Kapitel 12

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(Rückblick)

Auf der Tanzfläche vergnügten sie sich noch eine Weile, bis die Musik nicht mehr ihrem Geschmack entsprach.

„Och nöö, nicht noch so ein Lied!" Chloe zog einen Schmollmund. „Das wird mir hier zu blöd, Jamsie. Lass uns abhauen!" „Na gut, dann bringe ich deinen besoffenen Arsch mal nach oben." „Und was ist mit dem Rest von mir?" Mit großen Augen sah Chloe ihren besten Freund an. „Ja ja, den auch", erwiderte James lachend und zog sie durch die Menge in Richtung Tür.

Kurz bevor sie diese erreicht hatten, blieb Chloe abrupt stehen. Fragend sah James sie an. „Wir haben Fred vergessen!" Sie wollte schon umdrehen, um diesen zu suchen, doch James hielt sie zurück. „Als ich ihn vorhin gesehen habe, war er am Flirten. Wir wollen ihm ja nicht die Tour vermasseln, der findet schon den Weg zurück." Als Chloe das hörte, verzog sie das Gesicht, da sie an Melia dachte. Fred war echt so ein Volltrottel! James merkte das allerdings nicht, da er sich schon umgedreht hatte und sie weiter zur Tür zog.

Draußen war es plötzlich ganz still und die beiden hörten nur ein durchgehendes Fiepen im Ohr, als Folge der zu lauten Musik.

Nach ein paar Metern, in denen James Chloe immer noch mit sich zog, fiel ihr plötzlich auf, dass sie ja dadurch Händchen hielten. Das brachte sie zum Kichern. „Wir sind wie ein Pärchen", stellte sie glucksend fest, obwohl diese Vorstellung eigentlich völlig absurd war. James und sie? Ein Pärchen? So ein Quatsch! Sie waren einfach beste Freunde und das seit der ersten Klasse.

„Wenn das so ist, dann müssen wir uns wohl küssen." Abrupt blieb James stehen, so dass Chloe gegen ihn lief, wirbelte sie herum und presste sie mit seinem Körper an die kalte Steinmauer des Kerker-Flures. Erschrocken keuchte Chloe auf. James küssen? Igitt! Nicht, dass sie was gegen Küssen hatte, sie küsste eigentlich gerne, oder gegen James. Er war bestimmt auch ein fabelhafter Küsser, so viel Übung wie er hatte. Aber sie würde doch wohl ihren besten Freund nicht küssen!

Plötzlich grummelte Chloes Magen scheinbar so laut wie ein Donnerschlag. Zumindest kam es ihnen in der nächtlichen Stille so vor. Gleichzeitig begannen sie zu lachen und James löste sich wieder von ihr.

„Pscht! Wir müssen leise sein. Nicht, dass uns noch jemand erwischt", meinte Chloe schließlich leise. „Ach stimmt ja, es ist Nachtruhe. Das hätte ich fast vergessen." Mit der flachen Hand schlug James sich an die Stirn. „Ich hab doch sogar die Karte mit!" Er kramte in seinen Umhangtaschen und fand schließlich ein großes, gefaltetes Pergament, das scheinbar leer war.

Doch Chloe wusste es besser. In den vielen Jahren, in denen sie schon gemeinsam Streiche ausheckten, hatten sie oft genug Gebrauch von der Karte gemacht. „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!", murmelte James und tippte das Pergament mit seinem Zauberstab an. Sofort begann sich ein Muster aus Linien und Punkten zu bilden, dass zu einer Karte von Hogwarts mit den Standpunkten von all seinen Bewohnern wurde. Die Karte der Rumtreiber, die unter anderem von James beiden Namensvettern entworfen worden war, war immer sehr hilfreich.

Die meisten Punkte tummelten sich in den Gemeinschaftsräumen. Auch die meisten Lehrer befanden sich in ihren Schlafgemächern. Nur zwei Lehrer und vier Vertrauensschüler patrouillierten durch das Schloss, um Leuten wie James und Chloe Punkte abzuziehen und sie dann ins Bett zu schicken. Mit Hilfe der Karte allerdings, war es den beiden ein Leichtes, ihnen auszuweichen und ohne erwischt zu werden, in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum zu gelangen.

Dort angekommen, bugsierte James Chloe auf eins der Sofas. „Warte noch kurz hier! Bin gleich wieder da." Verwundert sah Chloe dem schwarzhaarigen Jungen hinterher, wie er in Richtung seines Schlafsaals verschwand.

Der WinterballWo Geschichten leben. Entdecke jetzt