Kapitel 18

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„Geht es immer nur um das Eine? Bin ich einfach nur die attraktive Chloe, mit der man mal kurz in einer Besenkammer verschwinden kann?" „Um Himmels Willen, Honey!", schnell war James bei ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. Eindringlich sah er sie an. Chloe biss sich mit gesenktem Blick auf die Lippe. „Du bist so viel mehr als nur attraktiv, das weißt du doch! Du bist witzig und clever, schlagfertig, humorvoll, manchmal ein bisschen aufmüpfig und stur, aber auch liebevoll, kreativ, stark und intelligent. Das weißt du doch, Chlo!" Erst während James das sagte, realisierte er was Chloe wirklich alles war. Sie war alles, was ihm wichtig war. Sie war alles.

Chloe stockte der Atem. So dachte James über sie? Seine Worte waren wie Balsam für ihre Seele. Außerdem hatte er sie Chlo genannt, nicht Honey, Darling oder Babe, sondern Chlo. Selbst in dieser abgekürzten Version benutzte er ihren Namen fast nie, das musste also was heißen.

„Wirklich?", hakte sie vorsichtshalber nach. Hier bahnte sich gerade etwas an und sie wollte ganz sicher gehen. „Jaa verdammt!", erwiderte James nachdrücklich. Chloe hatte an diesem Abend bereits eine ganze Menge getrunken und vielleicht war das der Grund, warum sie ohne weiter nachzudenken handelte. Sie löste ihre Hände von der Arbeitsfläche und legte ihre Arme um James Nacken. Dann beugte sie sich vor und küsste ihn. Ganz intuitiv, einfach so.

James erwiderte den Kuss, ohne zu zögern. Vielleicht war es falsch und sie würden am nächsten Morgen aufwachen und darüber lachen, was sie da getan hatten, doch in diesem Moment wollte er nichts lieber tun. Er umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen und kam ihr so nah wie nur möglich.

Chloe schlang ihre Beine um ihn und zog ihn dadurch noch näher zu sich. Ihr schwirrte der Kopf und der Alkohol machte ihr bereits etwas zu schaffen, aber sie hatte das Gefühl, das James sie am Boden hielt. Das Prickeln von vorhin breitete sich wieder in ihr aus und es fühlte sich einfach gut an, richtig gut.

Keiner von ihnen intensivierte den Kuss. Es ging hier um etwas völlig anderes, als wild in einer Besenkammer rumzumachen, das spürten sie.

„Warum fühlt sich das so richtig an?", flüsterte Chloe und lehnte ihre Stirn an seine, die Augen noch immer geschlossen. James streichelte ihre Wangen mit seinen Daumen. „Ich weiß es nicht", murmelte er. „Aber ich weiß, dass es ich es will." Sie öffnete die Augen und sah, dass er sie schief anlächelte. Unwillkürlich hoben sich ihre Mundwinkel ebenfalls.

„Das ist bestimmt der Alkohol." „Bestimmt!", bestätigte er. Sie sahen sich in die Augen und einen Moment später trafen ihre Lippen wieder aufeinander.

Sie küssten sich eine Weile, diesmal etwas leidenschaftlicher als vorher.

„Was, wenn es nicht der Alkohol ist?", fragte James, als sie sich wieder voneinander gelöst hatten. Ihm kam langsam, aber sicher der Gedanke, dass er Gefühle für seine beste Freundin entwickelt hatte, ohne es zu merken. „Was, wenn da mehr zwischen uns ist?" Chloe lehnte sich nach hinten an die Wand und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. „Meinst du, das hat was zu bedeuten?", fragte sie und sah an die Decke.

Sie musste jetzt wirklich ihre Gedanken ordnen! Also, sie liebte James. Er war ihr bester Freund, sie hatte immer Spaß mit ihm, sie verstanden sich ohne Worte und sie konnte ihm blind vertrauen. Andere Jungen waren ihr eigentlich relativ egal. Sie flirtete gerne und sie machte auch gerne mal rum, aber eine Bindung baute sie nie zu ihnen auf. Zu James hatte sie eine Bindung, eine verdammt starke. Außerdem fühlte sie, wenn sie ihn küsste, etwas, dass sie noch nie zuvor gespürt hatte, etwas verdammt Schönes. Was, wenn sie die ganzen anderen Jungen vergaß und stattdessen mit James flirtete und rummachte? Dann würden sie quasi eine Beziehung führen. Melia hatte ihr schon manchmal gesagt, dass James und sie sich verhielten wie ein Pärchen. Chloe hatte das immer für lächerlich gehalten, doch jetzt kam es ihr gar nicht mehr so abwegig vor. Wollte sie mit James zusammen sein? Hatte sie etwa romantische Gefühle für ihn? Für ihren besten Freund?

„Ich glaube schon", antwortete James nach einer nachdenklichen Pause. „Ich glaube auch." Sie sah ihn wieder an. „Ist dir mal aufgefallen, dass es am Ende immer wir zwei sind?", fragte er. „Was meinst du?" Sie lehnte sich wieder vor und begann mit einer ihrer Haarsträhnen zu spielen. „Naja" James nahm seine Hände von ihren Oberschenkeln und ging neben sie, um sich ebenfalls auf die Arbeitsfläche zu setzen. „Wir machen ja eigentlich fast alles zusammen" „Außer Mädelskram", warf Chloe ein und grinste ihn an. „Außer Mädelskram", bestätigte er. „Auf jeden Fall machen wir fast alles zusammen, außer Daten... und Mädelskram. Ich gehe auf Dates und du gehst auf Dates. Ich flirte mit anderen Mädchen und du flirtest mit anderen Jungs. Ich küsse andere Mädchen und du küsst andere Jungs. Aber danach, wenn wir unseren Spaß hatten, dann kommen wir wieder zueinander und unterhalten uns darüber und machen alles andere zusammen. Die anderen Mädchen und Jungs, die haben nie irgendwas zu bedeuten, die sind schnell wieder vergessen. Am Ende sind immer wir beide übrig." Chloe nickte nachdenklich. „Am Ende sind es immer wir zwei. Du hast recht!"

Ohne dass einer von ihnen beiden bewusst handelte, fanden sich ihre Hände und verschränkten sich ineinander. Sie saßen nebeneinander und versuchten, sich über ihre Gedanken und Gefühle klar zu werden. Nüchtern wäre das vermutlich leichter, doch der Alkohol senkte auch ihre Hemmschwelle. Sie sagten geradeheraus was sie dachten und handelten viel intuitiver.

„Ich glaube, wir sollten die anderen Mädchen und Jungs weglassen!", sagte James schließlich. „Mit mir kannst du ebenso gut flirten und ich bin ein wahnsinnig guter Küsser." „Ach, bist du das?", fragte Chloe gespielt kritisch und streckte ihm die Zunge raus. „Oh ja, das bin ich!", erwiderte er und rutschte von der Platte herunter, um sich wieder vor sie zu stellen. „Beweis es mir doch!", forderte sie ihn auf.

Und das tat er auch. Stürmisch legte er seine Lippen auf ihre und diesmal war der Kuss sogar noch leidenschaftlicher.

Chloes Hände wanderten in seine schwarzen Haare. Sie spielte damit, während sie seinen Kopf noch etwas mehr zu sich heranzog. Ihre Beine umklammerten wieder seinen Körper und er hatte seine Arme um ihre Taille geschlungen. Ihre Zungen trafen aufeinander und lieferten ein kleines Duell. James nahm Chloes Unterlippe zwischen seine Zähne und saugte leicht daran, was sie zum Aufseufzen brachte.

Irgendwann löste er seine Lippen von ihren, jedoch nur um kurz darauf ihren Hals in Beschlag zu nehmen. „Ich glaube, wir können die anderen wirklich weglassen", schnurrte Chloe und ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Es war ein schöner Gedanke, James Potter ganz für sich zu haben.

„Scheiß auf die anderen!", bestätigte James und legte seine Lippen wieder auf ihre. Alle Zweifel und Bedenken waren aus dem Weg und die beiden gaben sich völlig einander hin.


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Oh hell yess! Da war wohl viel Alkohol nötig, aber immerhin haben sie es endlich gerafft. Wer shippt die beiden auch so sehr wie ich?  

Der WinterballWo Geschichten leben. Entdecke jetzt