19.

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Die nächsten beiden Tage vergingen ereignislos. Ich lag entweder im Bett oder ich hing auf der Couch rum. Mein Bruder hatte sich sogar erbarmt, mit mir Grey's Anatomy zu schauen. Zugegeben, ich hatte diese Serie bestimmt schon an die fünfmal bis zum jeweils letzten Staffelende durchgeschaut, aber ich konnte immer wieder von vorne anfangen. So auch jetzt. John tat zwar so, als würde er es nur mir zur Liebe schauen, aber ich wusste ganz genau, dass er die Handlung mit Spannung verfolgte.

„Na klaaar, als ob jemand ein Bazooka-Projektil in der Brust hat, das nur nicht explodiert, weil diese Superärztin ihre Hand drauf hat.", pöbelte mein Bruder leicht aufgebracht in Richtung Fernseher.

„Sei leise, ich will das sehen."

„Du weißt doch eh, wie das ausgeht. Das ist echt soo unlogisch."

„Na und? Sei ruhig jetzt. Das wird gleich spannend."

John schüttelte ungläubig den Kopf, verfolgte das Geschehen auf dem Fernseher aber weiterhin.

„Das würde doch niemals so in der Realität passieren."

„Egal. Da passieren später noch viel unlogischere Sachen."

„Und warum feiert ihr Weiber das dann alle so?"

„Weil es gut ist? Und guck dir mal McDreamy an. Später kommen aber noch heißere Ärzte.", scherzte ich und wackelte provozierend mit den Augenbrauen.

John stieg voll drauf ein und verzog angewidert das Gesicht.

„Die alten Säcke findest du heiß?", donnerte er fast schon entgeistert.

„Dann warte mal Avery ab. Oder Sloan.", grinste ich weiter und wandte mich wieder dem Fernseher zu.

„Warum tu ich mir das eigentlich an.", brummelte John und griff nach den Chips.

„Weil du mich lieb hast und der beste große Bruder sein willst?"

„Was man dafür nicht alles tut."

Schmunzelnd registrierte ich, wie sich John tiefer in die Polster sinken ließ und die Schüssel mit den Chips auf seinem Bauch abstellte.

Mir ging es minimal besser. Ich hatte immer noch kaum Appetit und schlief unnormal viel. Aber ich hatte kein Fieber mehr und fühlte mich weniger schlapp. Die Schmerzen waren leider nicht wesentlich besser geworden und mit meinem Arm fühlte ich mich oftmals total unselbstständig.

John hatte vorgeschlagen, dass seine Jungs heute Abend vorbei kommen könnten. Sie wollten sehen, wie es mir ging und auch John hatten sie die letzten Tage nicht zu Gesicht bekommen, da er die ganze Zeit bei mir geblieben war. Falls es mir doch zu viel werden sollte, könnte ich einfach ins Bett gehen. Das war der Vorteil, wenn wir uns hier trafen.

„Wann kommen eigentlich die anderen?"

„So um acht."

„Okay, dann hab ich noch genug Zeit zum Duschen. So vergammelt müssen die mich nicht sehen."

„Aber ich muss dich so ertragen, oder was?"

Genervt schaute ich zu John, der mir einen Kussmund zuwarf.

„Haha, bist du heute wieder witzig. Versuch du mal mit so einem Plastikbeutel an deiner dominanten Hand zu duschen und dann sprechen wir weiter."

„Gut, dann leih ich mir das Teil später mal, ja?"

„So war das nicht gemeint, du Clown."

Grinsend schnipste John mir gegen meinen hohen Dutt. Seit er mir nicht mehr in die Seite piksen konnte, hatte er genug Wege gefunden, wie er mich anderweitig nerven konnte.

Hey Brother (Bonez MC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt