20 - Arschlöcher vorraus

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»Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!«, sage ich richtig Nervensäge und wende mich dabei von den verdammten Augen des Arschlochs ab. Es war klar, dass er ein mehr oder weniger wichtigen Part in diesem Film übernehmen würde – in dem ich im übrigen jetzt auch mitspielte – und sich nicht nur aus reiner Langeweile hierher gequält hatte. Ich meine, was konnte für einen arroganten Kotzbrocken schon in einem Kaff am Arsch der Welt wollen? Da sind ihm sicherlich viel zu wenig hirnlose Dummerchen, die mit verliebt glitzernden Augen jeden seiner noch so beschissenen Wünsche erfüllen, als wäre er Gott.

»Leider doch«, gibt die Nervensäge lachend von sich und amüsiert sich offenbar prächtig an meinem säuerlichen Gesicht. Mir allerdings ist eher nach kotzen zumute. Am liebsten in die Visage des arroganten Kotzbrocken. Würde ja auch irgendwie passen.

»Was macht sie überhaupt hier?«, mischt sich besagter Kotzbrocken ein und mal wieder reckt das Bedürfnis, ihm eine runter zuhauen ihren Kopf und leckt sich gierig über die Lippen. Warum auch immer alle in meiner Anwesenheit reden müssen, als wäre ich urplötzlich von einem unsichtbarkeitszauber befallen worden, hat wohl einfach mit der fehlenden Sozialkompetenz einiger dieser Wesen zu tun. An sich würde ich mich ja gerne bemerkbar machen, allerdings habe ich unsere letzte Begegnung noch ganz gut vor Augen und auf eine Wiederholung verzichte ich liebend gerne!

»Sie«, antwortet die Nervensäge und spuckt das Wort dabei so anklagend aus, dass man fast meinen könnte, er würde seinen Bruder gerade kritisieren, »wird die Rolle der Skyla übernehmen. Kannst also ruhig etwas netter sein.« Sollte ich vielleicht erwähnen, dass die Nervensäge mir dabei ein verschwörerischen Zwinkern schenkt, dass ebenso gut heißen könnte, er würde mich gleich umbringen...?

Allerdings lässt mich der Kotzbrocken gar keine Zeit, mir weiter Gedanken darüber machen zu können, wie ich hier schnellst möglichst entkommen könnte. Oder zumindest finden meine Ohren, das sie wenigst erfahren dürfen, warum ihr Trommelfell gleich platzt. »Die da? Bist du noch ganz dicht? Die ist irre!«, brüllt der Kotzbrocken und sieht mich dabei an, als wäre ich ein Scheißhaufen. Sehr Charmant, wirklich!

Angefressen starre ich zurück. Der Typ soll ruhig sehen, was ich von ihm halte und wie sehr mich diese Situation ankotzt. »Meine Fresse, jetzt tue mal nicht so, als hätte ich so eben deinen Schwanz abgehackt! Hätte ich gewusst, dass du hier mitmachst, hätte ich sofort das Weite gesucht!«

Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, schießen die Augen des Kotzbrockens auch schon zu mir und durchbohren mich wie ein Lanze. Sie sprühen schier vor Wut und Hass, wobei ich beim besten Willen nicht sagen kann, wen genau seiner Betthäschen ich um die Ecke gebracht habe, um so einen Blick zu verdienen.

»Hättest du vorher mal etwas besser Recherche betrieben. Oder bist dafür etwas zu dumm?«, schießt er giftig zurück und scheint es mir wirklich übel zu nehmen, dass ich überhaupt existiere. Als wäre ich hier die Plage und nicht der hirnverbrannte Idiot direkt vor mir.

»Ach, wenn du es schaffst hier aufrecht zu stehen und auch noch halbwegs kompetent auszusehen, musst du dir keine Sorgen machen!«, gebe ich sofort zurück und funkele ihn herausfordernd an. Aric starrt ebenso finster zurück und scheint mir ebenso gerne an den Gurgel gehen zu wollen, wie ich ihm. Und hält wohl beide das gleiche zurück: Den Ekel, den anderen berühren zu müssen.

»Woah, woah, jetzt kommt mal runter, bevor hier gleich alles explodiert!«, mischt sich in diesem Moment die Nervensäge ein und zum ersten mal in den vier Tagen unserer mehr oder weniger Bekanntschaft bin ich froh, dass er seine verdammte Klappe nicht unter Kontrolle hat. So sehr mich der Kotzbrocken auch anekelt, bin ich kurz davor, wirklich handgreiflich zu werden. Scheiße auf negative Erfahrungen, wenigstens platze ich dann nicht vor überlaufenden Gefühlen.

Engel haben keine FlügelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt