Kapitel 12

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Auf dem Heimweg hatte sich eine seltsame Stille zwischen mir und Rumpelstilzchen ausgebreitet. Jedes Mal wenn ich versuchte Augenkontakt mit ihm aufzunehmen, sah er aus dem Fenster. 

Irgendwann gab ich auf und wartete stumm bis wir angekommen waren. 

Als wir uns wieder im Schloss befanden, wollte er gleich in seinem Arbeitszimmer verschwinden. Er war schon die halbe Treppe hinaufgestiegen als ich rief:,,Wo wollt Ihr hin?"

,,Nach Oben...?", antwortete er und zeigte mit dem Finger auf das Ende der Treppe. 

,,Ihr lauft vor mir weg", schloss ich, ohne auf seine Antwort einzugehen.

,,Ich glaube nicht, dass ich in meinem eigenen Heim vor jemandem weglaufen müsste", erwiderte er.

,,Warum tut Ihr es dann?", fragte ich.

Er sah mich einen Moment lang irritiert an.

,,Tue ich nicht."

,,Tut Ihr wohl", sagte ich und ging zu ihm. Er stieg ein paar Treppen nach Oben. ,,Habe ich etwas falsch gemacht?"

,,Nein. Ich muss jetzt wirklich gehen", wich er aus und drehte mir den Rücken zu. Ich sah ihn enttäuscht an. 

,,Wie Ihr wollt", murmelte ich entfernte mich.

Ich ging zu dem Sessel vor dem Kamin, ließ mich nieder und zog die Beine an. Den Kopf hatte ich auf meine Knie gelegt. 

Trauer breitete sich in mir auf. Es tat weh, immer abgewiesen zu werden. 

Ich beobachtete die Flammen. Sie entsprangen aus der gleichen Quelle, tanzten aber um einander herum, ohne sich jemals zu berühren. 

Meine Gedanken schweiften ab. Das mit mir und Rumpelstilzchen begann langsam aber sicher ernster zu werden. Jedenfalls sah ich das so.

Ich war wahrscheinlich tiefer zu ihm vorgedrungen, als er gedacht hatte. Doch er wollte es nicht zulassen. Er wollte meine Nähe nicht zulassen. 

Er wollte nicht enttäuscht werden, das wusste ich. Lieber schubste er mich von sich. Ich konnte ihm noch so oft sagen, was ich in ihm sah, er würde es nie hören. 

Er blockierte etwas, er konnte nicht das Gute in ihm sehen. Anders als ich.

Jedoch wusste ich ebenfalls, dass er wollte, dass ich blieb. Anderenfalls wäre er mich schon längst losgeworden. 

Das Nachdenken ließ mich müde werden, obwohl es erst früher Abend war. 

Irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn als ich meine Augen öffnete, war das Feuer erloschen. Jemand hatte mich zugedeckt. 

Und dieser Jemand saß mir gegenüber und las interessiert in einem Buch. Es war das Buch, das ich gelesen hatte, als ich vollkommen allein in seinem Schloss gewesen war. Das Buch über die mutige Kriegerin.

Er klappte es zu und sah mich an. 

,,Das ist also, wie du sein willst", stellte er fest.

,,Ich hätte jedenfalls nichts dagegen", erwiderte ich und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

,,Ich glaube, ich muss mich entschuldigen", sagte er und betrachtete den Einband des Buches.

,,Wofür?", fragte ich, obwohl ich die Antwort kannte.

,,Dafür, dass ich dich so behandele. Mal lasse ich deine Nähe zu, dann weise ich dich wieder ab. Das ist mir bewusst, aber ich kann nicht anders, Belle. Ich kann mir nicht erlauben, schwach zu wirken."

Beauty and the BeastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt