Kim Hongjoong
Müde gähnte Hongjoong, während er weiter durch das Zielfernrohr seiner Waffe sah. Seine Nachtschicht war ereignislos gewesen. Lieber hätte er seine Nacht im Bett neben Mingi verbracht, anstatt Wache zu halten, aber was sollte er auch schon machen. Wenn sie hierbleiben wollten, mussten sie sich irgendwie in die Gesellschaft mit einbringen. Schließlich war nichts umsonst. Für die nächste Zeit würden sie die Sicherheit, die sie hier im Dystopia erhielten, ausnutzen. Hongjoong hatte bereits nach wenigen Tagen bemerkt, dass in dem Hochhaus auch nicht alles glatt lief. Er hatte sich vorgenommen, sich nach seiner Schicht etwas im Gebäude umzusehen. Vielleicht würde sein Weg ihn in die höheren Stockwerke führen, die so berüchtigt schienen.
„Hongjoong?"
Leicht zuckte der Angesprochene zusammen und wurde so aus seinen Gedanken gerissen. Hastig wandte er sich vom Fenster ab und sah zu seinem Nebenmann. Sanft lächelte Keonhee ihn an. Hongjoong hatte gar nicht bemerkt, wie einer seiner guten Freunde sich in das Appartement begeben hatte. Er war heilfroh gewesen, wenigstens diese lebend hier aufgefunden zu haben.
„Oh... Hyung... Tut mir leid, ich hab dich gar nicht bemerkt.", entkam es dem Jüngeren knapp. Keonhee winkte nur ab.
„Deine Schicht ist nun um. Ich löse dich ab."
Dankend sprang Hongjoong von dem Barhocker, welcher vor das Fenster gestellt wurde und sicherte seine Waffe. Diese Schicht war einfach nur langweilig gewesen, sollte sich nun Keonhee damit abquälen. Kurz verabschiedete sich Hongjoong von dem Älteren und verließ das Appartement. Nachdenklich blieb er im Flur stehen. Er war gerade im 11. Stockwerk. Mingi's und sein Appartement waren eine Etage unter ihm, Wooyoung und Yeosang waren stattdessen eine Etage über ihm.
Kurzerhand schlug Hongjoong mit nun eingeschalteter Taschenlampe den Weg zum Treppenhaus ein. Im 12. Stockwerk begab er sich zum Appartement Nr. 1206, um vielleicht Wooyoung und Yeosang anzutreffen. Skeptisch betrachtete er deren Nachbarn. Unter dem Türschlitz erkannte man Stroboskoplicht. Unverständlich schüttelte Hongjoong seinen Kopf und klopfte stattdessen an der Wohnung, die sich seine zwei Freunde teilten. Stille. Niemand öffnete ihm die Tür. Höchstwahrscheinlich hatten sie ihre Schichten oder lungerten irgendwo andersherum, schließlich war Hongjoong auch nicht sofort nach getaner Arbeit zu seiner Wohnung gegangen. Leicht zuckte er mit seinen Schultern und erschrak leicht, als im selben Moment die linke Tür geöffnet wurde. Mit großen Augen blickte er zu Rowoon, welcher seine Tür verschloss und Hongjoong zur Begrüßung zunickte, was der Jüngere ihm gleichtat. Er konnte sich vorstellen, dass der ehemalige Schauspieler mittlerweile nicht mehr der gesprächigste war. Hongjoong hatte von der Tragödie des Älteren gehört. Die trüben Augen wandten sich von ihm ab. Mit schlürfenden Schritten ging Rowoon weg und ließ Hongjoong wieder allein.
„Wenn du ihn weiter so anstarrst, bohrst du ihm mit deinem Blick ein Loch in den Rücken."
„Was?!", entfloh es Hongjoong eine Spur zu laut. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Musste man ihn so sehr erschrecken? Hastig wandte Hongjoong seinen Blick von Rowoon ab und sah zur rechten Tür, welche einen breiten Spalt offenstand, darin lehnte ein Typ mit wirren blonden Haaren, einem grauen weiten Sportanzug und einem Joint zwischen den Lippen. Hongjoong musste kein Musikfreund sein, um eindeutig sagen zu können, dass vor ihm der Rapper Bobby stand.
Hongjoong hatte nicht einmal bemerkt, wie die Tür aufgemacht wurde. Nun erstrahlte der Flur in hellen und bunten Licht. Da war ja der Lichtkegel seiner Taschenlampe ein Witz im Vergleich. Bobby nahm seinen Joint aus dem Mund und streckte diesen anbietend Hongjoong entgegen.
„Auch ein Zug?"
„Nein, danke.", entgegnete der Jüngere leicht angewidert. Es war für ihn sowieso unverständlich, wie man während einer Zombie-Apokalypse noch an Drogen denken kann. Bobby zuckte bloß mit seinen Schultern und nahm wieder einen guten Zug von seinem Joint.
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Contagious Pt. 2: Afterlife
FanfictionNach dem Opfer, welches San für seine Freunde gebracht hatte, war dieser praktisch vom Erdboden verschluckt und niemand konnte ihn ausfindig machen. Wooyoung schwor sich, seinen Freund irgendwie wiederzufinden. Doch die Freunde haben bald mit noch m...