Kapitel 24

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Es war ein sonniger Morgen, als ich die blonde Frau wieder sah. Sie kam wieder zu mir und ich lief sofort auf sie zu. Das schien sie zu freuen und sie streichelte mich wieder.

„Ich bin mir sehr sicher.", sagte sie zur Reitlehrerin.

Diese nickte und meinte dann: „Wann willst du ihn mitnehmen?"

„Wann darf ich denn?", fragte die Frau.

„Von mir aus nach der letzten Reitstunde heute."

Die Frau strahlte und klopfte mir den Hals. Ich hoffte sie würde mich öfter besuchen.

Die Frau blieb die ganzen Reitstunden und sah uns zu. Ich strengte mich wirklich an. Als wir endlich fertig waren freute ich mich schon auf die Koppel, doch ich wurde abgesattelt und von Paige, der netten Frau ihn einen Hänger geführt. Kam ich endlich weg von hier?

Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde und als wir ankamen wurde ich auf einem wunderschönen, kleinen Hof mit einer großen Koppel und einem Stall mit luftigen, großen Boxen. Ich wurde auf die Weide gestellt und Paige sah mir zu wie ich die zwei anderen Pferde kennenlernte, die dort standen. Ein Appaloosa Wallach namens Merlin und ein Shetlandpony, das Grisu hieß. Sie begrüßten mich Beide herzlich und ich freute mich. Es würde keine Kinder mehr geben, die an meinen Zügeln zerrten.

Jeden Tag machte ich mit Paige Gelassenheitstraining. Ich lernte, nicht mehr vor Hunden zu erschrecken und blieb ganz ruhig stehen, wenn etwas Lautes auf den Boden fiel. Sie brachte mir auch bei, mich auf Kommando hinzulegen, oder mich zu drehen. Paige war eine sehr nette Besitzerin.

Ich beobachtete auch oft, dass Paige, Merlin oder Grisu von der Weide holte und in einen Round Pen führte. Oft kamen kranke Kinder, die dann Zeit mit ihnen verbringen durften. Deshalb machten wir auch das Gelassenheitstraining, damit wir nicht erschreckten und somit den Kindern Angst machten. Viele der Kinder hatten auch eine Krankheit gehabt und brauchten wieder ein Gefühl für ihr Gleichgewicht. Dann legte Merlin oder Grisu Paige einen Voltigiergurt an und die Kinder setzten sich auf ihre Rücken. Langsam führte Paige sie dann im Kreis herum. Ich mochte die Kinder sehr.

An einem Nachmittag, als ich ca. schon ein halbes Jahr bei Paige verbracht hatte, holte sie mich aus meiner Box und sattelte mich mit dem Gurt. Dann führte sie mich auf den Platz. Ich sah wie ein Auto in die Einfahrt fuhr und ein siebenjähriges Kind stieg mit seiner Mutter aus und kamen auf uns zu. Das Kind streckte die Hand nach mir aus und ich senkte meinen Kopf, sodass es mich streicheln konnte. „Schau mal Mama, wie weich das Pferd ist!", rief das Mädchen und lief zu seiner Mutter hinüber. Sie nahm sie an der Hand und streichelte mich auch.

„So ein hübsches Pferdchen", sagte sie zu ihrer Tochter.

„Möchtest du auch mal reiten, Kiara?", fragte Paige.

Das Mädchen nickte eifrig und ihre Mutter hob sie auf meinen Rücken. Ich blieb ganz ruhig stehen und sie streichelte mich weiter.

„Halte dich am Gurt fest", erklärte Paige. Dann führte sie mich los. Ich lief am Anfang sehr langsam, dass sich das Mädchen an meine Bewegungen gewöhnen konnte.

„Mama, ich reite!", rief das Mädchen. Ich verstand zwar nicht was sie sagte, doch sie schien glücklich und das machte mich auch glücklich.

Nach dem Absteigen gab Paige dem Mädchen Apfelstücken, mit denen sie mich füttern durfte. Sie streckte mir die flache Hand entgegen und vorsichtig nahm ich das erst Stück. Das Mädchen kicherte. „Das kitzelt", rief sie.

Ich stupste sie an und sie gab mir noch ein Stück Apfel. „Du bist ein ganz braver", sagte sie und klopfte mir den Hals."

Dann kuschelte sie sich an mich. Nach einer Weile erklärte die Mutter dem Mädchen etwas und sie schien enttäuscht. Sie verabschiedete sich von mir und lief dann zu ihrer Mutter. „Morgen mag ich wieder kommen.", rief sie. Die Mutter lachte und bedankte sich bei Paige.

Am Abend kam ich wieder in die Box und merkte wie viel glücklicher mich mein neues Leben machte.

Nakitor II DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt