Kapitel 9

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Dan war heute sehr früh aufgestanden und fütterte uns schon mit der gleichen Futterration wie am Abend. Gemütlich fraßen wir und wurden danach so gründlich geputzt wie am Vortag. Ich stand neben Percy und seine dunklen Schattierungen konnte man wie Unreinheiten im Fell von den hellen Flecken unterscheiden konnte. Mein Stern leuchtete auch von meinem hellen Fell hervor und unser Fell glänzte wieder von dem Sprühmittel. Darice, der die Mahne schon bis zur Mitte des Halses gewachsen war, wurden kurze Zöpfchen eingeflochten, sodass ihr Haar nicht viel länger aussah wie das, der anderen Fohlen. Meines war etwas kürzer und spröder. Es war nicht sehr dick und war immer noch nicht viel länger als bis kurz nach dem Mähnenansatz gewachsen. Es war auch nicht so seidig, wenn man es kämmte wie bei den anderen, sondern stand meistens in zwei verschiedene Richtungen auseinander.

Bei Darice Mähne konnte man außerdem sehen, dass sie mal lang und gelockt sein würde.

Schon jetzt wurden wir wieder zu den Anbindebalken bei dem Platz geführt, außer Darice und Sylvett, die wieder woanders hingeführt wurden.

Nun sagten die fünf Leute, die uns gestern gemustert hatten und riefen etwas. Nacheinander kamen verschiedene Fohlen auf den Sandplatz und die Richter sagten etwas und rechten den meisten ein feierlich verziertes Papier, dass so groß wie die Nummern vom Vortag, die wir heute wieder trugen, waren.

Durch einen Lautsprecher rief eine Frau der fünf Leute: „Nummer 23!" Dan band Fister los und führte ihn auf den Platz und stellte ihn vor den fünf Leuten auf. Sie redeten etwas und schließlich überreichten sie Dan das Stück Papier, das von großem Wert sein musste.

Fister hatte den Kopf hoch und stolz erhoben als er wieder zu uns trat. Er wusste auch nicht was genau es bedeutete, aber er war auch der Meinung, dass es wertvoll sein musste.

„Nummer 34!", rief die Frau diesmal und Dans Begleitung brachte Ivano vor die fünf Leute. Was dort wohl passierte? Ich würde es nie richtig verstehen, aber ein kleines bisschen begriffen hatte ich es erst später.

Auch Ivano, erhielt dieses Blatt Papier und kam selbstsicher zu uns zurück, denn er wurde mit ein paar Leckerlis belohnt, die er erfreut gefressen hatte. Neidisch schaute ich ihm zu und hoffte auch, dass ich dieses Stück Papier bekommen würde nur um ein paar Leckerchen abzusahnen. Ich senkte den Kopf, kam aber nur an ein paar Grashalme heran, da der Strick mich hinderte. Auf diesen wenigen Halmen kaute ich herum, als die Frau rief: „Nummer 24!"

Dan stand langsam auf und löste meinen Strick vom Balken. Voller Vorfreude auf die Hoffnung, dass ich auch Leckerlies bekam begann ich kurz zu tänzeln und Dan musste mir über den Hals streichen, damit ich wieder ruhig wurde.

Er führte mich auf den Platz und spürte den sandigen Boden unter meinen Füßen, der sich nun verändert hatte. Langsam gingen wir quer über den Platz, bis wir in der Mitte angekommen waren.

Dan korrigierte wieder meine Beinstellung mit einem Schritt nach hinten und ruhig blieb ich stehen und sah die fünf Leute neugierig an.

Einer der Männer begann sah auf seine Notizen und begann zu sprechen: „Nakitor, eingetragener Name Nakitor vom Gut zur Linde, ein Hengst vom Haflingerzuchthof Gut zur Linde, der von Dan Cooper und Jennifer Cooper geführt wird."

Er betrachtete noch einmal eindringlich sein Heft, indem alles aufgeschrieben war und verkündete: „In den Gangarten eine 7,2. Trab und Schritt könnten noch etwas fleißiger sein. In der Korrektheit und im Körperbau leider nur eine 4,5. Die Kruppe könnte noch etwas gezogener sein und der Rücken etwas länger. Außerdem ist der Kopf etwas zu klein und seine Beine sind sehr markant.

Dann im Gesamteindruck: Der Stern auf der Stirn ist definitiv zu groß geraten und die Mähne ist sehr kurz für sein Alter. Nach den Zuchtrichtlinien wird er eher, wenn er ausgewachsen ist einem Warmblut-Kaltblut-Mix ähnlicher sehen als die Eleganz, die heutzutage erwünscht ist, deshalb da leider nur eine 5,6. Die Staatsprämie wird somit nicht verliehen."

Ich konnte nicht verstehen was der Mann sagte, aber als Dan kein Papier bekam, wusste ich, dass es nichts so Gutes sein konnte.

Als der Mann den letzten Satz ausgesprochen hatte, spürte ich eine Veränderung. Sie war nicht besonders groß, nur wie ein Zucken, aber Dan schien nicht besonders zufrieden zu sein.

Energisch trieb er mich an und führte mich wieder zu Fister, Ivano und Percy. Er band mich kurz an und ich bekam keine Leckerlis. Die ganze Vorfreude war umsonst gewesen.

Ich war mir nicht sicher, ob Dan wütend war, denn die Frau rief die nächste Nummer auf und er führte Percy auf den Platz. Er stand länger vor den fünf Leuten als wir anderen, doch er bekam auch wie ich, kein Papier. Dan schien nicht besonders überrascht zu sein, doch seine Miene war nicht besonders gut gelaunt. Sein Gesicht war ausdruckslos und er begann mit der Frau zu sprechen: „Zwei Fohlen, die nicht zu gebrauchen sind!", schnaubte er.

Die Frau antwortete: „Bei Percy war das zu erwarten, aber willst du sie nicht trotzdem auf der Auktion aufstellen?"

„Wer kauft denn schon ein Fohlen ohne Staatsprämie, Jenny?"

„Versuch es doch wenigstens"

Glaubst du, das ist den Aufwand wert? Das sind 50 Euro pro Fohlen Auktionsgebür, dass würde reine Verschwendung sein"

Die Frau, die Dan Jenny genannt hatte, schüttelte den Kopf und nahm mich und Percy am Strick und führte uns zurück auf den Paddock.

Sylvett und Darice waren schon da und hatten das Papier auch erhalten. Plötzlich fühlte ich mich schlecht. „Hatte es etwas damit zu tun, dass ich nicht gut genug war?", fragte ich mich. Percy schien genauso enttäuscht wie ich, da er auch keine Leckerlis zu fressen bekommen hatte. Die anderen Fohlen wurden von Dan auch zu uns gebracht und da es erst früher Nachmittag war, wurden wir abermals in den Anhänger gebracht und fuhren, nur mit einer Pause dazwischen, nach Hause auf den Haflingerhof.  

Nakitor II DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt