19. Dezember

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Emma war froh, dass sie die Adresse ihrer Eltern genannt hatte, denn so konnte sie sich abwechselnd von ihnen trösten lassen, während sie ganze Ozeane um Rodja weinte und auf ihn fluchte. Wenn sie alleine zu Hause gewesen wäre...das hätte sie nicht ausgehalten. Das war wieder ein Unterschied zwischen Rodja und Karsten. Dass sie Karsten verloren hatte, nahm sie wirklich locker und war froh. Aber Rodja, das war etwas anderes.

Ihre Eltern ließen sie einige Zeit gewähren, doch dann hielt ihre Mutter sie an der Schulter.

"Jetzt ist gut, Emma Voss. Du steigerst dich in deine Wut und Trauer. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du so um Karsten getrauert hast."

Emma schnaubte.

"Karsten ist auch ein Nichts. Ein Versager, der sein Ego mit anderen Frauen aufputschen muss."

Ihre Mutter nickte.

"Richtig. Das habe ich ihm auch gesagt, als er vor einigen Tagen hier auftauchte und in seiner arroganten Art von mir verlangte, dass ich dich zur Vernunft bringe. Ich bin mir sicher, dass du diesen Kerl nicht geliebt hast. Du bist einfach nicht der Typ, der sich kontrollieren lässt, so wie es Karsten wollte."

Sie nahm ein Taschentuch und trocknete Emmas Tränen.

"Aber Rodja...oder Väterchen Frost...obwohl du nur ein paar Tage bei ihm warst, hast du dich in ihn verliebt, richtig?"

Emma schniefte und nickte dann.

"Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber..."

Ihr Vater lachte schallend.

"Oh Mädchen. was ist daran verrückt? Ich sah deine Mutter das erste mal in der Schule und wusste sofort, dass sie die eine ist, die ich heiraten werde. Das einzig seltsame, das ich nun hörte, war, dass du in den russischen Weihnachtsmann verliebt bist. Obwohl mich das auch immer weniger wundert, so wie wir hier Weihnachten ausleben."

Ihre Mutter lächelte und reichte ihm ihre Hand.

"Du würdest dich doch darauf freuen, ihn kennen zu lernen und ihm deine Hilfe anzubieten. Ich kenne dich beinahe mein ganzes Leben lang und weiß das. Und was uns beide angeht: Du bist auch an dem Tag auf mich zu und erklärtest mir unverblümt, dass du mein Mann bist und du nur warten würdest, bis ich achtzehn sei, um mich vor den Altar zu zerren."

Sie lachten leise und Emma lächelte.

Ihre Eltern waren so glücklich. Immer noch, obwohl sie nun wirklich schon sehr lange verheiratet waren.

Ihr Vater nickte ihr zu.

"Ich kann mich mit den Gedanken anfreunden, wenn Väterchen Frost mein Schwiegersohn werden würde. Aber wenn ich ehrlich sein soll, ist Russland ganz schön weit weg."

Emma zuckte mit den Schultern.

"Das ist ja nun nicht mehr das Problem. Er hat mich gehen lassen, als ob ich ihm nie etwas bedeutet habe."

Ihre Mutter seufzte.

"Hast du ihm denn eine Chance gegeben, sich zu erklären? Ich kenne dich, Emma. Wenn du verletzt bist, machst du dicht und hörst niemanden mehr zu. Hast du ihm die Chance gegeben, dass er dir alles erklärt?"

Emma schnaubte.

"Oh, ich habe ihm zugehört. Er erklärte mir, dass Santa sich an ihm rächen wollte und das die Familie Frost und Clause wohl der Meinung sind, dass Rodja nun endlich eine Frau bekommen soll."

Ihr Vater blinzelte einige Male.

"Ich muss mich entschuldigen, Mädchen, aber das...ist einfach klasse. Ich meine, viele haben mich schon als Weihnachtsmann bezeichnet und ich erfahre, dass meine Tochter den richtigen Weihnachtsmann kennt."

Väterchen Frost im NötenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt