Der nächste Tag begann mit Vorfreude. Ich war aufgeregt wie schon lange nicht mehr.
Ich war gerade dabei, einen großen Beutel mit meinen Sachen zu packen. Da ich nicht viel besaß, dauerte es nicht allzu lange.
Zu guter Letzt ging ich zum Kleiderschrank und streifte das zauberhafte Kleid behutsam von seinem Bügel. Darauf bedacht, es nicht zu knicken, faltete ich es und legte es vorsichtig in den Beutel.
Diesen schnürte ich dann zu und ging ins Erdgeschoss.
,,Da bist du ja endlich, die Kutsche wartet", sagte Rumpelstilzchen und gestikulierte wild.
Ich lachte. Wir gingen gemeinsam hinaus und ich staunte nicht schlecht als ich die Kutsche sah.
Sie war rot und mit goldenen Ranken verziert. Davor standen zwei wunderschöne, weiße Pferde mit wallender Mähne.
Rumpelstilzchen öffnete mir höflich die Tür und hielt mir seine Hand hin. Ich ergriff sie kichernd und stieg in die Kutsche.
Ein kleines Lächeln huschte auf sein Gesicht als er sich ebenfalls setzte. Die Pferde setzten sich von alleine in Bewegung und trabten so sicher, als wüssten sie den Weg. Was sie wahrscheinlich auch taten.
Ich sah aus dem Fenster. Diesmal fuhren wir nicht durch den großen Wald, sondern an ihm vorbei, über die grünen Wiesen, vorbei an Flüssen und Seen.
Ich konnte meinen Blick einfach nicht abwenden. Alles hier war wunderschön.
,,Gefällt es dir?", fragte Rumpelstilzchen mich.
,,Oh ja", erwiderte ich und nickte. ,,Es ist wundervoll."
,,Ja, das ist es", stimmte er mir zu. Er musterte mich. ,,Du scheinst ja wirklich ganz entzückt."
,,Das bin ich auch. Wisst Ihr, zu Hause durfte ich nie wirklich raus. Also natürlich schon auf unseren Hof und vielleicht draußen auf den Wiesen spielen, aber Landschaften, Dörfer und Wälder habe ich nie zu Gesicht bekommen."
,,Wieso nicht?", fragte er.
,,Meine Eltern hatten immer Angst, mir könnte womöglich etwas passieren. Ich habe keine Geschwister und bin somit ihr einziges Kind. Sie wollten mich nicht verlieren", erzählte ich.
,,Das kann ich verstehen", sagte er knapp.
,,Wegen Eurem Sohn?"
Er schaute ertappt, nickte aber.
,,Elterliche Fürsorge ist in vielen Hinsichten etwas Gutes, jedoch sollte man seine Kinder auch mal etwas alleine tun lassen. Wie sollen sie denn sonst lernen, dass Feuer brennt, wenn sie es nie angefasst haben? Wie sollen sie wissen, dass Dornen stechen, wenn sie sich noch nie gestochen haben? Wie sollen sie wissen, was Liebe ist, wenn sie sie nie gespürt haben? Erzählungen können viel bewirken, allerdings kann man nicht alles daraus lernen.", erklärte ich ihm meine Sicht bezüglich dieses Themas.
Er überlegte einen Augenblick. ,,Da hast du Recht, Belle. Das war sehr weise."
Lächelnd schaute ich ihm in die gelben Augen. Er erwiderte meinen Blick.
Irgendwann sah ich wieder nach Draußen. Es war mittlerweile Mittag.
,,Belle, hättest du etwas dagegen, wenn wir unsere Fahrt ein wenig beschleunigen? Ich würde dir gerne noch etwas zeigen, bevor wir heute Abend auf den Ball gehen."
,,Nein, nein, macht nur."
Er schnipste mit den Fingern und plötzlich bekamen die Pferde Flügel. Langsam aber sicher begannen wir abzuheben.
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Beauty and the Beast
Fantasy,,Du lügst doch, Belle, das weiß ich", sagte er. ,,Ihr seid kein Monster", wiederholte ich ohne mit der Wimper zu zucken. Midnight Kingdom ist kurz davor seine Königin zu verlieren. Es gibt nur Einen, der ihr das Heilmittel beschaffen kann, das sie...