Unumgehbare Lust (Abgeschlossen)

Kapitel 5

Ein vertrauter Klingelton reisst mich aus dem Schlaf.

Mike.

Schon wieder. Als mir das Geschehene von gestern in den Sinn kommt, kneife ich die Augen zusammen, dass es fast weh tut.

Shit, shit, shit.

Als ich ruckartig nach dem Handy auf dem Nachtisch greife, wird mir bewusst, dass ich immer noch nur den Slip anhabe.

"Hey."

"Guten Morgen", ertönt seine fröhliche Stimme. "Alles okay?"

"Ja, wieso?" Ich setzte mich auf.

"Du hörst dich so atemlos an." Sofort halte ich den Atem an.

"Eh, ja, ich komme gerade vom Joggen."

"So früh schon?", fragt er erstaunt. Ihm ist bekannt, dass ich ein Langschläfer bin. Was nicht direkt vorteilhaft ist, wenn man Medizin studiert. Der Schlaf kommt eindeutig viel zu kurz.

"Ja, ich dachte, dass ich wieder ein bisschen mehr Sport treiben sollte." Ich hoffe, dass Mike meine Ausrede schluckt.

"Dass ist doch toll, dann können wir ja am Sonntag zusammen Golfen gehen. Was haltest du davon?"

Bitte nicht, schiesst es mir nur durch den Kopf.

"Hast du nicht gesagt, dass du übers Wochenende mit Noah golfen gehst?" Ich versuche nicht all zu hoffnungsvoll zu klingen. Und in dem Moment schiesst mir ein zuckender Schmerz durch das rechte Knie.

"Ah "

"Lucie, alles okay?"

"Alles gut", versuche ich ohne zu stöhnen zu sagen, "ich habe mir nur das Knie gestossen."

"Du bist aber eine. Kaum einmal Sport gemacht, schon verletzt", lacht er. "Und wegen Noah: Der hat leider abgesagt, es sei was geschäftliches dazwischengekommen. Aber besser für uns, Babe." Seine Stimme hört sich durch den Hörer hindurch so munter an, dass ich glatt lächeln muss.

"Natürlich." Eine lange Pause entsteht.

"Und Mike?"

"Ja?"

"Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch!"

Das Piepen ertönt. Ich schmeisse das Handy neben mich auf die Matratze und lasse mich rücklings darauf fallen. Mein Blick fliegt zu dem Himmelfenster. Heute sehe ich nur blau. Keine einzige Wolke am Himmel. Wie schade. Heute wo ich noch so viel lernen muss.

Mitten in meinen Gedanken stoppe ich. Shit. Ich werde mich nicht mehr in die Uni trauen. Ich werde nie mehr ins Archiv gehen. Wenigstens nicht um diese späte Uhrzeit. Und als es mir wieder in den Sinn kommt, fühle ich die bekannte Hitze auf meinen Wangen.

"Shit", fluche ich laut.

"Scheisse!"

Die Schuldgefühle, an diesen Alec zu denken und nicht an Mike, scheinen unersättlich zu sein. Und wie kam ich nur auf die Gedanken, von Mike mehr zu verlangen?

In diesem Moment beschliesse ich, nichts an dieser Situation zu ändern. Ich werde weiter das brave Mädchen sein und Mike der perfekte Freund. Wir werden Golfen gehen, die Partys unserer Eltern besuchen und Missionarsstellungssex haben. Und das so wenig wie möglich.

Und den Satisfyser? Den lasse ich weiter auf dem Dachboden verstauben.