19 - Krummnase und Co.

89 12 27
                                    

Tja und jetzt sitze ich hier inmitten von Männer und Frauen, die wohl ebenso gerne hier ihren Arsch platt hockten, wie ich. Das habe ich mir ganz sicher nicht vorgestellt, als ich diesem verlockenden Angebot nachkam. Oder zumindest meine Kurzschlussreaktion, die bei der Aussicht, auf einen Job als Schauspielerin verursacht wurde, verursachte wurde, hat das nicht bedacht.

Ich selbst weiß nicht so recht, was ich von dem Angebot halten soll. Mein schauspielobessiver Teil brüllt mich schon die ganze Zeit an, mich endlich mal zu freuen, aber mein menschenhassender Teil findet die Idee eher weniger verlockend. Man könnte auch sagen, dass mein Verstand und mein Herz mal wieder auf Kriegsfuß sind.

»Sind Sie denn qualifiziert?«, wollte einer der hier anwesenden Herren, ein Typ Mitte dreißig mit krummer Nase und Haaren, die wohl noch nie in ihrem Leben einen Kamm gesehen haben. Da diese ganze Versammlung nur zu meiner Ehre einberufen wurde, schätze ich mal, dass diese überflüssige Frage an mich gerichtet ist.

»Kommt drauf an. Ich habe keine Ausbildung oder sonstiges gemacht«, gebe ich schlicht von mir und bin stolz darauf, meinen Sarkasmus unter Verschluss zu halten. Dass dafür mein Herz sorgt muss ich wohl kaum sagen.

»Und dennoch sind Sie sich sicher, dass sie etwas taugt, Adam?«, will Krummnase skeptisch wissen und blickt mich an, als wäre ich ein heruntergekommenes Etwas ohne Kompetenz, geschweige denn dem nötigen Schauspielpotential.

»Sehr sicher. Ich habe sie spielen sehen. Sie war einfach unglaublich!«, versicherte Pummelchen ihm und ich überlege, den Herren höflich mitzuteilen, dass ich nicht aus Puderzucker und vor allem nicht aus Luft bin.

»Nun, das Aussehen hat sie schon einmal. Und das mit dem Rollstuhl passt auch perfekt«, mischte sich ein weiterer Mann ein, dessen Stimme ein leises Glöckchen anspringen lässt. Nach einem Blick in seine Richtung weiß ich auch woher. Es ist der Möchtegernkönig von Geogia heute morgen. Dass er hier eine relativ wichtige Rolle spielt, hätte ich mir wohl denken können.

»Ich weiß, dass es vollkommen überraschend und unüberlegt kommt, aber wir stehen unter Zeitdruck und beide in Frage kommenden Schauspielerinnen wurden durch eine andere Rolle verhindert. Gute Schauspieler sind heutzutage schwer zu finden und diesen Glücksgriff hier sollten wir uns doch kaum entgehen lassen, meinen Sie nicht?«, argumentiert Pummelchen und kurz spiele ich mit dem Gedanken, ihm eine herunterzuhauen. Und den anderen gleich mit. Erst wird über mich gesprochen, als hätte sich mein Körper plötzlich in Luft aufgelöst, dann werde ich rein Objektiv wie ein Stück Irgendwas betrachtet und jetzt werde ich auch noch als »Glücksgriff« bezeichnet. Das entspricht so genau dem, was mein Sarkasmus erst hervorgebracht hat.

»Allerdings könnte der Film darunter leiden, da sie weder qualifiziert noch berühmt ist«, wirft eine der beteiligten Frauen ein und streicht sich zugleich eine Strähne ihres dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht. Meinetwegen hätte sie gerne an ihrem Haar ersticken können!

Ich bin kurz davor etwas zu sagen, nur, damit ich nicht mehr wie ein Objekt behandelt wurde, als Kian urverwandt seine Hand auf meinen Arm legt. Er war der einzige, der mit anwesend sein durfte, wahrscheinlich als erfahrener Schauspieler, der meine Darbietung in der Luft zerreißen konnte. Gesagt hat er allerdings noch nichts.

Nico hingegen hatte das Pech vor dem Zelt zu warten, in welchem wir uns gerade befinden. Trotz meines Protestes und ihrer Höflichen bitte, wurde sie draußen stehen gelassen. Wäre das nicht eine mögliche Chance und wäre ich nicht etwas durch den Wind, hätte ich mich wohl geweigert, auch nur einen Fuß in dieses Zelt zu setzten aber so ließ ich mich von Nico hier rein bugsieren. Sie hätte sowieso nicht viel tun können, außer meine Aufregung im gut neunzig Prozent zu schwächen. Warum andere dann Beruhigungspillen schlucken dürfen, ist wohl eine Frage für sich.

Engel haben keine FlügelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt