Wiedersehen und eine Menge Fragen

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PoV Lilly

Drei Stunden später waren Severus und ich endlich auf dem Weg zur großen Halle. Ich sollte durch den Seiteneingang der Lehrer gehen um nicht sofort entdeckt zu werden. "Ich lass die Tür einen Spalt weit offen und gebe dir ein Zeichen wenn du kommen sollst, okay?", fragte er leise und blieb stehen. Ich nickte aufgeregt. Wie würden wohl alle reagieren? Immerhin war ich ein Jahr lang einfach so weg gewesen und keiner hatte an meine Rückkehr geglaubt. Und ehrlich gesagt, verletzte mich das. Keiner außer Severus hatte an mich geglaubt. Okay, ein Jahr war auch ein langer Zeitraum aber ich hatte trotzdem was anderes erwartet. Unsicher wartete ich also auf ein Zeichen von ihm und wurde mit jeder verstrichenen Minute nervöser. Und dann endlich erschien Severus wieder in der Tür und nickte mir zu. Mit zittrigen Schritten ging ich auf ihn zu, durch die Tür und betrat die große Halle. Ich warf den Lehrern einen kurzen Blick zu, wurde aber von Dumbledore aufgefordert zu ihm zu kommen und um ihn nicht warten zu lassen, wandte ich den Blick ab und trat mit gesenktem Kopf nach vorne zu meinem Schulleiter. "Lilly, sieh nach vorn", flüsterte Dumbledor neben mir und ängstlich hob ich zögernd den Blick. Alle Schüler der vier Häuser starrten mich an. Errötend sah ich zum Gryffindortisch und erkannte die erstaunten Gesichter meiner Freunde Mary und Luna. Ich lächelte sie an und sah dann an der Tisch der Slytherins wo mich Draco mit offenem Mund anstarrte. Etwas unwohl schaute ich zurück zu Dumbledore und erkannte anscheinend meine Misere und sagte mir leise, dass ich mich setzen durfte also ging ich leise zum Gryffindortisch. Luna und Mary winkte mich sofort zu ihnen, also setzte ich mich zwischen die beiden und wurde stürmisch von ihnen umarmt. Aber es war keine freudige Umarmung denn nur wenige Sekunden später zuckten ihre Schultern unkontrolliert und ich vernahm leise Schluchzer von ihnen. Also erwiderte ich die feste Umarmung und ließ ihnen die nötige Zeit und war einfach nur für sie da und achtete nicht auf meine Umgebung.

Dumbledore hatte anscheinend wieder angefangen zu reden, sodass alle blickten wieder auf ihm lagen und nicht auf mir und meinen weinenden Freundinnen. "Du bist wieder da", schluchzte Luna leise. "Wie kannst du nach der langen Zeit wieder hier sein?" Ich lächelte nur vor mich hin und ließ ihre Frage unbeantwortet. "Wir dachten, du wärst tot. Sogar Dumbledore hat nicht an dein Erwachen geglaubt und dich aufgegeben." Auch dies ließ ich unbeantwortet und bot den beiden Mädchen den nötigen Halt und das Gewissen, dass ich da war. Ich glaube, ich wäre genauso am Boden zerstört gewesen wäre es einer der beiden gewesen. Und mich jetzt unbeschwert und lebend wieder zu sehen war sicher zu viel für sie. Und so blieben wir eine weile sitzen, sogar als das Festmahl begann. Doch als dann mein magen knurrte und ich meine Hunger bemerkte, musste ich die beiden etwas weg schieben und sagte: "Hey Mädels, können wir das Wiedersehen abkürzen. Ich habe glaube ich ein Jahr nichts mehr gegessen und verhungere gleich." Das taute die Stimmung etwas auf und wir wandten uns dem Essen zu. Und ich aß wirklich so viel, wie wenn ich lange nichts gegessen habe. Bratkartoffeln, Chicken Wings, Pudding und noch vieles mehr schlang ich hinunter, auch nach dem die meistens schon längst fertig waren. Aber mir waren die Blicke egal, denn ich konnte ja nichts dafür, dass ich ein Jahr im Koma lag und ich musste mich auch nicht rechtfertigen. Also aß ich munter weiter und erst nach mehreren Portionen konnte ich endlich aufhören und legte ergeben das Besteck zur Seite und nahm mein Glas zur Hand und trank es aus. Dann sah ich das mein Gegenüber mich ansah und hob fragend und immer noch trinkend eine Augenbraue. "Ich kann nicht begreifen, wie so viel Essen in so eine zierliche Person passen kann", sagte er entschuldigend und ich lachte, nachdem ich das Glas abgesetzt hatte. "Naja hungere du erstmal ein Jahr, dann reden wir uns wieder", sagte ich schmunzelnd und er senkte beschämt den Blick. Jetzt wo ich endlich aufgehört hatte zu essen, konnte ich mich einmal in der Halle umschauen und freute mich zu sehen, dass fast keine Veränderungen zu erkennen waren. Die Tische und Bänken stand so wie immer und auch Dekoration und ähnliches hatte sich nicht verändert. Doch dann sah ich zu den Professoren hinauf und musste, doch das ein oder andere neue Gesicht feststellen.

Aber zwei Gesichter würde ich überall wiedererkennen und beide schienen sich gerade sehr angeregt zu unterhalten. Professor Snape, obwohl ich ihn am liebsten Severus nennen würde und Professor Malfoy saßen nebeneinander und verstanden sich prächtig. Ich freute mich sehr für die beiden, dass ihre Freundschaft weiterhin bestand, wusste ich doch zu gut, dass Severus Schwierigkeiten hatte neue Freunde zu finden, aber als mein Blick an Professor Malfoy hängen blieb wurde mir erstmal wieder bewusst, dass ich keine Ahnung hatte wie das jetzt zwischen uns beiden war. Immerhin hatten wir uns vor meinem langen Schläfchen geküsst und auch jetzt schlug mein Herz schneller in meiner Brust wenn ich betrachtete.

Und dann wurde mir erst klar, wie verworren die Sache nun war. Severus liebt meine andere Seite, Lilly Potter und ich freute mich sehr für beide. Aber ich persönlich empfand für Sevrus nicht so viel, dass es über Freundschaft hinaus gehen würde. Wenn ich aber Professor Malfoy ansah, überlief mich ein angenehmer, warmer Schauer und ich konnte meinen Blick nicht von ihm lassen. Also liebte oder schwärmte ich für Professor Malfoy und meine andere Seite für Severus. Oh man, noch verrückter konnte die Sache doch gar nicht werden. Und ich wusste auch nicht, ob Professor Malfoy überhaupt noch Gefühle für mich hat oder jemals hatte und ich wusste nicht ob die ehrliche Antwort hören wollte. Endweder würde er mir mein Herz brechen, wenn er meine Gefühle nicht erwiderte oder aber er liebte mich auch und es würde richtig kompliziert werden. Ich meine wie soll man schaffen, dass zwei Männer zufrieden sind, aber man zwei Persönlichkeiten mit sich herum schleppt und diese nun nacheinander hervor treten können. Dann müsste ich so etwas wie ein Plan erstellen indem genau strukturiert steht wer wann mit wem Zeit verbringen kann und das klang in meinem Ohren einfach nur lächerlich.

Ich merkte jetzt schon, dass die Klärung der ganzen Fragen ein ordentliches Stück Arbeit werden würde und ich wusste nicht ob ich bereit war, diesen Prozess zu starten.

Zwei Männer - eine EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt