Happy B-day

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Oh je. Was soll ich anziehen? Mein Blick wandert über meine Klamotten. Nur Anwälte und Richter… Die haben alle Geld und sind sicher sehr Trend gerichtet. Ich habe nur solche 0 8 15 Sachen. Die Bluse könnte gehen. Aber… Warum mache ich mir nur so einen Kopf? Ich greife nach der Bluse und einer schwarzen Jeans und fertig!

Nervös stehe ich vor ihrer Haustür, drücke zögernd auf den Klingelknopf. Etwas rumpelt. Dann geht die Tür auf. Sie zieht mich in die Wohnung und schließt die Tür. „Hey…“ Sie nickt flüchtig und eilt zurück in die Küche. Irritiert schaue ich ihr nach, stelle die Papiertüte mit ihrem Geschenk auf die Komode und ziehe mir meine Schuhe und Jacke aus, gehe danach selbst in die Küche. Hektisch wuselt sie umher. „Kann ich dir helfen?“ Sie stoppt, schaut mich an, mustert mich. Sie kommt auf mich zu und umarmt mich. „Hey“, murmelt sie und riecht an meinen Haaren. „Du riechst gut.“ Wärme steigt in mir auf. „Danke?“ Sie löst sich von mir. „Halte mich an der kurzen Leine, okay?“ „Sicher?“ Sie lächelt. „Ich feiere dieses Jahr das erste mal bei mir. Ich mache mir sonst zu viel Stress, wenn ich nicht jemanden habe, der mich zwischendurch mal stoppt.“ „Ach so. Ja, mache ich.“ Sie dreht sich um und werkelt am Herd rum. Ich stelle mich neben sie und schaue, was sie macht um zu sehen, wobei ich ihr etwas abnehmen kann. Ich stubse sie kurz an, weshalb sie mich anschaut. „Alles Gute zum Geburtstag.“ Sie lächelt. „Danke!“ Grinsend drückt sie mir einen Kuss auf die Wange und widmet sich dem Essen.

Es klingelt. „Kannst du?“ Sie schaut mich flüchtig an. Ich nicke. Ich gehe zur Haustür und öffne diese. Vor mir stehen ein Mann und eine Frau. Beide mustern mich. Ich ignoriere es und trete zur Seite. Sie kommen rein, ziehen sich die Schuhe und Jacken aus, reichen mir nacheinander die Hand. „Melissa“, „Riko“, stellen sie sich vor. „Nicole.“ Sie lächeln. „Was sind Sie von Beruf?“ „Ich bin Zugbegleiterin. Und Sie?“ „Richter und Polizistin“, antwortet Riko und zeigt von sich auf seine Frau. „Du Dummkopf! Meinst du nicht, das weiß sie?“ „Woher denn?“ „Richter ist ein männliches Plural, Polizistin weiblich!“ Überlegend, dann zustimmend wackelt er mit dem Kopf. „Serafina ist im Wohnzimmer.“ Nickend gehen sie. Es klingelt erneut. Ich öffne die Tür. Wieder steht ein Paar vor mir. „Wer sind denn Sie?“, fragt die Frau argwöhnisch und arrogant. „Nicole. Kommen Sie herein.“ Sie tritt ein, dreht sich zu ihrem Mann. „Was eine winzige Person.“ Autsch! „Du bist auch nicht gerade groß!“, brummt der Mann. Er wendet sich mir zu, lächelt. „Hallo. Ich bin Per.“ Er reicht mir die Hand. „Sei nicht so freundlich zu einer Fremden!“ „Halt den Mund Dorith! Ich bin kein Kind mehr!“ Augenrollend zieht sie ihren Mann hinter sich her. „Entschuldigen Sie“, ruft er mir zu. Mitleidig schaue ich ihn an. Er hat es mit ihr sicher nicht leicht! Wieder klingelt es.

„Und Sie sind Zugbegleiterin?“ „Richtig. Und Sie?“ „Ach. Noch langweiliger als Sie.“ Lisbeth lächelt mich an. „Ich bin Bezirgsleiterin bei Edeka.“ „So langweilig ist das doch gar nicht. Ich habe mal bei Netto gearbeitet. Sicher, ein anderer Discounter, aber an sich dieselben Aufgaben.“ „Stimmt schon. Aber wir zwei sind hier die langweiligsten.“ „Ja, das könnte durchaus hinkommen.“ Wir lachen. Ich suche den Raum nach Sera ab. „Wie haben Sie und Serafina sich eigentlich kennengelernt?“ Ich schaue sie wieder an. „Ihr Wagen war un der Werkstatt, da ist sie dann mit dem Zug gefahren.“ „Interessant. Und da sind Sie wie ins Gespräch gekommen?“ Ich lächele. „Sie hat sich Tageskarten gekauft und da habe ich ihr geraten, sich eine Wochenkarte zu kaufen, da die schon günstiger ist, als drei Tageskarten.“ Wissend nickt sie. „Hey, Sie!“ Die unhöfliche Frau von vorhin kommt auf mich zu. „Was wollen Sie hier?“ Irritiert schauen ich sie an. „Wie meinen Sie das?“ „Sie passen hier nicht her! Oder haben Sie einen hohen Mann?“ „Dorith, lass es einfach!“ „Mit dir rede ich nicht!“, brummt sie. Sie wendet sich mir zu. „Oder wollen Sie einem von uns den Mann ausspannen?“ „Ich bin derzeit an keiner Beziehung interessiert!“ „Na sicher! Ich warne Sie, lassen Sie Ihre Blicke und Finger bei sich!“ „Dorith! Jetzt ist gut!“ Lisbeth drängt sie weg. „Ich entschuldige mich für sie.“ Meine schlechte Laune überdeckend winke ich lächelnd ab. „Nicht doch. Sie können nichts dafür.“ „Hey. Wie wäre es, wenn wir uns duzen? Ich mein, wir verstehen uns ja gut.“ „Gerne.“ Sie lächelt breit. „Cool! Was hältst du davon, wenn wir uns mal auf einen Kaffee treffen?“ Etwas klimpert. „Hey ihr. Fina möchte ihre Geschenke auspacken.“ Wir schauen alle zum Tisch. Dort steht Per und grinst Sera an. Sie schüttelt lächelnd den Kopf. „Ich wollte keine Geschenke!“ „Du bist unsere Freundin! Da ist es uns egal, ob du welche wolltest oder nicht“, grinst Lisbeth. „Gut, gut. Dann fange ich aber bei… Hm… Nicki? Welches ist von dir?“ „Äh…“ Alles schauen mich an. „Das in der bunten Tüte.“ Breit lächelnd nimmt sie es sich und holt es aus der Papiertüte. Eifrig und ordentlich packt sie es aus. Dorith brummt genervt. „Ernsthaft? Ein Buch? Etwas sehr originelles! Sie wissen schon, das Fina kein Fan vom Lesen ist?!“, giftet sie mich an. Ein Klos bildet sich in meinem Hals. Traurig lasse ich meine Schultern hängen. „Das wusste ich nicht, nein.“ „Und sowas nennt sich Freundin!“ „Dorith! Jetzt lass sie doch endlich in Ruhe! Sie hat dir nichts getan!“ „Warum sollte ich? Sie hat hier nichts zu suchen! Sie passt nicht zu uns!“ „Aber ich?!“ Ich verlasse das Wohnzimmer, schlüpfe in meine Schuhe. „Entschuldige dich bei ihr!“ „Bei diesem Winzling? Den übersehe ich doch!“ Ich werfe mir meinen Mantel über. „Nicki, warte!“ Ich greife nach dem Türgriff, öffne die Tür. „Tut mir leid. Ich passe nicht in deinen Freundeskreis. Ich werde jetzt nach Hause gehen.“ „Nein! Bleib doch, bitte! Hör nicht auf Dorith! Die anderen finden dich nett!“ „Ich gehe nach Hause.“ Ich werfe ihr einen flüchtigen Blick zu verlassen ihre Wohnung. „Nicki! Bitte!“ Ich gehe. „Bitte…!“

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