Kapitel 17

621 43 13
                                    

Helles Sonnenlicht.

Die Steinplatten der Mauer, die das Schloss umgab, fühlten sich warm an.  Ich lehnte schweigend meinen Kopf dagegen. Genoss den Geruch von Frühling und dieses glückliche Gefühl, das sich in mir breit machte. 

Ich ergriff die Leiter, die neben mir von der Mauer baumelte und erklomm Sprosse um Sprosse. 

Als ich oben angekommen war, erblickte ich vor mir einen königlichen Garten. 

Das Gras war saftig grün, Blumen in allen Formen und Farben strahlten mir entgegen und luden mich förmlich dazu ein, jede Einzelne zu begutachten, jeder Einzelnen meine Aufmerksamkeit zu schenken. Doch eine Sache zog mich besonders in ihren Bann. Es war ein langer Tunnel, der aus Ranken und weiteren Blumen bestand. 

Ich ließ mich von der Mauer herab und bewegte mich wie in Trance auf dieses seltsame und zugleich wunderschöne Gebilde zu. 

Ein leichter Wind kam mir vom Ende des Tunnels entgegen und lockte mich immer weiter. Ich war schließlich am Ende angekommen und erblickte einen großen Brunnen, mit klarem Wasser. Hinter dem Brunnen, welcher sich auf einem Hügel befand, erstreckte sich der restliche Garten, er schien unendlich zu sein. 

Hinter dem Brunnen stand eine Person. Ich konnte ihr kastanienbraunes Haar erkennen, sowie ein bezauberndes gelbes Kleid. 

In ihrer Hand hielt sie eine Rose. 

Dieser Traum war anders gewesen. 

Anders als alle Anderen, die ich seit Belle's Tod gehabt hatte. Er war realer gewesen, mehr wie eine Vision. 

Vielleicht wurde ich langsam verrückt. Oder ich war es schon längst. Doch irgendetwas sagte mir, dass ich auf der Stelle zu diesem verzauberten Ort reisen musste. Denn es gab ihn wirklich, ich hatte es gleich nach meinem Erwachen gewusst. Und ich hatte ihn schon mal gesehen. Es gab keinen vergleichbaren Garten, der Einzige, der so aussah und den ich kannte, war bei Prinzessin Snow White und Prince Charming. 

Eine Stimme in meinem Kopf sprach mir gut zu. Sagte mir, dass dies der richtige Weg sei. Ich wusste, dass sie tot war, jedoch hatte ich mich ihr in diesem Traum so nah gefühlt, wie vorher. Als sie noch am Leben und hier bei mir war. 

Ich trat hinaus ins Sonnenlicht, genoss eine Weile den Ausblick. Ich besah mir wie so oft die grünen Wiesen, den kleinen Bach und den strahlend blauen Himmel. Es war ein lebendiger Tag. Und auch ich fühlte mich so. Zum ersten Mal seit Belle's Tod war ich aus der Luftblase von Schmerz und Kummer herausgetreten. 

Ich musste zu diesem Ort. An dem man das Glück spüren konnte. Und ich wollte es. Ich wollte mich nicht mehr elend fühlen, ich wollte leben. So, wie Belle es immer getan hatte. 

Also ging ich los, lief durch das Land, Tag und Nacht, gesteuert von diesem einen Gefühl. 

Und irgendwann erblickte ich ein hübsches Dorf. Die Menschen lachten und schienen Spaß zu haben. Es roch gut, nach frischem Brot und Obst, nach Leben. Als ich mich umguckte erspähte ich ein bekanntes Gesicht. 

Die weise Frau mit den Blumen, die mir nach meinem Zusammenbruch begegnet war. Ihren Mund umspielte ein Lächeln, ich erwiderte es und nickte ihr zu. 

Das Schloss von Prince Charming und Snow White ragte in seiner vollen Größe vor mir empor. Ich lief um es herum, erreichte die Steinmauer aus meinem Traum. Es war, als ob ich wieder in den Traum zurückgeschlüpft wäre, alles war gleich. 

Ich schnippte mit dem Finger und kurz darauf stand ich auf der Mauer.

Vor mir erstreckte sich der riesige Schlossgarten. So viele Farben, so viele Gerüche, es war unmöglich alles gleichzeitig in sich aufzunehmen. Ich sprang hinunter und landete leichtfüßig.

Beauty and the BeastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt