Eines Tages, als wir kein Training hatten, kamen viele Menschen auf den Hof. Wir standen an dem Nachmittag in den Boxen und wurden nicht wie sonst schon mittags auf die Koppel gebracht. Frauen und Männer gingen durch die Stallgasse und sahen sich uns an. Sie redeten mit Joanna und den anderen Trainern und ich sah, wie Fenja von einer Frau aus der Box geholt wurde. Ich sah, wie sie aus dem Stall geführt wurde, dann konnte ich sie nicht mehr erblicken.
Eine Frau blieb auch vor meiner Box stehen.
„Und wer ist das?", fragte sie Joanna.
„Das ist Nakitor. Er ist sehr zuverlässig und lernwillig."
„Das hört sich doch toll an. Wie genau das richtige für unseren Reiterhof."
„Ich weiß nicht so genau. Ich glaube er ist zu intelligent für Reitstunden. Ich denke er braucht jemanden der ihn fördert."
„Aber das wird er ja auch. Mit den Kindern in den Reitstunden. Dürfte ich ihn einmal ausprobieren?"
Joanna nickte und nach diesem Gespräch wurde auch ich aus der Box geholt, geputzt und aufgesattelt. Die Frau machte das ein bisschen zu barsch für meinen Geschmack, doch ich ließ alles ruhig geschehen, wie es mir beigebracht wurde. Sie führte mich auf den Platz, wo schon zwei andere Pferde mit Reitern, unter anderem Fenja waren und stieg auf. Sie ritt mich zuerst im Schritt, dann im Trab und dann im Galopp und schien sehr glücklich zu sein. Ich hatte mich auch sehr angestrengt.
Als ich wieder in der Box stand, redete die Frau nochmal mit Joanna und verlies dann den Stall. Auch die meisten anderen Leute gingen nun.
Am Abend kam Joanna in den Stall, um uns zu füttern. Bei mir blieb sie kurz stehen und streichelte mich. „Na, glaubst du, dass Reitstunden, das richtige für dich sind?"
Dann ging sie weiter.
In den nächsten Tagen hatten wir kein Training. Dennoch kamen immer wieder Leute im Stall, die ich schon einmal gesehen hatte und nahmen Pferde mit. Unter anderem Andvari wurde gekauft, von dem Mann, der ihn an dem Tag, wo sich so viele Leute uns angeschaut hatten. Er hatte erzählt, dass der Mann sehr nett gewesen war, also freute ich mich für ihn. Wir wurden immer weniger auf der Koppel und auch zu mir und Fenja, kam bald Besuch. Fenja wurde auch mitgenommen und sie schien sehr glücklich zu sein. Auch sie hatte mir davor erzählt, dass die Frau, die auf ihr geritten war, sehr nett war und dass diese ohne Gebiss geritten war, sodass Fenja, die Gebisse nicht ausstehen konnte sofort vertrauen zu ihr gefasst hatte.
Am selben Tag wie Fenja wurde auch ich aus dem Stall und in einen Anhänger geführt. Ich hate mich noch von Felix verabschiedet und er meinte, dass meine neue Besitzerin sicher nett wäre.
Die Hängerfahrt dauerte nicht lange und bald schon wurde ich auf einem Hof mit vielen Kindern und Pferden ausgeladen. Ich kam auf eine Koppel, auf der vielleicht zehn andere Pferde standen. Sie hatten alle ein verschiedenes Alter und waren auch verschieden groß. Allerdings waren es nur Hengste und Wallache Ein Tinkerwallach beschnupperte mich und er begrüßte mich freundlich. Ich fand das sehr nett und so beschloss ich mich mit ihm anzufreunden. Sein Name war Apache und er erzählte mir, dass schon lang kein so junges Pferd mehr auf dem Hof gelandet sei, da diese meistens zu unruhig für die Reitstunden waren. Odysseus der Herdenleiter war auch freundlich und ich bekam den untersten Rang der Herde, was mir aber wenig ausmachte.
Schon am nächsten Tag holte mich ein fremdes Kind von der Koppel. Apache erklärte mir, dass ich nun wahrscheinlich Reitstunde hätte und dass ich ruhig mitgehen konnte. Ich wurde an einer Stange angebunden, geputzt und zum Reiten fertiggemacht. Dort standen noch vier weitere Kinder mit ihren Ponys und Pferden. Darunter erkannte ich Don und Funke aus meiner Herde und noch zwei Stuten. Wir wurden alle zum Reitplatz gebracht und ich erkannte die Frau wieder, die mich mit dem Hänger abgeholt hatte. Die Steigbügel an den Sätteln wurden eingestellt und das Mädchen stieg auf meinen Rücken. Die Frau rief etwas und das Mädchen trieb mich an, sodass ich los ging. Sie tat es ziemlich fest, so fest hätte es gar nicht sein müssen, ich wäre auch so losgegangen.
Sie zog mit den Zügeln in Richtung Zaun und ich gehorchte ihr, obwohl ich es nicht besonders toll fand.
„Benutz mehr deine Beine zum Lenken", rief dieFrau dem Mädchen zu und es wurde während der Reitstunde auch besser, aber soviel Spaß machte es trotzdem nicht. Ich mochte die Art nicht wie sie auf mirritt. Lieber sollte sie es mit so leichten Hilfen machen, wie Joanna es getanhatte.
DU LIEST GERADE
Nakitor II Deutsch
RandomNakitor wuchs auf einem Haflingerzuchthof als Fohlen glücklich auf, doch als er danach verkauft wird, muss er lernen wie unfair das Leben sein kann, egal wie sehr man sich anstrengt.