Ich kam am Abend zurück zu Paulina, was mich wirklich freute, doch sie sah immer noch traurig aus. In den nächsten Tagen kam ich wieder zum Pferdemarkt und weil ich nicht verkauft wurde, kam ich jeden Abend zurück zu Paulina.
Es war einige Zeit vergangen, bis sich eines Tages alles änderte.
Als die Hängerklappe sich öffnete, sah ich nicht mehr Paulinas Hof, sondern ein anderes großes Stallgebäude. Vor ihnen waren keine Paddockboxen und junge Pferde schauten mich neugierig an. Die meisten waren in meinem Alter. Ich wurde von einer blonden Frau auf den Hof geführt. Wir kamen an einer großen Koppel vorbei und ich wurde in den Stall gebracht. Es standen verschiedene Pferde darin nicht nur eine bestimmte Rasse, aber niemand war viel älter als ich. Ich kam in den Boxen neben mir standen ein schwarzbraunes Warmblut und einem Falabella. Sie begrüßten mich freundlich, dennoch vermisste ich Dalia. Am späteren Nachmittag bekamen wir Kraftfutter zu fressen und es wurde darauf geachtet, dass unser Heuvorrat nicht leer wurde. Es war eine schöne, große, geräumige Box, trotzdem kam ich mir seltsam fremd vor.
Im gesamten Stall waren sicher 20 Pferde, die sich entweder unterhielten oder neugierig auf den Hof hinausschauten, um zu sehen, ob irgendetwas interessantes passierte. Ich überlegte, was für eine Art Hof es denn war.
Ein Zuchthof war es sicher nicht, da wir alle noch viel zu jung waren, um Fohlen zu bekommen. Aber das ich wieder beim Schlachter war, konnte ich mir auch nicht vorstellen.
Das hätte Paulina bestimmt nicht zugelassen. Oder etwa doch? Nein, dafür war sie viel zu nett.
„Was ist das hier für ein Hof?", fragte ich schließlich meinen Boxennachbar.
„Wir bleiben hier, bis wir eingeritten werden, dann werden wir weiterverkauft.", erzählte mir das Falabella.
Einreiten, war das das mit dem Sattel?
Langsam wurde ich müde und döste ein.
Die Tage in meinem neuen Zuhause verliefen die Tage eigentlich immer gleich. In der Früh bekamen wir Futter, mittags wurden wir auf die Weide gebrach und spielten miteinander bis spät nachmittags. Dann kamen mehrere Leute zu uns und stellten uns wieder in die Box. Dort bekamen wir wieder Kraftfutter und blieben dort die ganze Nacht über. Ich konnte mich nicht beschweren, denn das Leben dort war nicht schlecht, aber ich fand es schade, dass ich keine Bindung mit einem Menschen eingehen konnte.
Ich fand auch schnell neue Freunde. Das Falabella das neben mir stand hieß Felix und war ein Fuchsschecke. Er war nicht zum Einreiten hier, da er zu klein war und gehörte der Tochter des Besitzers, die Apollonia hieß. Mit meinem anderen Boxennachbar verstand ich mich nicht ganz so gut, aber ich fand ihn trotzdem nett. Außerdem gab es noch Fenja, eine relativ große braune Isländerstute mit hellen Schattierungen. Mit Andvari spielte ich auch gerne. Er war ein mausgrauer KWPN. Ich mochte Beide sehr und ich gewöhnte mich langsam an meinen neuen Stalltag.
So wurde es schließlich wärmer und die Nachmittagssonne schien uns meistens hell auf den Rücken. Wir wurden nun nicht nur geputzt, sondern auch nach dem Koppelgang abgerieben. Meine Freunde und ich wurden auch etwas größer und unsere Mähne länger. Die Leute aus dem Stall fingen auch an, immer wieder ein Führtraining mit uns zu machen und nahmen uns als Handpferd bei ihren Ausritten mit. Viele von ihnen hatten auch Privatpferde auf einem anderen Teil des Hofes stehen, den ich noch nicht gesehen hatte.
Einmal sattelte die Frau, die sehr oft mit mir trainierte, eine Schimmelstute in der Nähe der Koppel auf, sodass ich sie beobachten konnte. Sie ließ sie dort angebunden stehen und kam mit einem Halfter auf die Koppel zu. Sie öffnete das Gatter und rief etwas: „Nakitor!" Ich spitzte meine Ohren und kam auf sie zu. Sie schien sich zu freuen und tätschelte mir den Hals. Freudig stupste ich sie an und schnupperte nach Leckerlies. Sie legte mir das Halfter an und liefen zu der Schimmelstute hinüber. Auch mich putzte sie und kratzte die Hufe aus. Sie machte ihr eigenes Pferd los und stieg auf, meinen Strick immer noch in der Hand haltend. Sie schnalzte und trieb die Stute vorwärts. Diese ging los und da die Frau den Strick noch in der Hand hielt lief ich neben ihnen her. Wir ritten in den Wald und ich hörte viele neue Geräusche, da ich noch nie in einem Wald gewesen war. Äste knackten und Blätter, die auf dem Boden lagen, raschelten und segelten von einem Baum. Auch Vögel konnte ich erblicken, die hoch oben auf den Ästen saßen. Es war sehr schattig auf dem Waldweg und die Sonne strahle nicht mehr so heiß durch die Blätter hindurch.
Manchmal musste ich traben, um mit der Stute mitzuhalten, da sie viel längere Beine hatte als ich. Schließlich trieb die Frau die Stute wieder an, die in einen langsamen Trab verfiel.
begann auch zu traben, aber sehr schnell und es machte wirklich Spaß. Als wir um eine Kurve liefen galoppierte ich sogar an. um nicht zurück zu fallen. Ich hatte noch sehr viel Energie und wollte nicht mehr aufhören, doch mir wurde schnell klar, dass ich nicht vor der Stute und der Frau laufen durfte.
Fliegen brummten um mich herum und ich musste sie dauernd vertreiben. Sie setzten sich oft an fiese Stellen, wie den Bauch und ich musste stehen bleiben, dass ich sie verscheuchen konnte. Es juckte, wenn diese kleinen Insekten mich bissen.
Als wir wieder zu Hause ankamen, wurde ich nochmals geputzt und die Hufe kontrolliert. Danach kam ich in den Stall, wo die anderen bereits ihr Futter bekommen hatten. Mir hatte der Ausritt Spaß gemacht, doch ich war nun auch ein bisschen erschöpft und froh, mich in meiner Box ausruhen zu können. Mir wurde ein leckerer Mix aus Hafer und getrocknetem Obst in den Futtertrog geleert, bevor ich meine Ration Heu für die Nacht bekam. Ich legte mich in die gemütliche Einstreu. Es war allerdings kein Stroh, wie in den Boxen, in denen ich früher gestanden bin, sondern Späne unter denen Gummimatten lagen. Die Boxen mussten ausgemistet sein, während wir auf der Koppel standen. Ich schaute zu Felix hinüber, doch der stand nur da und döste ruhig.
Also beschloss auch ich zu schlafen und legte mich auf den Boden.
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Nakitor II Deutsch
RandomNakitor wuchs auf einem Haflingerzuchthof als Fohlen glücklich auf, doch als er danach verkauft wird, muss er lernen wie unfair das Leben sein kann, egal wie sehr man sich anstrengt.