Schlafen und Warten

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PoV Lilly

Ich befand mich in einem riesigen Raum. Der Boden, die Wände und die Decken waren schwarz und nicht zu sehen. Doch vor mir war ein kleines Licht und je näher ich dem Licht kam desto größer wurde es und nahm Konturen an. Als ich dicht genug dran stand erkannte ich verschiedene bewegte Bilder, wie in Erinnerungsbüchern der Magier. In allen war eine Person immer zu sehen. Ein rothaariges Mädchen mit grünen Augen und Sommersprossen. Mal war sie alleine abgebildet, mal mit einem schwarzhaarigen Mann und in jedem Bild schien sie älter zu werden und je weiter ich ging desto älter wurde sie. Aus einem Baby wurde ein Kleinkind, dann eine Jugendliche und zum Schluss wurde sie erwachsen. Und sie sah mir zum Verwechseln ähnlich. Würden mir die Bilder nicht völlig fremd sein, könnte ich denken, dass das meine Erlebnisse sind aber dem war nicht so. Wo war ich nur? Was war das für ein Ort? Und wie würde ich ihn wieder verlassen können?

Und dann erschien eine kleine weiße Kugel vor mir. "Hallo", sprach sie mich an und ich hätte fast einen Herzinfakt bekommen immer hin sah man nicht jeden Tag eine weiße Kugel, die mit einem sprach. "Hab keine Angst, es ist alles in Ordnung", sprach die Stimme aus der Kugel im angenehmen Tonfall. "Was ist passiert? Wo bin ich hier?", fragte ich das erste was mir in den Sinn kam und worauf ich gerne eine Antwort hätte. "Ich weiß, es ist alles bestimmt ziemlich verwirrend für dich Kindchen, aber du brauchst keine Angst zu haben. Mein Name ist Lilly Potter." Der Name sagte mir irgendetwas aber ich konnte ihn nicht wirklich zu ordnen. "Ich bin der Geist eines Menschen, der zu früh gestorben ist um sein Schicksal zu erfüllen und habe mich in deinen Körper eingenistet." Ich verstand nur Bahnhof. Wie konnte man sich in einem anderen Körper einnisten. Das ging doch gar nicht. "Okay ich merke, dass überfordert dich alles ein wenig", sprach sie mit beruhigender Stimm. "Ich werde dir etwas Zeit geben um es zu verdauen." Mit diesen Worten schwebte sie von mir weg in die Dunkelheit, doch ich wollte noch eine Frage stellen. "Warte, bitte. Wie komme hier wieder raus?", fragte ich unruhig. Die Lichtkugel blieb stehen. "Du kannst hier erst weg, wenn ich dir alles erklärt habe und du dir all meine Erinnerungen angesehen und verinnerlicht hast. Erst dann bist du bereit wieder in Welt der Lebenden zurück zu kehren." Mit diesen Worten erhob sie sich in die Luft und schwebte in die Schwärze. "Warte doch, ich will hier weg", rief ich ihr hinterher, doch sie hielt nicht noch einmal an sondern flog so weit weg, bis ich sie irgendwann aus den Augen verlor und wieder alleine in diesem Raum stand und nicht wusste wie ich hier je wieder raus kommen sollte.

Was hatte sie gemeint mit "ihre Erinnerungen ansehen"? Meinte sie diese vielen verschiedenen Bilder um mich herum. Das würde ewig dauern alles anzugucken und ich hatte nicht so viel Zeit. Ich musste zurück zu den anderen um sie zu beruhigen, um ihnen zu sagen, dass ich nicht tot bin, denn bestimmt dachten das einige unter ihnen. Und ich wollte zurück zu Severus.

PoV Severus Snape

Seit drei Tagen lag Lilly jetzt schon im Krankenflügel und der Schulleiter hatte den Schülern und Lehrkräfte mitgeteilt, dass sie eine Wiedergeburt einer verstorbenen Frau ist, hat aber ihren Namen verschwiegen. Aber Lucius war relativ schnell dahinter kommen und hatte mich so lange genervt bis ich ihm die Wahrheit gesagt habe und als es dann draußen war, wussten wir beide nicht wie wir damit umgehen sollten. Immerhin war ich schon seit meiner Kindheit in Lilly verliebt, aber Lucius wollte sie nicht aufgeben, wollte sich die zweite Chance mit ihr nicht entgehen lassen, denn auch er war Schüler gewesen als Lilly und ich zur Schule gingen. Er war mit mir zusammen in Slytherin gewesen. Also versuchten wir eine Lösung für uns Problem zu finden, aber entschieden uns zum Schluss erstmal abzuwarten bis Lilly wieder erwachen würde. Seitdem besuchten wir sie immer zwischen unseren Unterrichtsstunden und auch viele andere Lehrer und Schüler besuchten sie, denn es war sehr selten, dass eine Wiedergeburt erschien und diese Erfahrung wollte sich keiner entgehen lassen, sodass Madame Pomfrey alle Hände voll zu tun hatte die Schülermassen in kleine Grüppchen einzuteilen und Besuchszeiten einzugrenzen und zu organisieren, damit nicht zu viele Schüler gleichzeitig vor Ort waren. Aber ansonsten ging der Schulalltag weiter. Und aus ein paar Tagen wurde eine ganze Woche und dann ein Monat und irgendwann gaben viele die Hoffnung auf, dass Lilly wieder erwachen würde. Aber ich klammert mich an die geringe Chance, die bestand, dass sie erwachen würde und deswegen besuchte ich sie jeden Tag zwischen den Stunden und in der Abendstunden und erzählte ihr alles mögliche über die Schüler, den Unterricht und meine Probleme. Es tat gut mit jemandem zu reden, der einen nicht gleich veruteilte für das was er sagte, dass hatte er bei Lilly immer gekonnt und die Liebe zu ihr, ließ ihn immer weiter hoffen, sogar nach drei Monaten kam er noch zu ihr, wo alle anderen schon aufgeben und sich von ihr verabschiedet hatten.

Und auch nur Severus war es zu verdanken, dass Lilly noch Zeit gegeben wurde. Denn Albus und Poppy waren sich einig gewesen sie von ihrem Leid zu erlösen und als tot zu erklären aber Severus hatte sich dagegen gewehrt und jetzt lag in seinem Schlafzimmer auf der rechten Seite seine Bettes und jeden Tag nach dem Unterricht ging er hoffnungsvoll in seine Räume um dann feststellen zu müssen, dass sie wieder nicht erwacht war. So verging ein ganzes quälend langes Jahr und allmählich begann auch er zu zweifeln bis zu jenem verhängsnisvollem Abend.

Zwei Männer - eine EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt