Kapitel 1

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Alles begann damit, dass ich am 25. April 2018 in einer großen gemütlichen Box, deren Boden dick mit Stroh ausgestreut war geboren wurde. Mein helles Fell war noch nass und meine Mutter leckte mich trocken. Ich war noch sehr müde und hätte mich am liebsten hingelegt, um zu schlafen, aber meine Mutter forderte mich schon nach einer kurzen Weile auf, aufzustehen. Es fiel mir anfangs sehr schwer und es brauchte ganz schön viele Versuche, bis ich zum ersten Mal sehr wackelig auf den Beinen stand. Ich drohte fast wieder einzuknicken, doch meine Mutter stütze mich und ich hielt mich zittrig auf den Hufen.

Müde sank ich wieder ins Stroh und meine Mutter beugte sich schützend über mich. Ich schloss meine Augen und legte meinen Kopf in der bequemen Einstreu der Box ab, bevor ich wieder einschlief.

Es dauerte etwas, bis ich meine Augen wieder öffnete. Ich versuchte wieder aufzustehen, schaffte es allerdings erst beim zweiten Mal. Meine Mutter spitze die Ohren in Richtung Stallgasse und auch ich hob interessiert meinen Kopf. Ein Wesen kam auf unsere Box zu. Es hatte einen großen Körper, doch anstatt von vier Beinen, hatte es zwei Arme und zwei Füße. Es hatte auch kein richtiges Fell wie ich oder meine Mutter, sondern blaues künstliches Fell am Oberkörper und an den Beinen. Auf dem Kopf war der einzige Überrest an Haaren, die es hatte. Es waren sehr kurze blonde Haare, die ihm nur knapp ins Gesicht hingen.

Später erfuhr ich, dass diese Wesen Menschen genannt wurden.

Dieser Mensch machte bei mir und meiner Mutter halt und betätigte einen Hebel. Dieser quietschte, als er von ihm, nach oben gedrückt wurde.

Erschrocken machte ich einen Satz hinter meine Mutter und lugte nur ganz vorsichtig hinter ihrem Schweif hervor.

Der Schweif meiner Mutter war genauso hell wie meiner. Er hatte einen cremefarbenen Ton und das Fell von uns beiden war in einem hellen Braunton gehalten. Auf der Nase besaß meine Mutter allerdings einen großen, weißen Strich und ich hatte dort im Gegensatz zu ihr einen dicken Punkt auf der Stirn.

Meine Mutter trat zu dem Menschen heran und ich blieb dicht hinter ihr. Er streichelte ihr über die Nase. „Na Cinderella", sagte er, „nun ist es soweit gewesen. Schade, dass ich bei der Geburt diesmal nicht dabei sein konnte.

Meine Mutter schien diesen Menschen zu mögen. Ich verstand nicht was für Geräusche er da machte, dennoch trat ich einen Schritt näher. Er streckte einen Arm aus. Ich tat noch einen Schritt und konnte nun seine Hand beschnuppern. Sie roch leicht nach meiner Mutter, aber auch nach einem anderen Pferd. Überrascht blickte ich mich um. Gab es hier noch mehr Pferde außer mir und meiner Mutter?

Die Box trennte eine hölzerne Wand ab, sodass ich nicht darüber sehen konnte, doch von der anderen Seite hörte ich nun, wo ich darauf achtete, auch das Scharren eines Hufes.

Vorsichtig strich mir der Mensch mit der Hand über die Stirn und zuerst noch ängstlich zog ich meinen Kopf weg. Aber als ich sah, dass mir nichts passiert war und meine Mutter ganz ruhig blieb, kam ich wieder ein Stückchen näher.

„Du bist aber ein Hübscher, Nakitor", meinte der Mensch, als er mich zögerlich wieder berührte. Nakitor – War das etwa ich? Es klang nicht schlecht und jetzt da ich nicht mehr so viel Angst vor dem Menschen hatte, bemerkte ich, dass sich seine Berührungen gut anfühlten.

Stern auf der Stirn macht mir etwas Sorgen", redete er weiter. Ich konnte nicht verstehen was.

Der Mensch trat von der Boxentür wieder weg und ging den Gang entlang zu einer anderen Tür. Neugierig schaute ich ihm nach. Er öffnete die Tür und sie ging knarrend auf. Er verschwand in dem Raum dahinter und man hörte es rascheln.

Nach kurzer Zeit rollte er eine Schubkarre wieder heraus, die vollgefüllt war mit leckerem duftendem Mix aus Stroh und anderem Futter.

Der Mensch machte an jeder Boxentür halt und verteilte jedem eine Ration an Futter. Als er beim mir und meiner Mutter stehen blieb bekam ich auch Hunger und trank bei meiner Mutter.

Der Mensch, der Dan Cooper hieß, wie ich später erfuhr, füllte auch meiner Mutter etwas Heu in den Futtertrog und auch sie begann zu fressen. Er strich mir und meiner Mutter kurz über den Hals und sagte: „Tschüss Cinder."

Cinder, Cindy oder Cinderella wie sie eigentlich hieß, war meine Mutter.

Dan schloss die Box wieder hinter sich und verschwand in die andere Richtung.

Ich hörte nun auch auf zu trinken und schnupperte kurz an dem Heu, das meine Mutter fraß. Es roch sehr lecker, doch ich war noch viel zu klein, um es zu fressen.

Nun war ich wieder müde geworden und gähnteeinmal ausgiebig. Ich legte mich hin und machte es mir auf dem Stroh gemütlich.Im nächsten Moment war ich schon eingeschlafen. 

Nakitor II DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt