Neujahr

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„Deine Eltern sind echt nett!“ Sie hilft mir beim Aufräumen. „Und sehr tolerant!“ „Danke.“ Es miauzt von oben. „Ich bin gleich wieder da.“ „Lass dir Zeit.“ Lächelnd drehe ich mich um und gehe nach oben in mein Schlafzimmer. „Na du.“ Komet schaut mich an, steht auf und humpelt auf mich zu. Überrascht schaue ich ihn an. „Oh! Komet!“ Er setzt sich vor mich. Ich setze mich ebenfalls. Sofort kommt er mir auf den Schoß gekrabbelt. Ein glückliches Lächeln schleicht auf meine Lippen. Ich streichle ihn. Er schnurrt.

„Nein. Du musst hier bleiben.“ Er folgt mir zur Tür. „Komet!“ Er reibt seinen Kopf durch die Halskrause an meinem Bein. Seufzend schüttele ich mit dem Kopf. „Na gut. Aber Serafina ist auch noch da!“ Ich hebe ihn in meine Arme und gehe mit ihm nach unten. „Bin wieder da.“ Serafina dreht sich zu mir um. „Oh! Warum bringst du ihn mit runter?“ Ich lasse ihn auf den Boden. Schnuppernd humpelt er durchs Haus und schaut sich um. „Er ist verdammt süß! Aber schon wieder sehr agil!“ Ich nicke. „Das stimmt. Damit hätte ich noch nicht gerechnet. Und auch nicht, dass er schon so zutraulich ist.“ „Du hast ihm das Leben gerettet!“ „Ja, aber das weiß er doch nicht.“ „Doch, doch. Ganz sicher!“ Kopfschüttelnd gehe ich in die Küche. „Aber wenn es ihm schon so gut geht, kann sein Fressen auch runter.“ Ich drehe mich zu ihr um. „Willst du einen Kaffee?“ „Gerne.“ Sie setzt sich an den Tisch. Ich spüre ihre Blicke auf mir, als ich den Kaffee mach. Dann setze ich mich zu ihr. „Du bist also bi?“ Ich verschlucke mich an meinem Kaffee. Erschrocken schaut sie mich an. Ich spüre etwas an meinem Bein. Als ich es geschafft habe, nicht zu ersticken, schaue ich an meinen Beinen runter. Dort sitzt Komet und schaut durch die Küche. „Habe ich dich so überfallen?“ Verlegen lächle ich sie an. „Das tut mir leid!“ „Schon gut.“ „Du bist also bi?“ Zögernd nicke ich. „Das ist doch nichts schlimmes.“ „Ich weiß.“ „Weißt du das schon lange oder erst seit kurzem?“ „Schon lange. Da war ich noch in der Schule.“ „Und dann wissen deine Eltern das erst ein paar Tage?“ „Mir ist es peinlich.“ Irritert mustert sie mich. „Warum das?“ Schulterzuckend wende ich meinen Blick von ihr ab und schaue auf meine Tasse. „Da ist doch nichts schlimmes dran. Das hast du mir doch auch gesagt.“ „Ich weiß.“ „Aber?“ „Keine Ahnung“, seufze ich, „Ich habe einfach keine guten Erfahrungen damit gemacht.“ Sie lächelt aufmunternd. „Deine Schwester ist ein ganz schöner Wirbelwind. Sie hält eure Eltern bestimmt sehr auf Trab.“ „Oh ja! Das kannst du laut sagen!“ Sie lacht, mustert mich. „Aber niedlich ist sie auch. Willst du mal Kinder haben?“ Über den plötzlichen Themenwechsel überrascht schaue ich sie an. „Schon ja.“ „Aber?“ „Naja, erst muss ich den Richtigen finden.“ „Oder die Richtige.“ „Ja“, erwidere ich zögernd. Serafina lächelt. „Nicht so schüchtern.“ Ich mustere sie. „Möchtest du denn mal Kinder haben?“ Ihre Miene wird traurig. „Sera?“ Sie lächelt wieder. „Habe ich was falsches gefragt?“ „Nein. Ich hätte es mir denken können, dass du mich das auch fragst.“ Verwirrt schaue ich sie an. „Ich würde schon eigene Kinder haben. Aber ich habe keine Gebärmutter mehr.“ Nun schaue ich erschrocken. „Das… Entschuldige!“ Mir fehlen die Worte. „Alles gut.“ Sie lächelt, nippt an ihrem Kaffee. Ich schlucke. Serafina lässt mich nicht aus den Augen. „Ich hatte vor acht Jahren eine schwere Gebärmuttersenkung. Ich habe alles machen lassen, was die Ärzte mir angeboten haben, aber davon hat nichts wirklich lange geholfen. Vor drei Jahren haben sie sie mir dann entfernt.“ „Das tut mir leid! Wirklich!“ „Muss es nicht. Ich hoffe nur eine Frau zu finden, die Kinder bekommen kann.“ „Dann drücke ich dir die Daumen.“ Ich lehne mich zurück. Etwas drückt gegen mein Bein. Ich schaue runter und sehe meinen Kater. Er schaut mich an, schließt seine Augen halb und blinzelt mich an. Lächelnd hebe ich ihn auf meinen Schoß. „Ach bist du ein Süßer!“ Er scheint zu grinsen.

„So aus Neugier, hast du das Geschenk von Fabian und seiner Freundin schon ausprobiert?“ Entsetzt entgleiten mir meine Gesichtszüge. Sie kichert. „Willst du ihn haben? Der liegt noch da unten im Schank!“ „Ne. Ich habe meine eigenen.“ „Mehrere?“ „Sicher. Zwei, drei verschiedene.“ Amüsiert lächle ich. „Wieviele hast du?“ „Nur den einen.“ „Ehrlich?“ „Jupe.“ „Und wie lange hast du kein Sex mehr gehabt?“ „Uff… Über ein Jahr bestimmt schon.“ „Und dann ist der Dildo noch da unten im Karton?“ „Ja…?“ „Das musst du dringend ändern!“ „Warum?“ „Darum!“ „Ich habe keine Lust! Außerdem ist es alleine auch langweilig.“ „Ich… Du hast doch bestimmt jemanden…“ „Ich habe keine Lust!“, brumme ich genervt. „Wenn es um Sex geht, werden alle nervig!“ „Oder du nur sensibel?“ Sie stupst mich mit ihrer Schulter an. „Ha ha!“ „Hach. Du bist schon irgendwie süß.“ „Was?!“ Ich schaue sie entsetzt an. „Du kannst mich nicht süß finden! Ich bin nicht süß!“ Ich schaue auf meinen Schoß. „Er ist süß!“ Sie lächelt. „Er ist auch süß, ja. Aber du auch. Und diese Reaktion macht dich noch süßer!“ Eingeschnappt verschränke ich meine Arme. Sie kichert. „Ach Schatzi, Pupsi, Hasi, Mausi. Das ist doch nicht schlimm.“ „Bitte was?“ Wie hat sie mich gerade genannt? Ergeben hebt sie ihre Hände. „Ich geb’s zu, du bist mein Typ! In jeder Hinsicht!“ „Ich bin was?“ Ich schaue sie ungläubig an. „Mein Typ.“ Sie grinst. „Aber keine Angst. Ich falle schon nicht gleich über dich her.“ Überlegend schaut sie zu Komet, der sie argwöhnisch beobachtet. „Obwohl ich im Moment schon Lust hätte, dich ein wenig näher kennenzulernen.“ „Oh je!“, murmele ich. Sie grinst mich an. „Ich lasse die Finger von dir, bis du mir dein Okay gibst. Auch wenn das schwer werden dürfte.“ „Warum?“ „Weil ich bisher nicht keiner Frau begegnet bin, die meinen Typ so in einer Person verkörpert, wie du.“ Ihr Grinsen wird breiter. „Oder meintest du das Erste?“ „Du weißt, was ich gemeint habe!“ Ich überlege kurz, lasse dabei meinen Blick über ihren Körper schweifen. Mir kommt ein Gedanke: Komet mag sie nicht. „Sagen wir mal so, ganz abgeneigt bin ich dir nicht. Aber solange Komet dich nicht leiden kann, passiert hier nichts!“ Ihre Augen beginnen zu funkeln und zu leuchten. „Also wenn er mich mag, haben wir ein Date?“ Seufzend nicke ich. „Ich freue mich schon!“

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