Kapitel 3

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Harter Steinboden. Irgendwo tropfte etwas. Kälte. 

Ich hatte nicht einmal in dieser Nacht ein Auge zugemacht. Ein wenig Tageslicht fiel durch das Fenster hinein. Ich stand auf und stellte mich in den hellen Schein. Wie es meinen Eltern wohl gerade ging? Ich hoffte inständig, dass es ihnen besser erging als mir. Abwesend malte ich mit meiner Hand kleine Muster auf den kalten Stein. Ich fragte mich, wieso Rumpelstilzchen so gemein war. Ich hatte ihm doch nichts getan. Und trotzdem behandelte er mich wie den letzten Abschaum. Ich hatte zwar nie wirklich daran Gefallen gefunden, mit ,,Euer Majestät" angesprochen zu werden, doch mir gefiel es nicht, wie Rumpelstilzchen mit mir umging. 

,,An die Arbeit!", zog mich eine schneidende Stimme aus den Gedanken. Erschrocken fuhr ich zusammen und drehte mich um. Dort stand er mit verschränkten Armen, doch mit einem Lächeln auf dem Gesicht, welches ich nicht definieren konnte. 

,,Ja, ich komme", sagte ich und trat einen Schritt auf ihn zu. Er verfolgte jede meiner Bewegungen. Sein Blick hatte etwas Nachdenkliches. Etwas, das für eine Sekunde in seinen Augen aufblitzte, doch sofort wieder verschwand.

,,Wie schläft es sich denn so, auf dem Boden?", fragte er mich und lachte hämisch.

Ungläubig schaute ich ihn an. Das war wirklich das Letzte, was ich nach so einer Nacht gebrauchen konnte. Ich wollte an ihm vorbeigehen, doch er hielt meinen Arm fest.

,,Ich habe dich etwas gefragt, Belle", erinnerte er mich zischend und seine gelben Augen fixierten die meinen.

,,Das habe ich gehört", sagte ich stumpf und blickte fest zurück in seine Augen. Ich sah, wie er versuchte, die Angst in mir hervorzuholen. Doch ich hatte keine Angst vor ihm.

,,Dann verstehe ich nicht, wieso du nicht antwortest", sagte er scharf und sein Griff verstärkte sich.

,,Das ist nun schon die zweite Sache, die Ihr an mir nicht versteht. Vielleicht solltet Ihr euch Gedanken darüber machen, ob ich wirklich die Richtige für Euch bin. Und ich antworte nicht auf offensichtliche, verachtende Fragen. Nebenbei, Ihr tut mir weh", fauchte ich. Er ließ meinen Arm los und ich rauschte an ihm vorbei. 

Das würde wahrscheinlich Konsequenzen haben. Doch wenn ich schon bis zu meinem Lebensende in diesem Schloss bleiben musste, sollte ich lieber von Anfang an ehrlich sein.

Nachdem ich im Erdgeschoss sämtliche Böden geputzt, Staub gewischt und Teppiche geklopft hatte, war es Zeit für eine Teepause. Doch nicht für mich, sondern für Rumpelstilzchen, welcher mich munter bei meiner Arbeit begleitet- und mindestens einhundert Mal an noch nicht geputzte Stellen erinnert hatte. Wahrscheinlich die Rache für mein Verhalten.

Er saß schon an seiner langen Tafel, als ich mit dem Tablett reinkam. Ich stellte es auf dem Tisch ab und schenkte Tee in eine kleine Porzellantasse, die mit einem blauen Zweig verziert war, ein. 

,,Nachdem ich meinen Tee getrunken habe, wirst du dich an das erste Stockwerk machen, es putzen bis es vor Sauberkeit funkelt", sagte er. 

,,Verstanden", erwiderte ich und nickte. 

,,Gut und ab jetzt wirst du das jeden Tag tun, es sei denn ich gebe dir eine andere Aufgabe."

Ich nickte wieder und ich ging mit der Teetasse in Richtung Rumpelstilzchen.

,,Und...du wirst den Kindern, die ich fange, die Haut abziehen", fügte er todernst hinzu.

Vor lauter Schrecken ließ ich die Tasse fallen. Ein leises Klirren war zu hören.

,,Das war nur ein Scherz. Nicht ernst gemeint", klärte er mich auf und grinste.

,,Oh", antwortete ich und lachte verlegen. Als ich mich herunterbeugte, um die Tasse aufzuheben, sah ich das eine Ecke abgebrochen war.

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