16. Dezember

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Emma hielt sich eines der Kissen vor das Gesicht und schrie frustriert hinein.

Das durfte doch nicht wahr sein!

Was gerade geschehen war, kam ihr wie eine miese Komödie vor. Sie war so kurz davor gewesen, heißen Sex mit Rodja zu haben. Es stand außer Frage, dass es heiß geworden wäre, denn das Tempo, dass er schon beim Vorspiel an den Tag legte, versprach in einem Feuerwerk zu enden.

Himmel, das war alles genau so, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Es schien beinahe so, als ob Rodja genau wusste, was ihr gefiel und wie er sie zu behandeln hatte.

Wie erklärte es einmal ihre Mutter? Die Mischung sollte immer stimmen. Eine Frau sollte sich fühlen wie eine Königin, aber auch wie ein Luder.

Rodja schien dieses Spiel perfekt zu beherrschen. Gerade deswegen war sie gerade wütend. 

Weil er gerufen wurde.

 Weil er einfach ging, als ob sie nicht wichtig wäre. 

Und was zur Hölle hatte er ihr noch sagen wollen? Es schien ihm sehr wichtig zu sein, denn er hatte alles unterbrochen, nur um ihr etwas zu erklären.

Sie warf das Kissen in eine Ecke und stieg aus dem Bett. Langsam suchte sie sich alle Klamotten zusammen und zog sich an. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr auch, dass Jurij bestimmt bald wieder aufwachen würde. Sie konnte wenigstens etwas tun und ihm sein Fläschchen richten.

Tief seufzend ging sie ins Wohnzimmer und erschrak, als sie dort eine Frau entdeckte, die sie nicht kannte.

"Hallo?"

Emma richtete sich auf, um wenigstens etwas größer zu erscheinen. Diese Frau erinnerte sie an jemanden und zwar an den Mann, der sie vor einer halben Stunde noch in den Wahnsinn küsste.

Die Frau lächelte und kam näher zu Emma.

"Du musst Emma sein. Ich bin Rodjas Mutter und wollte die Frau kennen lernen, die meinen Sohn so durcheinander bringt."

Emma runzelte ihre Stirn.

"Ich bringe Rodja durcheinander? Ich kenne ihn doch erst seit einigen Tagen."

Rodjas Mutter nahm Emmas Hände und sofort breitete sich eine Duftmischung aus, die sie sehr an Weihnachten erinnerte. Nur etwas anders. Exotischer. Emma konnte es sich nicht erklären, aber es war sehr angenehm und sie hatte das Gefühl, dass sie diesen Duft in Zukunft sehr oft genießen durfte.

"Meine liebe Emma...ich darf dich doch Emma nennen? Du musst mich auch Natascha nennen, so lange wir uns kennen lernen. Setzen wir uns doch."

Sie zog Emma zu dem Sofa und zwang sie sanft, sich zu setzen. Sie wirkte dabei aufgeregt wie ein Kind.

"Ich wollte dich schon lange kennen lernen, aber Rodjas Vater meinte, ich sollte dir und meinem Sohn Zeit geben. Aber nun..." Sie kicherte leise. "...es gab wohl Probleme und ich saß wieder alleine in unserem Haus. Also dachte ich mir, jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt, um dich kennen zu lernen."

Emma wurde nicht ganz schlau aus dem, was Rodjas Mutter zu ihr sagte.

"Bevor wir uns weiter unterhalten, muss ich noch Jurijs Essen vorbereiten."

Natascha klatschte in die Hände.

"Oh ja. Das kleine Wölfchen. Ist es nicht eine Schande, dass man einem Kind so etwas antut? Doch der Junge hat es jetzt sehr gut."

Sie folgte Emma in die Küche und sah mit großen Augen auf die Keksdosen. Sie zeigte schüchtern darauf.

"Darf ich? Ich liebe Weihnachtsgebäck."

Väterchen Frost im NötenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt