Kapitel 20

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Allmählich wurde Chloe wach und kniff die Augen zusammen. Hatte sie letzte Nacht nicht die Vorhänge zu ihrem Bett zugezogen? Die Sonne schien viel zu hell. Ihr Kopf pochte und sie versuchte sich daran zu erinnern, was passiert war. Gestern war der Ball gewesen und die Party!

Ein Arm legte sich von hinten um sie und zog sie an einen männlichen Körper. Im ersten Moment dachte sie an Phillip, doch da fiel ihr plötzlich ein, was in der Besenkammer passiert war. Außerdem kam ihr der Geruch so vertraut vor. War das nicht James? Oh Merlin, sie hatte ja James geküsst!

Er begann sie zu streicheln und ein wohliges Kribbeln breitete sich in ihr aus. Am liebsten würde sie für immer so liegen bleiben.

James vergrub seine Nase in Chloes Haaren und zog sie etwas näher an sich. Sie roch so gut! Moment mal, warum kuschelte er mit Chloe? Er kniff die Augen zusammen und versuchte sich an die letzte Nacht zu erinnern. Ein paar Szenen huschten an seinem inneren Auge vorbei. Clarissa, die ihn verspottete, wie er mit Sarah getanzt hatte, ein Gespräch mit drei Mädels und dann der Kuss mit Chloe. Abrupt riss er die Augen auf und kniff sie gleich wieder zusammen, als ihn das grelle Sonnenlicht blendete. Er hatte Chloe geküsst! Krampfhaft versuchte er sich an mehr Details zu erinnern. Da war ihr Gespräch in der Abstellkammer gewesen und sie hatten sich wieder geküsst. Und wieder... ‚Am Ende sind es immer wir zwei', schoss es ihm durch den Kopf.

Chloe drehte sich in seinen Armen zu ihm um und versuchte ihre Augen zu öffnen, doch dafür war sie noch zu müde. „James?", flüsterte sie. „Mhmm", brummte er und schlug die Augen auf. Chloe sah aus wie ein Engel. Ihre Augen waren noch sanft geschlossen und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihre langen, blonden Wellen ergossen sich wie ein Fächer über das dunkelrote Kissen.

„Kann es sein, dass wir letzte Nacht zusammengekommen sind?" Er konnte nicht anders, als ihre Wange zu streicheln. Flatternd öffneten sich ihre Augen und sie sah ihn an. „Ich glaube auch so was", murmelte er, seine Stimme noch rau vom Schlaf. Chloes Nackenhaare stellten sich auf. Um Himmels Willen, war seine Morgenstimme schon immer so sexy gewesen?

„Und was denken wir heute darüber?", fragte sie vorsichtig. Sie waren beide betrunken gewesen und eigentlich hatten sie beide nicht nach einer festen Beziehung gesucht. Vielleicht wollte James ja jetzt, wo er nüchtern war, wieder mit anderen Mädchen ausgehen. Er war immerhin einer der beliebtesten Junggesellen von Hogwarts. James und sie waren doch einfach nur beste Freunde, oder? Aber warum fühlte es sich dann so unfassbar gut an, in seinen Armen zu liegen? Warum wollte sie nichts lieber, als sich vorzubeugen und ihn zu küssen? Sie täte alles dafür, wieder dieses unglaubliche Prickeln zu spüren. Hoffentlich hatte sie sich das nicht nur eingebildet! Außerdem gefiel ihr der Gedanke an James mit irgendwelchen anderen Mädchen überhaupt nicht. Er war ihr James! Auch der Gedanke daran, mit anderen Jungen zu flirten klang irgendwie überhaupt nicht mehr so verlockend für sie.

„Wir denken heute, dass wir überhaupt nicht verstehen, wie wir es so lange ausgehalten haben, die Finger voneinander zu lassen." Mit einem Mal packte James Chloe und drehte sie so, dass sie auf dem Rücken lag und er auf ihr. Erschrocken quietschte sie auf. „Oder denken wir was anderes?" Ihre Gesichter waren so nahe beieinander, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.

Chloe konnte mit einem Mal keinen klaren Gedanken mehr fassen und ihr Puls beschleunigte sich etwas, daher schüttelte sie bloß den Kopf. „Gut!", murmelte James und im nächsten Moment vereinte er ihre Lippen. Chloe seufzte wohlig auf und schlang die Arme um ihn. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er überhaupt kein T-Shirt trug. Sanft strich sie mit ihren Fingern über seinen nackten Rücken. Das angenehme Prickeln, das sie sich zum Glück nicht eingebildet hatte, breitete sich wieder in ihr aus.

Nur widerwillig löste James sich kurz von Chloe. „Immer noch eine gute Idee?", fragte er. Er wollte sie zu nichts drängen und womöglich ihre Freundschaft ruinieren. Wenn sie jetzt weitermachten, dann war das ein endgültiger Schritt. Chloe nickte und biss sich auf die Lippen. „Die beste!" Ein Grinsen breitete sich auf James Gesicht aus. „Merlin sei Dank!" Er wollte sich schon wieder runterbeugen, um sie weiter zu küssen, doch dann hielt er noch mal inne. „Jetzt, wo du von meiner besten Freundin zu meiner festen Freundin befördert wurdest, darf ich dich doch sexy finden, oder?", murmelte er und sah ihr fest in die Augen. Chloe lächelte ein wirklich ziemlich sexy Lächeln. „Als mein fester Freund ist es sogar deine verpflichtende Aufgabe mich sexy zu finden!" James lachte leise und Chloe spürte die Vibration in seiner Brust widerhallen. Sie zog ihn zu sich runter und presste ihre Lippen auf seine.

Diesmal war der Kuss sehr leidenschaftlich. James Hände wanderten unter das T-Shirt das Chloe trug und sie seufzte wohlig auf. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nichts außer ihrem Slip und dem Shirt trug, doch es störte sie nicht im Geringsten.

„Sophie, bist du das?", rief Aliana leise, um die anderen nicht zu wecken, als das Knarzen der Tür ertönte. „Ja", kam die leise Antwort ihrer besten Freundin. Schnell spuckte sie die Zahnpasta ins Waschbecken und spülte sich den Mund aus, bevor sie aus dem Bad ging.

„Wo warst du denn?", flüsterte sie. Das Brünette Mädchen trug immer noch das Outfit, dass sie ihr letzte Nacht für die Party rausgesucht hatte. Sie war die ganze Nacht nicht im Schlafsaal gewesen und Ally hatte sich schon Sorgen gemacht, da das überhaupt nicht zu Sophie passte.

Diese ließ sich auf ihr ordentlich gemachtes Bett fallen und gähnte, bevor sie antwortete. „Ich war die ganze Nacht mit Priya in unserer Lounge. Wir haben uns stundenlang unterhalten und... so." Bei diesen Worten wurde Sophie etwas rot. „Und so..." Aliana sah sie mit einem wissenden Grinsen an. „Na dann schlaf mal ein bisschen, aber wenn du wieder wach bist, will ich alles wissen, okay? Ich will alles wissen! Du hast übrigens auch ein bisschen was verpasst, aber das erzählen wir dir später." Sophie lächelte müde und schloss die Augen. Auf Zehenspitzen schlich sich Aliana aus dem Schlafsaal.

In der Großen Halle traf sie auf Ty, Fred und Melia. Sie ließ sich neben ihrem Freund fallen und gab ihm einen Kuss. „Guten Morgen!" „Morgen du Schlafmütze", erwiderte Ty und stupste ihre Nase an. „Was heißt hier Schlafmütze? Dafür, dass wir die halbe Nacht gefeiert haben, ist es noch viel zu früh! Warum seid ihr überhaupt schon wach?", fragte sie dann an Melia und Fred gewandt, die ihnen gegenübersaßen. Eigentlich waren sie nämlich genau wie James und Chloe totale Langschläfer. Melia zuckte mit den Schultern und lächelte Fred flüchtig an. „Ich konnte kaum schlafen. Das ist alles noch so... neu." „Meine Nähe macht sie ganz nervös", meinte Fred grinsend und zog sie an sich. Dafür bekam er einen halbherzigen Schlag von Mel.

Ally schnappte sich ein Toast und begann Butter darauf zu streichen. „Übrigens hat Sophie die ganze Nacht mit Priya durchgemacht. Sie ist gerade erst wiedergekommen und schläft jetzt erstmal." „Uhhhh", meinte Melia und wackelte mit den Augenbrauen. „Fängt unser schlechter Einfluss doch langsam an, auf sie abzufärben?"

„Was für ein schlechter Einfluss?", fragte Priya, die plötzlich neben ihnen auftauchte. Ganz selbstbewusst ließ sich die Hufflepuff neben ihnen fallen, ganz so, als gehörte sie schon immer zu der Gruppe. Überrascht sahen die Freunde sie an und es dauerte einen kurzen Moment, bis Tyler eine Antwort rausbrachte.

Eine ganze Weile später kamen dann auch James und Chloe in die Große Halle und die Freundesgruppe war komplett. Strahlend ließen sie sich am Tisch fallen. James legte einen Arm um Chloes Schultern und zog sie für einen kurzen Kuss an sich. „Guten Morgen", meinte diese daraufhin gut gelaunt in die Runde. Der Anblick des frischen Pärchens sorgte für einiges an Getuschel in der Halle.

„Morgen ist gut!", meinte Ally augenverdrehend. „Selbst Sophie war vor euch hier und die ist erst schlafen gegangen, als ich schon aufgestanden bin." „Ach ja?" Neugierig sah Chloe die Ravenclaw an, die leicht rot wurde und nickte. „Wir haben uns die ganze Nacht unterhalten", flötete Priya gut gelaunt. „Dafür, dass ihr anscheinend kaum geschlafen habt, seid ihr mir viel zu wach!", erwiderte Chloe. Trotzdem sie anscheinend länger geschlafen hatte als all ihre Freunde und obwohl sie bester Laune war, entschlüpfte ihr ein Gähnen. 

„Ihr wollt uns doch aber nicht weiß machen, dass ihr beide bis jetzt geschlafen habt, oder?", fragte Mel skeptisch und sah auf die Uhr. „Wir waren noch... beschäftigt", erwiderte James mit einem verräterischen Grinsen. „Oh Mann!", meinte Ally. „Das ist mir hier viel zu viel frische Liebe am Tisch." „Wir mussten euch die ganze Zeit ertragen", gab Chloe zurück. „Jetzt seht ihr mal, wie das ist." „Wir waren bestimmt nicht soo schlimm!", empörte sich ihre Schwester, woraufhin Melia ein Schnauben entfuhr. „Üüüüberhaupt nicht", sagte Fred, vor Ironie nur so triefend und pflichtete somit seiner Freundin bei. Aliana sah so aus, als ob sie sich verteidigen wollte und verschränkte schon die Arme, doch dann sah sie ein, dass es keinen Sinn hatte und ließ wieder locker. Die Freunde lachten und auch sie stieg mit ein. Liebe halt.

Und so saßen die Freunde da, unterhielten sich, aßen und lachten, alle mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht und mit der Erinnerung an einen sehr schönen und ereignisreichen Abend.

Der WinterballWo Geschichten leben. Entdecke jetzt