Kapitel 34

2.2K 53 7
                                    

Ihr Lieben❤️

Nach mehreren Wochen Pause kommen endlich wieder zwei Kapitel von mir. Ich hoffe fest, dass sie euch gefallen!

Ihr wisst ja, dass ich mich immer riiiesig über eure Kommentare freue💝 Bitte teilt mir mit, was euch gefällt und was nicht so.

Übrigens: ein frohes neues Jahr🥂!

-------------------------------------------------------------------------------------------------------

"Eisbaden, das ist es, was ich machen will."

Ich fühle mich berauscht und verspüre den Drang, dem bärenstarken Mann neben mir volle Pulle eins gegen die Schulter zu boxen. Dem ich auch direkt nachgehe.

"Ist das nicht cool?" Als hätte ich soeben etwas aberwitziges gesagt.

Meine Begeisterung scheint ihn nicht mitzuziehen. Dabei würde ihm eine Ladung frischer Frohsinn nicht schaden. Sein Gesicht bleibt weiter versteinert, er betrachtet mich bloss. Ob fasziniert von meiner Idee oder fremdschämend, weiss ich nicht, aber es ist mir vollkommen egal. So egal, wie mir noch nie etwas war. Vollkommen.

Ich gluckse und muss mich zusammenreissen, nicht vor gesammelter Gesellschafft zu rülpsen. Kichernd nehme ich erneut einen grossen Schluck aus dem weissen Pappbecher, der mit etwas roten gefüllt ist. Es schmeckt süsslich, zugleich ein bisschen scharf und eindeutig nach Erdbeere. Mein Bein wippt unwillkürlich zum Beat. Ist das nicht Britney Spears? Wie lange ich mir die Songs nicht mehr angehört habe. Vielleicht sollte ich Tanzstunden nehmen. Bauchtanz!

"Aber zuerst Eisbaden", sage ich und nicke einsichtig. Das ist wirklich eine gute Idee. Die beste, die ich seit langem hatte.

Meine verhangenen Augen gleiten durch die wild tanzende Menge. Es gibt nicht viel zu erkennen. Die grosse Discokugel lässt die vielen Lichter widerspiegeln, was mich zuerst ganz mulmig fühlen liess. Ich habe meine Komfortzone verlassen, mich ganz alleine unters Volk gemischt. Dieser Abend erfüllt mich mit Stolz.

Mein Blick richtet sich zurück auf den galanten Mann, der sich mittlerweile ein Stück von mir entfernt hat. Er sieht nicht mal so schlecht aus. Er sieht ehrlich gesagt richtig gut aus. Und da fällt plötzlich der Groschen. Er will er Katz und Maus mit mir spielen und macht jetzt einen auf ich-habe-kein-Interesse-an-dir.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht nehme ich Anlauf und gehe zwei Schritte auf ihn zu. Der ganze Raum schwankt und es scheint, als würde ich gleich über Bord gehen. Ich erwarte schon, dass alle rufen: Mann über Bord! Doch soweit kommts nicht. Wäre auch zu schade gewesen. Der ganze Abend futsch. Dabei habe ich einmal Spass.

"Hey", lalle ich, als ich mich am Captain festhalte. Er ist wirklich bemerkenswert, auch wenn meine Sicht nur verschwommen ist. Als ich nach ihm greife, weicht er zurück.

"Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich verstehe." Ich bin mir nicht sicher, ob das nächste ein Augenzwinkern ist oder eine Grimasse, als hätte ich soeben in eine saure Zitrone gebissen. "Ich weiss gaaaanz genau, was du hier abziehst."

Ein Lachen entfährt mir. "Duu ..." Er geht einen Schritt nach hinten, ich einen nach vorne. "Du findest mich heiss", flüstere ich in sein Ohr.

"Lucie" Die Stimme habe ich schon mal gehört, zuordnen kann ich sie aber nicht. Benommen summe ich dem Song nach, der mich an meine Grundschule erinnert. Was für hässliche Erinnerungen.

"Lucie!"

"Waass?" Rufe ich in die Luft, ohne einen Gegenmann anzusprechen. Vielleicht war es nur ein Geist. Doch als plötzlich das mir altbekannte Gesicht vor den mysteriösen Mann tritt, wächst in mir ein ungutes Gefühl.

"Oh ... Was machst du denn hier?" Ich streiche mir eine verschwitzte Strähne hinters Ohr. Das Tanzen vorhin hat mich echt aus der Puste gebracht. Ich denke, es wäre wirklich nicht schlecht, wenn ich mit Bauchtanz anfange.

"Was machst DU, ist hier eher die Frage."

"Du kennst sie?"

Wir ignorieren den Mann beide, der sehr wahrscheinlich ihr nächstes Abenteuer sein sollte. Ich versuche Tatjanas prüfenden Blick auszuweichen. Die Tatjana aus meinem Uni Kurs. Die Tatjana, mit der ich eine Präsentation halten musste. Seitdem bin ich ihr aus dem Weg gegangen. Ich konnte mir nicht verzeihen, dass wir wegen mir drei ganze Punkte Abzug bekommen haben. Unsicher präsentiert, "äh", ist im Bewertungsraster gestanden.

"Ich muss jetzt gehen", nuschle ich und will mich schon an ihr vorbei drängeln.

"Halt, halt. Mit wem bist du hier?"

"Mit wem bist denn du hier?", mache ich sie wie ein kleines Kind nach. Ich höre sie nicht aber ich sehe, wie sich ihr Mund ein Stück öffnen, als hätte sie geseufzt. Nur am Rande nehme ich wahr, dass sie mit dem Mann ein paar Worte wechselt und sich anschliessend wieder mir zuwendet.

"Komm, wir gehen nach draussen, ein bisschen frische Luft schnappen."

Ich protestiere nicht, als sie nach meinem Arm greift und mich durch die tanzende Masse in Richtung Ausgang zieht. Ich lasse mich herumschupsen, mir auf die Füsse treten und rieche den Atem wildfremder Menschen. Es scheint, als würde ich schwimmen und darin versinken. Es ist Tatjana, die mich hinauszerrt. All die Energie, die mich den ganzen Abend lang auf Trab gehalten hat, ist verschwunden.

Unumgehbare Lust (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt