Es vergingen ein paar Tage, der Schnee schmolz und es wurde wieder wärmer. Es war schön bei Paulina und das Training, das wir manchmal machten, bereitete mir viel Spaß. Es war fast perfekt, doch irgendetwas schien Paulina in letzter Zeit zu beunruhigen. Sie kam immer mit traurigem Gesichtsausdruck zu uns. Ich versuchte sie aufzuheitern in dem ich immer gleich zu ihr lief, wenn sie kam, aber das verbesserte ihre Stimmung nur wenig.
Als sie nach einem Monat immer noch so traurig aussah, machte mich das auch etwas unglücklich. Wieso machte sie so ein Gesicht, wenn sie zu uns kam? Sonst hatte sie sich doch immer so gefreut. Heute machte sie keinen von uns zu einem Ausritt, einem Spaziergang oder Bodenarbeit fertig. Was war nur mit ihr los? Lustlos mistete sie unseren Stall aus, als plötzlich ein lautes Brummen ertönte. Wir sahen alle auf und ein großes Auto mit Pferdeanhänger fuhr in die Einfahrt. Paulina umarmte uns alle.
Dann flüsterte sie mit Tränen in den Augen: „Ich werde euch alle vermissen. Aber ich habe kein Geld mehr und kann mich nicht mehr um euch kümmern. Meine Mutter ist krank und ich muss zu ihr ziehen, sonst sorgt niemand um sie."
Ich verstand zwar nicht was sie sagte, dennoch war ich jetzt auch furchtbar traurig. Ein großer, schwarzhaariger Mann stieg aus dem Auto aus. Paulina hatte uns inzwischen aufgehalftert. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und führte und hinüber zu dem Mann. Sie redeten miteinander und immer wieder fielen unsere Namen.
Dann nahm der Mann unsere Stricke in die Hand und brachte uns in den Hänger. Brav folgten wir ihm. Ich wieherte. Wollte der Mann uns etwa von Paulina trennen? Aber ich wollte hierbleiben! Wieso sollte sie uns weggeben? Waren wir ihr nicht gut genug, wie es bei Dan der Fall war? Doch das konnte ich nicht glauben. Paulina war anders als Dan. Sie würde uns sicher nicht freiwillig weggeben. Ich hatte doch ihren traurigen Gesichtsausdruck gesehen. Sie war bestimmt nicht wie Dan. Ich konnte einen letzten Blick zu ihr werfen, bevor die Hängerklappe geschlossen wurde.
Einen Moment später ruckelte der Hänger und setzte sich in Bewegung.
Wir fuhren länger als vom Schlachthof zu Paulina, aber nicht so lang, wie als wir von Dan gefahren wurden. Wir machten auch keine Pause und Dalia, Domino und ich sprachen kein Wort miteinander. Ich konnte nicht richtig nach draußen sehen, da ich ganz hinten im Hänger stand und Domino und Dalia mir die Sicht versperrten.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis das Auto endlich zum Stehen kam.
Die Klappe wurde geöffnet und ich sah eine Wiese, auf der viele Anhänger standen. Dahinter konnte ich einen großen Platz erkennen, mit Ponys, Mütter mit Fohlen und größeren und kleineren Junghengsten. Wir wurden ausgeladen und von dem Mann kurz geputzt. Es war noch lange nicht so schön, wie bei Paulina.
Für eine Weile verschwand der Mann und kam mit Nummern auf Papier zurück, die er uns an den Halftern festmachte. Dann führte es uns nacheinander zu verschiedenen Anbindestangen. Ich kam zu einer Reihe von Junghengsten. Dalia und Domino sah ich nicht mehr durch das Ganze Getümmel. Hier überall standen Pferde und Menschen sahen sie sich an und redeten mit den Besitzern. Ein paar Leute kamen an uns vorbei, doch sie beachteten mich nicht, nur die Pferde neben mir. Es war nicht gerade schön dort herum zu stehen, da ich die anderen nicht kannte und auch nichts zu fressen hatte. Herumlaufen konnte ich auch nicht. Immer wieder nahmen Männer und Frauen Pferde mit oder wurden auf dem Platz in der Nähe vorgeführt. Es wurde langsam Abend, und es waren nicht mehr so viele Pferde da wie am Vormittag und die Sonne stand schon tief. Die Beiden Pferde neben mir waren schon weg, aber Dalia und Domino konnte ich nicht wieder erblicken. Der Mann holte mich wieder ab und führte mich zum Anhänger, aber Dalia und Domino waren nicht mit mir dort. Vielleicht wurden sie verkauft? Denn ich hatte den Eindruck, dass das hier ein Pferdemarkt war.
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Nakitor II Deutsch
RandomNakitor wuchs auf einem Haflingerzuchthof als Fohlen glücklich auf, doch als er danach verkauft wird, muss er lernen wie unfair das Leben sein kann, egal wie sehr man sich anstrengt.