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Tut mir leid, für die ungeplante, etwas längere Pause 🙈 Ich hatte Urlaub und war recht spontan im Ausland bei Verwandten, die ich durch Corona schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Aber jetzt gehts hier weiter 😊


Am Mittag fuhren wir gemeinsam zur Barclays Arena, in der das heutige Konzert stattfinden sollte. Ich war noch nie hier gewesen, aber schon von außen konnte ich erkennen, dass diese Location gigantisch groß war.

„Wie viele passen hier rein?", fragte ich meinen Bruder, der dicht neben mir lief.

„Sechzehntausend."

„Krass. Ist heute Abend ausverkauft, oder?"

„Kleine, unsere Konzerte sind immer ausverkauft." Jonas hatte einen Arm um meine Schultern gelegt und mich neckend zu sich gezogen.

Wir liefen gerade durch die Gänge im Backstage-Bereich. Für die Jungs stand erst mal der Soundcheck an. Ich war neugierig, wie das alles ablaufen würde. Das Bühnenbild wurde von den Bühnentechnikern bereits seit heute Morgen aufgebaut.

Während des Soundchecks stand ich am Bühnenrand und schaute dem Geschehen vor mir gespannt zu. Ich hatte weder meinen Bruder noch die anderen je live gesehen und ich konnte mir kaum vorstellen, dass später die ganze Halle voller Fans sein würde. Es wurden mehrere Songs gespielt, teilweise nur angerissen. Die Tontechniker gaben Anweisungen und tobten sich aus. Die Jungs waren gelassen und zogen den Soundcheck erstaunlich professionell durch.


Im Anschluss teilte sich die Gruppe wieder auf. Alex und Maxwell wollten nach den Fans schauen, die schon vor der Halle warteten. Raf wollte sich noch mal ein wenig hinlegen. Ich vermutete, dass er heute Nacht keinen Schlaf mehr gefunden hatte. Anton traf auf dem Weg zum Backstage direkt irgendwelche Bekannten, bei denen er stehen blieb. Jonas war total überdreht und mein Bruder klärte noch einiges für heute Abend per iPhone. Nebenbei drehte er Storys und begrüßte hier und da ein paar Leute.

„Guck mal, wer da ist.", brüllte mir Jonas von der Seite ins Ohr und stieß mir mit seinem Ellbogen etwas zu feste gegen die Schulter.

Ich folgte seinem Blick den Gang entlang. Marten stand ein paar Meter von uns entfernt, von weiteren bulligen Typen umgeben, die allesamt keine Miene verzogen. Nur auf Martens Gesicht konnte ich ein schiefes Grinsen erahnen, als er uns bemerkte.

„Überraschung gelungen.", grinste mein Bruder und zwinkerte mir zu.

Es war mir in diesem Moment egal, dass mein Cousin von den anderen Männern umringt war und ich sein hartes Gangster-Image wohl gleich zerstören würde. Mein Gesicht hellte sich auf und mit einem geflüstertem „Marten" ging ich auf ihn zu und fiel dem Riesen um den Hals. Ohne zu zögern erwiderte der Riese meine Umarmung und drückte mich einen Moment feste an sich.

„Hab gehört, du hast heute einen eigenen Personenschutz?"

Marten lachte, als er meinen Gesichtsausdruck sah, der nicht gerade Vorfreude ausstrahlte.

„Wow, ich hab irgendwie mit mehr Begeisterung gerechnet."

Ich verstand nicht ganz, worauf er hinauswollte. Kurz, aber herzlich begrüßte er auch John und Jonas, ehe er den anderen Typen zunickte und mich ein Stück weiter den Gang entlang schob.

„Ist das wirklich nötig? Ich kann allein auf mich aufpassen. John übertreibt maßlos, was das angeht."

„So wie mit deinem Freund?"

Ich verdrehte innerlich die Augen.

„John ist soo eine Labertante. Echt jetzt.", regte ich mich kurz über meinen Bruder auf.

„Hast ja heute genug Zeit, mir von deinem Lover zu erzählen."

Ich stand immer noch auf dem Schlauch, was Marten nicht entging.

„Wie jetzt? Hast du hier sonst nichts zu tun und kannst die ganze Zeit bei mir rumhängen, oder was?"

„Ist mein Job heute."

Jetzt machte es klick.

„DU? Du sollst heute auf mich ‚aufpassen'? Warum sagt John das nicht gleich? Der will doch, dass ich mich deswegen aufrege. Was ein Arsch."

Marten lachte kurz auf, legte einen Arm um meine Schulten und zog mich weiter in einen größeren Raum, in dem ein paar Tische mit Stühlen drum herum standen.


„Sonst ist aber alles gut zwischen euch oder sollte ich was wissen?"

Marten hatte mir eine Fanta gebracht und sich gegenüber von mir an einen der Tische gesetzt.

„Denk mal schon. John war angepisst wegen Samuel und irgendwie auch wegen Yassin. Keine Ahnung, war ein bisschen nervig. Ohne Raf hätten wir uns eventuell ein paar Mal die Augen ausgekratzt. Aber ich glaube, wir haben soweit alles geklärt."

Marten starrte mich immer noch abwartend an, weshalb ich seufzte und weitersprach.

„Jaa, ich hätte ihm das mit Samuel schon früher erzählen sollen. Ich weiß, schon klar. Aber ich hatte irgendwie... ja keine Ahnung, Angst vor seiner Reaktion und das ja wohl nicht unberechtigt. Sein Verhalten gegenüber Samuel war echt unnötig. Ich bin keine 15 mehr, er muss nicht alle männlichen Lebewesen in meinem Leben einschüchtern und verjagen."

Marten sagte einen Moment nichts dazu, ehe er leicht die Schultern zuckte.

„Ist halt seine Aufgabe als großer Bruder, dich zu beschützen. Und da er nicht da war, als du 15 warst, muss er das eben jetzt nachholen."

Ich seufzte und drehte mein Glas zwischen den Händen so schwungvoll hin und her, dass ein Teil der Fanta überschwappte und sich auf dem Tisch verteilte. Marten griff gezielt nach dem Glas und stellte es ein Stück von mir weg.

„Hey!", beschwerte ich mich, was Marten nur mit einem „Lass das." abtat.

„Was war mit Yassin?"

„Kein Plan. Ich glaube irgendwie, dass John ihn ungewollt als Konkurrenten ansieht, weil er bisher ja immer ‚seine' brüderlichen Aufgaben übernommen hat. Bin mir aber nicht ganz sicher. Wir haben aber schon drüber gesprochen. Irgendwie."

Mein Cousin hatte sich zurückgelehnt und seine Augenbrauen wanderten in die Höhe.

„Irgendwie?"

„Ja, keine Ahnung. Wird sicher irgendwann noch mal Thema sein, aber fürs erste ist alles geklärt."

Marten wirkte nicht ganz zufrieden mit meiner Antwort, akzeptierte jedoch, dass ich nicht weiter darüber sprechen wollte.

„Aber mal was anderes. Warum sagt mir keiner, dass du heute hier bist?", wechselte ich das Thema schließlich.

„War bis gestern nicht ganz sicher, ob ich es schaffen würde. Ich wollte nicht, dass du dich freust und ich dann gar nicht da bin."

„Egal. Jetzt bist du ja hier.", lächelte ich und war wirklich erfreut, meinen Cousin wiederzusehen.

„Trink mal aus. Dann können wir mal schauen, wo der Rest steckt."

Er schob mir meine Fanta wieder zu und leerte sein Red Bull in wenigen Zügen.

„Aber wehe, du unternimmst einen Fluchtversuch. Ich habe meine Leute überall. Also probier es gar nicht erst."

„Komm runter, warum sollte ich das tun? Hätte John einfach gesagt, dass ich heute bei dir bleiben soll, wäre das gar kein Thema gewesen. Mich wirst du so schnell nicht los, keine Sorge."


Hey Brother (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt