, was gibt's?" "Wo um alles in der Welt, steckst du? Du bist schon 20 Minuten zu spät." Chan macht sich immer direkt sorgen um uns. Manchmal ist das wirklich lästig, aber wir wissen alle, dass er es nur gut meint. "Tut mir leid, ich wurde aufgehalten. Ich komme jetzt. Ich bin in 10 Minuten da." Damit lege ich auf und renne los. Und tatsächlich, bin ich nach 10 Minuten da. Ich ziehe mich schnell an, denn in der Schuluniform zu tanzen, ist etwas unbequem. Ich schließe mich den anderen an, nachdem ich alle begrüßt habe und schon trainieren wir alle.

𝐥𝐨𝐧𝐞𝐥𝐢𝐧𝐞𝐬𝐬 ~𝐡𝐲𝐮𝐧𝐢𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt