In den nächsten Tagen kam nichts Besonderes vor. Ich hatte ein paar mal beim Putzen versucht, mit Rumpelstilzchen ins Gespräch zu kommen, doch er hatte mich immer und immer wieder abgewiesen. Irgendwann hatte ich es dann sein gelassen. Es war offensichtlich, dass er nicht wollte, dass ich ihn näher kennenlernte.
Inzwischen war ich schon seit fast einem Monat seine Haushälterin. Eines Tages, als ich gerade im oberen Stockwerk die Regal abwischte, hörte ich von unten Stimmen.
Rumpelstilzchen hatte nie Besuch.
So leise wie möglich schlich ich die Treppe hinunter und versteckte mich hinter einer Säule. Ich erblickte Rumpelstilzchen, wie er wild mit den Armen fuchtelte und anscheinend wutentbrannt war. Als ich mich ein bisschen weiter vorbeugte, sah ich einen Mann mittleren Alters, mit einem Umhang. Pfeil und Bogen hatte er auf Rumpelstilzchen gerichtet.
,,...du glaubst also, dass du mich bestehlen kannst?", fragte Rumpelstilzchen äußerst aufgebracht.
,,Sieht so aus", erwiderte der Unbekannte lässig. Er war ganz schön mutig. Vielleicht kannte er Rumpelstilzchen auch einfach nicht so gut. Der Fremde machte einen Schritt nach hinten, spannte den Pfeil und...schoss ihn ab. Mitten in Rumpelstilzchen's Herz. Erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund, um nicht aufzuschreien.
Rumpelstilzchen lehnte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht nach hinten, und hielt sich die Brust. Doch dann breitete sich ein hämisches Grinsen auf seinem Gesicht aus. Scheinbar unverletzt richtete er sich auf und mit einer Handbewegung seinerseits war der Pfeil verschwunden.
Ich wusste nicht wieso, aber ich war erleichtert. Der Fremde schien nicht damit gerechnet zu haben, denn auf seinem Gesicht breitete sich Verwunderung aus, die sich langsam in Verzweiflung verwandelte.
,,Hast du gedacht ein Narr wie du könnte mich mit einem kleinen, erbärmlichen Pfeil umbringen?", fragte Rumpelstilzchen angriffslustig.
,,Eh...I-ich..", stotterte der Mann. Rumpelstilzchen lief auf ihn zu und schlug ihm Pfeil und Bogen aus den Händen. Aus Angst hob sein Opfer einfach nur die Hände. Rumpelstilzchen packte ihn hart am Kragen und zog ihn hinter sich her. Ins Untergeschoss.
Ich folgte ihnen unauffällig.
Unten angekommen, stieß Rumpelstilzchen eine Tür auf, die in einen völlig leeren Raum führte. Von der Decke baumelten zwei Metallhandschellen. Er packte die Hände des Eindringlings und steckte sie in die Handschellen. Da sie relativ hoch hingen, baumelte der arme Mann nun an seinen Händen über dem Boden.
,,Bitte", flehte er, ,,bitte lasst mich gehen. Meine Frau ist hochschwanger, ohne mich überlebt sie nicht! Mein Kind, bitte!"
Rumpelstilzchen lachte nur schadenfroh. Auf seinem Gesicht war keine Spur von Mitleid, auf meinem auf jeden Fall.
,,Ich würde sagen, das hättest du dir überlegen sollen, bevor du mich bestehlen wolltest. Jetzt ist es nämlich zu spät", sagte er und zückte einen Dolch.
Schnell schaute ich weg. Das konnte ich mir nicht mitansehen. Ich hörte nur die gequälten Schreie des Mannes und ein fieses Lachen.
Ich hatte gewusst, dass Rumpelstilzchen nicht gerade zu den liebevollem Leuten gehörte, aber das er so grausam war, hätte ich wiederum nicht gedacht. Vollkommen verschreckt stürmte ich nach oben.
Nach einer Stunde hörte ich Rumpelstilzchen's Stimme:,,Belle! Komm herunter!"
Ich gehorchte und stieg die Treppen hinab. Mich grauste es vor dem, was ich jetzt zu Gesicht bekommen würde. Ich stieß die Tür auf und stolperte dann vor Schreck erst einmal ein paar Schritte rückwärts.
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Beauty and the Beast
Fantasy,,Du lügst doch, Belle, das weiß ich", sagte er. ,,Ihr seid kein Monster", wiederholte ich ohne mit der Wimper zu zucken. Midnight Kingdom ist kurz davor seine Königin zu verlieren. Es gibt nur Einen, der ihr das Heilmittel beschaffen kann, das sie...