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POV Akaashi
Es waren einige Wochen verstrichen, seitdem ich mich so heftig mit Bo gestritten hatte. Ich hatte Taku alles erzählt und war seinem Rat gefolgt. Ich hatte nicht viel darüber nachgedacht, mir eingeredet, dass es okay so wäre und das Geschehene einfach ignoriert. Als ich jedoch mein ehemaliges Team gesehen hatte, wie glücklich sie waren und sie kühl über mich hinwegsahen, hatten Zweifel begonnen an mir zu nagen.
Ich hatte überlegt ob und wie ich Taku davon erzählen sollte, bis ich endlich einen Weg gefunden hatte und jetzt saß ich auf meinem Bett, einen lächelnden Taku neben mir.
"Es ist besser so, vertrau mir. Jetzt musst du nicht mehr zum Training. Das hat dir ja eh keinen Spaß gemacht. Und außerdem stört Bokuto uns jetzt nicht mehr." Sagte er und legte den Arm um mich. Ich sah ihn an und nickte lächelnd. "Ja du hast wahrscheinlich Recht..." Mir war schlecht. Tief im innersten meines Herzens war ich mir zu 100 Prozent Sicher, dass diese Worte gelogen waren und trotzdem hatte ich mich dazu entschieden sie auszusprechen. Taku zuliebe. Er freute sich so sehr, dass ich jetzt mehr Zeit hatte und ich wollte ihn nicht verletzen... "Ich ähm bin gleich wieder da." Murmelte ich und stand auf. Schnell lief ich ins Bad und schloss ab. Ich sah in den Spiegel und nickte. "Es ist alles richtig so." Sagte ich leise zu mir. Ja genau. Taku hat bis jetzt immer Recht behalten. Er wird schon wissen, was das Richtige für mich ist... Oder?
Plötzlich vibrierte mein Handy und ich entsperrte es.
Ein schmerzhafter Stich zog sich durch mein Herz. Eine Erinnerung hatte sich geöffnet und Bokuto strahlte mich glücklich von meinem Handy an. Es war eine Erinnerung an Bokutos Geburtstag in zwei Monaten.
Ich musste heftig blinzeln und stolperte zur Toilette. Es war, als würde mir jemand in meinen Bauch treten. Immer und immer wieder. Mein Handy fiel klappernd zu Boden und ich stützte mich über die Schüssel, bevor ich mich erbrach und danach kraftlos auf dem Boden kniete. Tränen liefen über mein Gesicht und ich sackte gegen die Wand. Allein daran zu denken, dass Bo jetzt nicht mehr mein bester Freund war, tat so weh. Aber noch schlimmer waren diese alltäglichen Momente, in denen er mir jetzt fehlte. Ich schniefte leise und vergrub den Kopf in meinem Armen. "Scheiße..." Murmelte ich zu mir selbst. Meine Stimme klang erstickt und die Tränen waren kaum aufhaltbar. "Keiji, ist alles in Ordnung?" Taku's Stimme drang gedämpft durch die Tür. Ich schrak hoch und mein Herz begann ängstlich zu klopfen. Er sollte mich auf keinen Fall so sehen... "Ja alles gut." Nein nichts ist gut. "Mir war nur schlecht. Ich komm gleich wieder." Lügner. Sagte ich schnell und zwang mich, mich so normal wie möglich anzuhören. Warum belüge ich ihn denn? Er ist doch mein Freund... Dachte ich und schüttelte den Kopf. Nein. Ich kann es ihm nicht sagen. Beschloss ich dann, einem unguten Gefühl folgend. Ich rappelte mich ermüdet auf die Beine und sah in den Spiegel. Ich starrte direkt in die leeren Augen einer verlogenen Hülle. Bin das noch ich? Was mache ich hier überhaupt? Wieso bin ich nicht bei Bokuto? Vielleicht sollte ich mich von Taku- Nein bist du verrückt?! Du liebst Taku! Ich ohrfeigte mich selbst und sah mein Spiegelbild entschlossen an. Reiß dich zusammen Keiji! Du liebst Taku und willst nur mit ihm zusammen sein! Mehr nicht! Vergiss endlich diesen ganzen Kram!
Aber...

POV Bokuto
Akaashi war nicht mehr beim Training erschienen. Wieso auch? Ich hatte ihn ja schließlich rausgeworfen. "Warum habe ich überhaupt gehofft, dass er trotzdem kommt?" Brummte ich mein Abendessen an. "Was?" Haru sah mich verwundert an. Ich lachte verlegen. "A-ach gar nichts. Ich hab nur laut gedacht." Erklärte ich mit geröteten Wangen. "Achso." Haru nickte und aß weiter. Ich balancierte gerade mehrere Nudeln auf meiner Gabel, als ich von etwas, naja von jemandem, abgelenkt wurde. Kaashi hatte den Essenssaal betreten. Augenblicklich spürte ich, wie die Traurigkeit in mir hochkroch, vermischt mit einem guten Schuss Eifersucht. Der Schwarzhaarige hing, wie immer, an der Hand seines Freundes. Dieser lachte und küsste Kaashi vor aller Augen, so dass überall in der Halle Gekicher- und Geflüsterfeuer ausbrachen. 
"Bokuto. Bokuto?" Haru stubste mich an und zwang mich, den Blick von Akaashi zu wenden. "Alles okay?" Die ruhigen, blauen Augen meines Zimmernachbars sahen mich fragend an. "Ähm was? Ja klar, alles in Ordnung. Ich bin wohl nur mit den Gedanken abgeschweift..." Redete ich mich schnell raus und ertappte mich dabei, wie ich den Saal nach Kaashi absuchte, sobald Haru sich wieder seinem Essen zugewandt hatte. Ich fand meinen ehemaligen besten Freund und begann ihn, an Haru vorbei, zu beobachten. Mein Essen vergaß ich dabei voll und ganz. Schau weg du Idiot. Schau doch einfach weg und tu dir nicht selber weh! Dachte ich, als ich zusah, wie Taku über Kaashi herfiel. 
"Du Bokuto? Ich geh ein bisschen raus. Willst du mitkommen?" Fragte Haru im selben Moment. Ich blinzelte überrascht, als ich in seinem Blick so etwas wie Ärgernis entdecken konnte. "Ich... Find's hier drin irgendwie unangenehm." Murmelte er und ich setzte mein Lächeln auf. "Klar komm ich mit." Ich grinste. "Wenn mein sonst so stiller Zimmerkumpane mich um etwas bittet, wie soll ich da irgendwie nein sagen?" Lachte ich und fühlte mich doch sehr erleichtert, als wir den Essenssaal verließen und ich keine Chance mehr hatte, Akaashi zu sehen. 
Ich tappste Haru hinterher und folgte ihm raus auf den Innenhof des Internats. "Du liebst ihn wirklich sehr, oder?" Fragte er, nachdem wir etwas geschwiegen hatten. "Hä?" Fragte ich verwirrt, da ich nicht sofort verstand. "Diesen Akaashi. Du hast ihn beobachtet. Die ganze Zeit. Ich hab dich noch nie so traurig gesehen." Sagte Haru und ich blieb völlig verdattert stehen. Haru war einer der stillsten Menschen, die ich kannte und nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass so etwas von ihm kam. Auch hätte ich nicht gedacht, dass er sich so um mich Gedanken machte. Wir lebten zwar seit drei Jahren im gleichen Zimmer und wir kamen gut miteinander klar, aber ich hatte nicht geglaubt, dass er sich wirklich um mich kümmerte. 
"Warum siehst du mich denn jetzt so an?" Fragte er verlegen und sah weg. Ich lachte und drückte ihn an mich. "Ich bin echt froh, dass wir Zimmermitbewohner sind!" Sagte ich strahlend und mir ging es tatsächlich wieder etwas besser.

Bokuto x AkaashiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt