Kapitel 8

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In den folgenden Tagen, verstand ich mich immer besser mit Rumpelstilzchen. Wir hatten plötzlich viel mehr Gesprächsstoff. Allerdings kam es trotzdem manchmal zu Situationen, in denen weder er noch ich wussten, was wir sagen sollten. 

,,Wieso bist du eigentlich freiwillig mit mir mitgekommen? Abgesehen von dem offensichtlichen Grund.", fragte er mich eines Tages als ich gerade über den Tisch wischte und er wieder am Spinnrad saß. 

Ich musste komischerweise nicht lange über diese Frage nachdenken.

,,Ich hatte mich einfach schon oft gefragt, ob in mir wirklich eine Prinzessin steckt. Natürlich ist es weit aus entspannter, Diener zu haben, die alles erledigen aber ich habe das nie als richtig empfunden. Man wird einfach immer mit Samthandschuhen angefasst, hat aber nie die Chance vielleicht selber mal gegen ein Monster oder etwas in dieser Art zu kämpfen und somit eine Heldin zu sein. Außerdem mochte es nicht, wenn man mich immer nur mit ,,Majestät" oder ,,Hoheit" angesprochen hat. Das passt nicht zu mir.", erklärte ich. 

Ich hatte dies schon oft meinem Vater sagen wollen, doch hatte mich immer zurückgehalten. Er hätte es nicht verstanden. Rumpelstilzchen allerdings schon. 

,,Ja, das passt wirklich nicht zu dir. Doch sag mir Belle, wieso willst du unbedingt eine Heldin sein?", fragte er. 

Es überraschte mich, dass er mir in meiner letzten Aussage zustimmte. 

,,Ich weiß es nicht. Vielleicht weil man es von einer ,,Prinzessin" nicht erwartet, vielleicht weil es aufregend ist...jedenfalls wollte ich das schon immer.", antwortete ich und lächelte vor mich hin. 

,,Und als ich kam, hast du die Gelegenheit beim Schopf gepackt, oder wie soll ich das verstehen?", hakte er nach.

,,Natürlich in erster Linie, um meine Mutter zu retten, aber ja. Das war der zweite Grund.", bestätigte ich. 

,,Interessant. Hast du denn keinen Verlobten, der sich jetzt um dich sorgt?", fragte er weiter.

,,Nein, nicht wirklich. Jedenfalls sehe ich das nicht so.", erwiderte ich schmunzelnd. 

,,Erklär' mir das genauer.", forderte er und grinste.

,,Nun ja...ich liebe ihn nicht. Er ist oberflächlich, arrogant und ziemlich eitel. So jemandem kann ich einfach nicht mein Herz schenken.", erklärte ich.

Er nickte und ich glaubte ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen zu entdecken. 

,,So, genug von mir. Erzählt doch mal von Euch.", forderte ich.

,,Da gibt es nicht viel zu erzählen.", sagte er knapp. 

Nein, diesmal würde ich mich nicht mit so einer Antwort zufrieden geben. 

,,Das glaube ich Euch nicht.", sagte ich, nahm mir einen Hocker und setzte mich zu ihm. 

Er schaute mich nur verwirrt an.

,,Ich glaube, dass Ihr schon sehr viel erlebt habt, was Ihr mir erzählen könntet.", beharrte ich.

,,Nun ja, was willst du wissen?", fragte er.

Also doch! Ich musste nur etwas hartnäckiger sein.

,,Was war bevor Ihr in diesem Schloss gelebt habt?", sprach ich aufgeregt die erste Frage aus, die mir in den Sinn kam. 

,,Ich habe in einem Dorf gelebt.", erwiderte er. 

,,Allein?" 

,,Nein...mit meiner Frau und meinem Sohn."

,,Wo sind sie?", fragte ich.

,,Ich habe sie verloren. Alle beide.", antwortete Rumpelstilzchen und schaute auf den Boden. 

Beauty and the BeastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt