17. Dezember

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"Rodja Frost!"

Die wütende Stimme seiner Mutter hallte durch die Halle wie ein Donnerklang. Rodja konnte sich nicht daran erinnern, dass sie je so wütend geklungen hatte. Sein Vater, der gerade neben ihm stand, zog das Genick ein. 

"Himmel. Was hast du angestellt, dass sie so wütend ist?", murmelte er.

Das wusste Rodja selbst nicht. Seine Mutter war eigentlich sonst die Freundlichkeit in Person und nie jemanden böse.

Doch als er sie auf sich zu stapfen sah, fielen ihm alle Sünden ein, die er im Laufe seines Lebens begangen hatte. Was hatte er nur angestellt? 

"Hallo, Mutter. Kann ich etwas für dich tun?"

Sie schnaubte, als sie vor ihm stand und auf die Zehenspitzen stand, um wenigstens etwas mit ihm in Augenhöhe zu sein.

"Oh ja. Du kannst tatsächlich etwas für mich tun. Du gehst nun nach Hause und redest mit Emma. Wie kannst du es wagen, beinahe mit ihr zu schlafen, ihr aber nicht zu sagen, dass du Väterchen bist? Was hattest du vor? Wolltest du dem armen Mädchen das Herz brechen, sobald du sie bestiegen hast, wie ein liebestoller Stier?"

Rodja starrte seine Mutter entsetzt an.

"Woher weißt du das? Und was hast du getan?"

Rodja hatte das Gefühl, als ob seine Augen aus der Augenhöhle fallen würden. Außerdem schien sein Blut gerade in seine Füße zu wandern, denn ihm wurde eiskalt und er war sich sicher, dass er kalkweiß war. Sein Vater starrte wohl genauso überrascht, wie er selbst. Er hob beide Hände, als ob er seine wütende Frau beruhigen wollte.

"Natascha! Ich habe dir gesagt, du sollst..."

Sie hob den Finger gegen ihren Mann.

"Mit dir habe ich noch gar nicht angefangen, Jack Frost. Was fällt dir ein, so etwas ein zu fädeln? Wer hatte diese Schnapsidee? Du oder Nick? Lass mich raten: Opa Clause war bestimmt auch mit von der Partie."

Sein Vater rieb seinen Nacken.

"Ich denke, es war eine gemeinsame Idee. Der Eierpunsch hat bestimmt auch seine Wirkung getan. Und eine Menge Zeitzauber."

Rodja trat einen Schritt zurück.

"Bitte was? Ich dachte, es wäre alleine Nicolas Idee gewesen und nun habt ihr alten Männer eure Finger im Spiel? Was soll das?"

Natascha Frost kreuzte ihre Arme vor der Brust.

"Ich warte auch auf eine Erklärung, Jack. Gerade du bist doch derjenige, der sich von so etwas fern hält."

Jack sackte in sich zusammen.

"Ich weiß. Aber wir haben doch schon so lange darüber gesprochen, dass Rodja eine Frau braucht. Und dann erzählte Nicolas uns von Jurj und dass er ihn Rodja einfach hingestellt hat. Er erzählte auch von Sonja, aber die brachten wir schnell anders unter. Nick erinnerte sich an Emma und meinte, sie wäre genau dir Richtige für meinen Sohn. Zwei Punsch später, etwas Zauber hier, ein anderer Zauber da und Emma war in Russland auf den Weg zu Rodja, obwohl sie nicht wusste, warum sie das tat. Na ja, sie war sauer auf ihren Ex, aber eigentlich wollte sie nicht aus der Stadt, aber wir haben da unsere Methoden. Keiner merkte den kleinen Zeitsprung, den wir anwandten. Eine Meisterleistung, wenn ich das mal so erwähnen darf. Das es so gut funktioniert, daran dachten wir allerdings nicht."

Natascha stieß ihren Zeigefinger in die Brust ihres Mannes, der, erschrocken von ihrem Zorn, zurückwich.

"Gar nichts hat funktioniert. Darüber reden wir noch, Jack. Richte dich auf ein sehr langes Gespräch ein." Sie wandte sich zu Rodja. "Und was dich angeht..." sie bohrte ihren Finger nun in Rodjas Brust. "Hast du das Mädchen hereingelegt? Warum ist sie immer noch der Meinung, dass sie bald abreist? Und warum hast du es ihr nicht gesagt, wer du wirklich bist? Ist sie nicht gut genug? Wie perfekt muss eine Frau sein, damit du sie an deiner Seite akzeptierst?"

Rodja holte tief Luft.

"Ich habe Emma nicht hereingelegt. Ich...ich liebe sie, auch wenn ich es nicht glauben kann, dass ich das gerade mit dir diskutiere. Ich habe allerdings Angst, dass sie verschwindet. Genau wie Snezana."

Der Ausdruck im Gesicht seiner Mutter wurde mild und sie strich ihm über die Wange.

"Deswegen bin ich zu Emma. Ich wollte sehen, ob sie wie diese schreckliche Frau ist, denn ich erinnere mich noch sehr gut, was sie mit dir angestellt hat. Ich wollte dich schützen. Aber nun weiß ich: Snezana war nicht die Richtige. Emma ist es. Sie war im Weihnachtszimmer."

Rodja riss die Augen auf.

"Emma war das? Aber der Zauber..."

Jack Frost zuckte mit den Schultern.

"Der Zauber hält diejenigen davon ab ins Zimmer zu gelangen, die nichts mit unserer Familie zu tun haben. wenn Emma wirklich ohne Probleme ins Zimmer kam, nun ja, ich würde sagen, sie ist die Richtige. Sie ist das zukünftige Mütterchen Frost. Wenn du es richtig anstellst."

Rodja schnaubte.

"Wer sagt mir denn, dass diese alten Männer nicht auch da einen Zauber gewirkt haben? Vielleicht bin ich gar nicht in sie verliebt, sondern ein Zauber gaukelt es mir vor?"

Jack hob beide Hände.

"Nein. Das haben wir nicht getan. Wenn du Emma liebst, dann ist es dein eigener Zauber."

Seine Mutter lächelte und strich ihm erneut über die Wange.

"Du liebst sie wirklich, Rodja. Und ich verstehe, dass du Angst hast, denn dieses Gefühl hattest du bei Snezana nicht, wenn du darüber nachdenkst. Du willst Emma nicht verlieren und das nicht nur, weil sie Jurij eine Mutter ist. Auch den Jungen hast du gerne, nicht wahr? Du hast Angst, dass du das erste Weihnachten traurig erleben musst. Ich kann das verstehen, aber du darfst dich nicht davon leiten lassen. Emma ist eine gute Frau, die mit einer Familie gesegnet ist, die auch zu unseren passt."

Rodja zuckte mit den Schultern.

"Das ist mir aber gar nicht so wichtig. Mich interessiert ihre Familie erst einmal nicht. Ich will Emma heiraten und nicht ihre Familie."

Seine Eltern starrten ihn an.

"Heiraten? Hat der Junge gerade heiraten gesagt?", fragte sein Vater verblüfft.

Seine Mutter schlug lächelnd die Hände vor dem Mund zusammen.

"Oh, Rodja. Ich freue mich so für dich. Aber das mit das klappt, musst du zu Emma. Rede mit ihr Erkläre ihr alles. Wenn du es nicht versaust, wirst du eine Braut haben, die auf dich wartet, wenn du an Weihnachten nach Hause kommst. Und ein Kind."

Rodja hoffte es.

Er hoffte wirklich, dass es so kommen würde.

Väterchen Frost im NötenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt