»Ich glaube, ich bin verliebt«, seufzt Nico schwärmerisch auf und klingt, als wäre ihre Zunge mit Zucker vergiftet. Verzweifelt heule ich auf und vergrabe meinen Kopf im Kissen, in der Hoffnung, erstickt zu werden. Der Wunsch zu sterben, wird mit jeder verdammten Sekunde, die ich hier verbringen muss größer.
»Nico!«, flehe ich mit einer tiefen Verzweiflung, die von der letzten viertel Stunde herrührt. Und damit ihr auch mal etwas versteht: vor einer halben Stunde hat die arrogante Nervensäge endlich die Fliege gemacht und meinen Nerven eine Schonfrist von einer guten viertel Stunde gegönnt. In der besagter viertel Stunde habe ich Nico mit Kaffee vollgepumpt, da sie immer noch wie tot neben mir herging und nicht so aussah, als würden ein paar Schellen links und rechts reichen. Tja und nachdem ich mir selbst einen schwarzen Kaffee die Kehle runtergekippt habe, sind wir auf mein Zimmer gegangen. Und dann ging es auch schon. Kian hier, Kian da, Kian überall. Als würde es die Welt nicht schaffen, ohne ihn zu existieren. Und mitten drin ich, die von dieser Nervensäge rein gar nichts hören will und sich wünschte, einen Kurzurlaub auf dem Mond zu machen.
»Hast du mal die Farbe seiner Augen gesehen?«, fragt Nico vollkommen high und ich bereue es, ihr Kaffee gegeben zu haben. Klar, jetzt ist sie wach, hat aber noch mehr Energie, als sie sowieso schon hat. Ein paar mal fest genug zuschlagen hätte es wahrscheinlich auch gebracht. Na ja, jetzt weiß ich wenigstens, was ich das nächste Mal nicht machen sollte.
»Such dir eine Marschpfütze, dann hast du die Farbe!«, grummele ich, das Gesicht immer ich zwischen den schützenden Wänden des Kissens vergraben. Weshalb sich meine Worte auch wie ein Bär beim vergeblichen Versuch zu artikulieren anhören.
Nico hat sie anscheinend trotzdem verstanden. »Das stimmt doch gar nicht! Er hat so wunderschöne schokoladenbraune Augen«, verteidigt sie diese Nervensäge auch noch und ich verzichte darauf, ihr zu sagen, dass seine Augen höchstens kackbraun sind und dann auch noch mit einer ordentlichen Portion Kotze gemischt.
»Genau wie flüssige Schokolade«, sagt sie eher zu sich selbst, wieder mit diesem ekelhaften schwärmerischen Ton in der Stimme. Ich seufze wieder auf. Und einmal mehr würde ich hier und jetzt gerne das Zeitliche segnen, um diesem Wahnsinn entgehen zu können.
»Wenn seine Augen schokoladenbraun sind, sind meine schweinchenrosa!«, gebe ich sarkastisch von mir und lasse mich weiter in die weichen Tiefen meiner Matratze sinken. Die Vorstellung, darin zu versinken wie in einer Wolke und nie wieder aufzutauchen ist verlockend. Sehr verlockend.
»Und hast du seinen Duft gerochen? Er riecht sooooo gut!«, ignoriert Nico meinen Kommentar. Resigniert rolle ich mit den Augen. Dieses Mädel wird eh nicht aufhören, meinen Ohren mit unnötiger Scheiße voll zu labern. Selbst wenn ich Kian killen würde, wäre das Dauergesprächsthema immer noch er. Mit dem einzigen Unterschied, dass Nico zu einem lebendigen Wasserfall mutieren würde und ich sehr viele schlaflose Nächte haben werde. Also den Typen doch lieber leben lassen.
»Kannst ihn ja nach seinem Deo fragen«, schlage ich mit einem ironischen Augenrollen vor und Nico quiekt auf, als hätte ich die Idee des Jahrhunderts. Verstört blicke ich meine Freundin an und schüttele dann den Kopf. Das kann doch unmöglich ihr ernst sein!
»Das ist eine klasse Idee! Danke Angi!«, jubelt sie und ich überlege, ihr zu sagen, dass Ironie und Sarkasmus mein Spezialgebiet ist, lasse es dann aber doch lieber. Wenn sie das nach dieser kleinen Unendlichkeit noch immer nicht kapiert hat, kann man die Hoffnung gleich vergraben.
»Bitte, bitte. Kannst mir ja den Nobelpreis geben!«, knurre ich überhaupt nicht begeistert und schließe die Augen. Vielleicht kann ich ja ins Land der Träume verschwinden, um diesem wahr gewordenen Alptraum entgehen zu können.
»Man, bist du denn gar nicht aufgeregt? Wir sind gerade Kian Donovan begegnet und er hatte mich sogar auf dem Arm! Weißt du, was andere Menschen alles dafür tun, um das erleben zu dürfen?«, kritisiert Nico meine fehlende Motivation dem Thema gegenüber, ich jedoch zucke nur mit den Schultern.
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Engel haben keine Flügel
Teen Fiction»Du bist wie ein Engel ohne Flügel« »Und wer sagt, dass Engel Flügel haben?« *** Wenn man einen sprechenden Kater und die Fähigkeit, Auren zu sehen besitzt, kann man mit Fug und Recht behaupten, sein Leben sei alles andere als normal. Falls man dann...