7. Dezember

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Da Emma mal irgendwo aufgeschnappt hatte, dass Babys frische Luft brauchen, packte sie Jurij in diesen Schneeanzug, den sie in dieser Zaubertasche gefunden hatte und schnallte ihn sich mit diesem Tuch vor die Brust, dass ebenfalls auf einmal auftauchte. Da ihre Jacke nun nicht ganz so passte, nahm sie einfach eine von Rodja, die an auf der Garderobe hing. Sie stapfte so durch den Schnee und redete auf Jurij ein, der schon wieder am Einschlafen war.

"Du hast es wirklich toll hier, Wölfchen, wenn Rodja dich als seinen Sohn anerkennen. Im Moment siehst du natürlich nicht viel, weil hier alles voller Schnee ist, aber ich bin mir sicher, dass du im Frühling viel Spaß haben wirst. Es ist nur schade, dass ich dann nicht mehr hier bin."

Sie holte tief Luft, was sie sofort wieder bereute, denn die Kälte schmerzte wirklich. Schnell lief sie einfach weiter zu den Schuppen und lugte durch die verwitterten Fenster und hielt kurz die Luft an. Ihr Motorrad stand neben einer alten Panhead, die man liebevoll restauriert hatte. Rodja fuhr auch Motorrad? Himmel, er war wirklich die Verwirklichung ihrer Vorstellung eines Traummannes.

Sehnsüchtig seufzend schaute sie noch einmal zu der alten Maschine und lief dann weiter um den Schuppen, der sehr solide gebaut war und offensichtlich auch als eine Art Rumpelkammer diente. Zumindest würde es die vielen Kisten, Farbeimer und Dosen erklären.

Obwohl es hell war, traute sie sich nicht, sich weit von dieser Umgebung zu entfernen. Man konnte nur schneebedeckte Weite und einen kleinen Wald erkennen und Emma war in dem Moment froh, dass sie Rodjas Haus überhaupt entdeckt hatte, denn es lang zwischen Hügeln, was hier sehr ungewöhnlich war, denn obwohl man in der Ferne Berge sah, war das Land eher flach.

Himmel, er lebte wirklich sehr einsam und sie fragte sich, wie lange er wohl bis zu seiner Arbeit unterwegs war. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie die nächste Stadt verlassen hatte, aber sie lief den größten Teil der Strecke auch und ganz nüchtern war sie auch nicht gewesen. Aber wenn sie ehrlich sein sollte, gefiel ihr diese Einsamkeit auch. Hier draußen war man alleine und niemand störte. Ein wenig Ruhe würde ihr wirklich gut tun, vor allem, wenn sie daran dachte, was dieser Depp Karsten ihr angetan hatte. Nein, Einsam wäre toll, wenn man nicht Geld verdienen müsste, um zu überleben. Sie war bestimmt nicht der abenteuerliche Mensch, der in einer Blockhütte überleben konnte. Ab und zu brauchte sie auch etwas Zivilisation.  Rodja lebte genau in der Mischung, die ihr gefiel. Ruhig, aber mit einem gewissen Standard. 

Sie schnaubte und drehte sich dann wieder, um ins Haus zu gehen. Warum dachte sie jedes Mal an diesen Russen, wenn es um ihre Träume ging? Er schlich sich immer ungefragt in ihre Gedanken und das gefiel ihr gerade nicht sonderlich. Sie musste ins Haus und sich eine Beschäftigung suchen, damit sie nicht immer an Rodja dachte. 

In seinem Bett.

Leicht bekleidet.

Mit einem hungrigen Blick.

HIMMEL!

Frische Luft hatte Jurij wohl genug getankt.

Kaum kam sie um die Ecke gestampft, sah sie einen Lieferwagen und ein Mann lud Pakete aus.

"Hallo? Was machen sie denn hier?"

Der Mann sah sie entgeistert an, packte dann aber unbeirrt weiter aus und rief ihr etwas auf Russisch zu.

Emma fluchte leise. Wenn man in einem fremden Land Urlaub machte, sollte man wenigsten etwas die Sprache verstehen.

"Ich kann kein Russisch. Ich will nur wissen, was sie hier machen."

Der Mann stellte noch ein Paket vor die Haustüre und hielt ihr danach eine Kladde unter die Nase und tippte auf ein Feld, dass allerdings auf Kyrillisch beschriftet war. Verzweifelt hob sie die Schulter.

Väterchen Frost im NötenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt