Kapitel 4

299 13 0
                                    

Nachdem alle aufgegessen hatten, mussten die Erst- bis Viertklässler die Halle verlassen. Die Freigewordenen Tische wurden weggezaubert und machten Platz für eine Tanzfläche. Die Musik wurde aufgedreht und der Ball war eröffnet.

Melia hoffte schon darauf, dass Fred sie zum Tanzen auffordern würde, doch der hatte erstmal andere Pläne. „Soo Freunde, bevor die Party hier losgeht und alle verschwinden will ich noch mit euch anstoßen! Ich hole uns eine Runde Butterbier." Damit stand er auf und machte sich auf zum Buffet am Rand des Raumes. Auch gut!

Nachdem sie auf einen schönen Abend angestoßen hatten, verschwanden dann alle recht schnell. Als erstes forderte Phillip Chloe zum Tanzen auf und James zog direkt nach. Auch Tyler und Aliana verschwanden, sodass nur noch Fred, Melia und Sophie übrigblieben.

Na toll, dachte sich Melia. Wie sie es sich gedacht hatte, saßen sie nun doch auf Sophie. Nicht, dass sie Sophie nicht mochte, allerdings wollte sie an diesem Abend einfach Zeit mit Fred verbringen.

Kurz saßen die drei unschlüssig herum, doch Sophie durchschaute ihre Freunde schnell. „Ich bin mal jemanden suchen", sagte sie und ließ die beiden alleine. Innerlich bedankte Melia sich tausendmal bei Sophie. Endlich war sie mit Fred alleine.

„Und da waren's nur noch zwei", meinte sie grinsend und sah Fred abwartend an. Dieser grinste auch und kratzte sich etwas nervös am Nacken. „Wo wir hier gerade nur so blöd rumsitzen... Wollen wir vielleicht, also... willst du mit mir tanzen?" Am liebsten hätte sie laut gejubelt und Ja geschrien, doch Melia lächelte ihn nur an und nickte. „Klar, gerne!" Fred atmete erleichtert auf, stand auf, reichte ihr seinen Arm und führte sie auf die Tanzfläche. Der erste Schritt war geschafft. 

Auf der Tanzfläche legte er die Arme um ihre Hüfte und begann sich im Takt der Musik zu bewegen. Melia wurde ganz nervös. Es war so einfach mit Fred rumzualbern, zu reden oder auch ihn anzumeckern und sie genoss es immer in seiner Nähe zu sein. Doch jetzt, wo sie endlich genau da war, wo sie sein wollte, nämlich in seinen Armen, war plötzlich gar nichts mehr einfach. Natürlich fühlte es sich wunderbar an, doch sie hatte Angst, dass er nicht das gleiche dachte wie sie und sie sich daher blamierte oder sogar ihre ganze Freundschaft zerstörte.

„Entspann dich, Mel!", sagte Fred, als er ihre plötzliche Unsicherheit bemerkte. „Ich beiße ja nicht." Das brachte sie zum Lachen und endlich begann auch sie sich zu bewegen. Fred war selbst nicht ganz entspannt, vor allem nicht als er bemerkte, wie sexy sie eigentlich war. Das wusste er natürlich schon lange, aber jetzt wo sie ihre Hüfte so dicht an seiner bewegte... Er musste sich zusammenreißen!

Bei Chloe und Phillip war es schon viel lockerer. Sie hatte erleichtert festgestellt, dass er tatsächlich ein guter Tänzer war und ließ sich nun von ihm durch die Halle wirbeln.

„Du kannst echt gut tanzen!", meinte sie über die Musik hinweg zu ihm, als er sie gerade in seinen Armen eingedreht hatte und sie mit dem Rücken an seiner Brust landete. „Danke gleichfalls!", erwiderte er und drehte sie wieder aus. Chloe vollführte eine weitere Drehung und legte dann ihre Hand zurück auf seine Schulter. „Wo hast du das gelernt? Die Stunden mit Gonni waren es bestimmt nicht."

Der Tanzunterricht, den Professor McGonagall höchst persönlich ihnen gegeben hatte, war echt lustig gewesen. Vor allem der Part, an dem James mit ihr Tanzen musste, da er einer der wenigen Jungen war, die das schon konnten. Gelernt hatten sie dort allerdings nur die Grundschritte und eine einfache Drehung.

„Meine Mum", antwortete Phillip. „Sie hat es mir schon vor Jahren beigebracht. Früher fand ich es nervig, doch jetzt bin ich ihr dankbar. Und du?" „Ich hab mal in den Ferien mit James einen Tanzkurs gemacht. Eigentlich nur aus Spaß, aber es hat uns gut gefallen, also haben wir ein paar Stunden genommen", erwiderte sie. „So so, mit James..." Ein genervter Ausdruck huschte über Phillips Gesicht, doch er fing sich schnell wieder und ließ Chloe eine weitere Drehung machen. Ups, vielleicht hätte sie erwähnen sollen, dass Ally und Ty auch dabei gewesen waren. „Er ist nur mein bester Freund", verteidigte sie sich schnell.

Es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich wegen James ein Date versaute. Warum kapierten die Jungs nicht, dass auch ein Junge und ein Mädchen einfach nur gute Freunde sein konnten und es keinen Grund gab, eifersüchtig zu sein?

Schnell wechselte sie das Thema. „Warum hast du eigentlich mich gefragt? Also ob ich dich heute begleite." Sofort grinste er wieder. „Was für eine Frage... Schau dich doch mal an! Du bist cool, siehst super aus und bist single. Ich frage mich eher, warum du zugesagt hast. Ich weiß aus erster Hand, dass mindestens zwei andere dich vor mir gefragt haben."

Viele Mädchen würden bei diesen Komplimenten erröten, doch Chloe nicht. Sie wusste, dass sie bei den Jungs beliebt war und legte es gerne darauf an, dass sie ihr dies auch zeigten. Seine Frage hingegen beantwortete sie nur mit „Tja" und einem geheimnisvollen Lächeln.

Inzwischen war es auch bei Fred und Melia lockerer. Beide bereuten zwar insgeheim, nicht den Tanzkurs der anderen mitgemacht zu haben, doch mit einer Mischung der Grundschritte, die sie von McGonagall gelernt hatten, und Improvisation lief es auch so ganz gut.

„Ich finde es cool, dass wir mal was zu zweit machen", meinte Melia nach einer Weile. Sie hoffte, ihm damit ein Zeichen zu geben, ohne dass es zu offensichtlich war. Fred stimmte ihr zu und schickte sie in eine Drehung, die zwar nicht so elegant aussah wie bei manch anderen, Melia aber zum Lachen brachte.

„Es war eine gute Idee von dir, mich zu fragen", meinte er zwinkernd. „An so einem besonderen Abend bin ich viel lieber mit einer guten Freundin zusammen und habe Spaß, als dass irgendein Mädchen an mir klebt, deren Namen ich mir nicht mal merken kann. Hast du dir angesehen, wie James sich verhalten hat? Das ist doch Schwachsinn." Melia wusste nicht, was sie von diesen Worten halten sollte. Einerseits klang es so, als wäre es als Kompliment gemeint, aber andererseits versetzte es ihr einen Stich in die Brust, dass er sie als ‚eine gute Freundin' bezeichnete. Es ging ihr doch gerade darum, mehr als das zu sein! Ob Fred das jemals verstehen würde?

Der WinterballWo Geschichten leben. Entdecke jetzt