Während Alec sich mit Genuss eines der Croissants in den Mund schiebt und ich dabei seinen brennenden Blick auf meiner Haut spüre, kann ich mich auf nichts anderes konzentrieren, als auf meine pochende Stirn. Was zum Teufel ist nur in mich gefahren? So viel zu trinken. Selbstverständlich hatte ich schon Alkohol getrunken. Ein paar Gläser Sekt auf einem Geburtstag oder einer Gala. Aber gerade literweise davon, das war wirklich zu viel. Ein Wunder bin ich nicht mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden.
"Hast du die Tablette genommen?", fragt mich Alec mit vollem Mund.
Ich bringe nur ein zustimmendes Brummen hervor, zu mehr bin ich nicht imstande. Ich kann mich nicht mehr erinnern, hierher gekommen zu sein. Nur noch, dass ich Tatjana begegnet bin, auf meine Schuhe gekotzt habe und ihr neues Abenteuer angemacht habe. Besser gesagt den Captain. Gott, wie peinlich ich nur war.
Mein Kopf schiesst in die Höhe.
"Ah ..." Das war eindeutig zu schnell.
"Du musst viel Wasser trinken. Den Körper ist dehydriert." Insgeheim geniesse ich seine Zuwendung und wie er sich um mich sorgt. Ich habe die Sehnsucht danach bis jetzt immer verdrängt. Ich hatte niemanden. Natürlich Mike aber...
Als ich heute Morgen aufgestanden bin und mir klar wurde, wo ich bin, fühlte es sich seit langem wieder an wie ein Zuhause. Ich hatte nichts an als meinen Slip und ein übergrosses T-Shirt. Es ist bereits nach Mittag aber ich habe den Schlaf so dringen benötigt. So wies aussieht auch Alec.
Während ich einen halben Liter Wasser trinke, räumt Alec den Tisch mit den Croissants ab, wovon ich keinen Bissen herunter bekommen habe.
Endlich bin ich bei klarem Verstand, um mich in seiner Wohnung umzusehen. Alles an dieser Wohnung ist winzig klein. Die Küche und das Wohnzimmer ist in einem Raum. Der Tisch, an dem ich sitze, ist knapp für zwei Personen geeignet. Direkt daneben ein schäbiges Sofa. Im Schlafzimmer, in dem ich heute Morgen aufgewacht bin, findet gerade mal ein Bett und einen kleinen Schrank seinen Platz. Mehr ist nicht drin. Auch die Toilette ist nicht mal halb so gross wie mein Badezimmer.
"Was ist?"
Alec steht ein wenig hilflos mitten im Raum und sieht mich an. Er streicht sich durch die Haare und wenn ich mich nicht täusche, ist er verlegen.
"Nichts", entgegne ich und beobachte ihn. Es scheint so, als wäre er nervös.
"Ich mag deine Wohnung", sage ich ehrlich.
Argwöhnisch betrachtet er mich und verschränkt die Arme vor der Brust, als er sich auf das Sofa setzt. Mit einer Hand klopft er neben sich.
"Erzähl kein Schwachsinn. Die ist nicht halb so gross wie deine."
Mit noch immer einem schweren Kopf und müdem Körper, schleife ich mich zum Sofa und kuschle mich an ihn.
"Doch, es ist die Wahrheit. Es fühlt sich so ... Es fühlt sich einfach nach einem Zuhause an." Als er darauf nichts sagt, fahre ich weiter. "Ich habe mich noch nie so Zuhause gefühlt", flüstere ich in die Stille.
Seine Finger streichen durch meine zerzausten Haare. Ich atme seinen unglaublich guten Duft ein. Noch immer erwidert er nichts, gibt mir nur einen Kuss auf die Stirn.
"Wieso hast du dich gestern so betrunken? Das passt nicht zu dir", flüstert er ebenfalls. Als hätten wir uns vor jemandem zu verstecken.
Ich zucke mit den Schultern und tue so, als wäre es mir gleichgültig. Dabei habe ich mich bis jetzt immer bemüht, keinen Eindruck zu machen wie Frauen wie Tatjana.
"Warte." Ich setzte mich aufrecht hin. "Woher kennst du eigentlich Tatjana?", schiesst es aus mir heraus. Durch die ganzen Kopfschmerzen war ich so durcheinander, das ich ganz vergessen habe, das zu fragen.
"Das sag ich dir, wenn du mir zwei Fragen beantwortest."
Mit einem triumphierenden Grinsen blickt er zu mir herunter. Sogar im Sitzen muss ich meinen Kopf schwer in den Nacken legen, um in ansehen zu können.
"Und die wären?", frage ich genervt und zugleich erschöpft.
"Erstens", er küsst mich ein weiteres Mal auf die Stirn. "Wieso hast du gestern so viel getrunken?"
Ich verdrehe die Augen und lasse meinen Kopf auf die Lehne zurücksinken, sodass ich an die weisse Decke starre.
"Ich weiss auch nicht", versuche ich ihm auszuweichen, weiss aber ganz genau, dass das nicht funktionieren wird. Als sein Starren an meinen Nerven zerrt, seufze ich und atme hörbar ein.
"Ich wollte einfach mal abschalten. Ich weiss auch nicht ... ich ..." Ein paar Sekunden herrscht absolute Stille. Nur die Geschirrspüle macht ihre Arbeit.
"Aber geht's dir gut?", flüstert er an meinem Ohr.
Daraufhin antworte ich mit einem Nicken. Er streicht mir weiter durch die Haare und liebkostet meinen Kiefer.
"Und die zweite Frage?" Meine Stimme klingt immer noch gereizt, was ich auch bin. Er soll mir verdammt noch mal einfach verraten, woher er Tatjana kennt und mich nicht mit diesen dämlichen Fragen belästigen.
"Woran hast du damals gedacht?" Ein weiterer Kuss landet auf meinem Hals.
"Wann?", frage ich, weil ich keine Ahnung habe, was er damit meint.
"An diesem einen Abend im Archiv."
Ich reisse die Augen so weit auf, dass ich Angst habe, sie könnten herausflutschen. Ich muss wohl so aussehen wie damals, als er plötzlich vor mir gestanden hat. Wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
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Unumgehbare Lust (Abgeschlossen)
Romance~ enthält sexuelle Inhalte (18+) ~ 💗 "Al", wimmere ich. Er drängt sich noch fester an mich, bis ich ihn hart an meiner Mitte spüre und hört nicht auf, mich tief und innig zu küssen. Ich will ihn packen, ihm seine Klamotten vom Leib reissen und ih...