Im Bann des Nebels

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Fast mythisch und geheimnisvoll, schimmerte das fahle Mondlicht durch das Fenster von Sora´s, Sakiko´s und Kazumi´s Zimmer. 

Kazumi seufzte erneut auf. Anders als Sakiko und Sora konnte sie nicht einschlafen, auch wenn das Bett noch so weich und gemütlich war. 

Wie in Trance schlich sie sich deshalb Barfuß über den Perserteppich zum Fenster, öffnete es und umklammerte mit ihren beiden Händen so fest die Fensterbank, dass ihre Fingerknochen weiß wurden. 

Mit einem sehnsuchtsvollen Blick schaute sie hinaus auf die Landschaft, die nun statt des saftigen und teils kräftigen Grün der Wiesen und der Blätter an den Bäumen, eine schleierhafte und silberfarbene Silhouette aus Nebel zeigte. 

In diesem Nebel sah sich Kazumi selbst. Verloren in einem Labyrinth aus dem sie selbst keinen Weg heraus fand und indem keine  Hoffnung auf Rettung bestand.

Verzweifelt schaute sie nun zum schwarzen Himmel empor, an dem gefühlt tausend Sterne funkelten und der Mond sein schmales Antlitz auf diese unbekannte Welt warf, die Kazumi nicht einmal aus Büchern kannte und doch hatte sie das Gefühl ein wenig hier her zu gehören. Als plötzlich eine weit entfernte Stimme aus dem undurchdringlichen Nebel zu hören war und sanft ihren Namen rief. Wie ein Magnet davon angezogen, schaute Kazumi wieder auf die Landschaft. Sie kniff ihre Augen fest zu einem Schlitz zusammen, um noch schärfer in die Ferne sehen zu können, doch vergebens. Niemand schien sich draußen herum zu treiben und auch die Stimme war mit einem Mal verstummt. 

Schließlich schüttelte Kazumi energisch mit dem Kopf. Sie wollte den Gedanken, das sie vielleicht doch in diese Welt passte, verdrängen. Dann wandte sich das Mädchen vom Fenster ab und wollte gerade in ihr Bett gehen, als auf einmal ein grausamer und herzzerreißender Schrei ertönte, der Kazumi beinahe das Blut in den Adern gefrieren ließ, während Sakiko aufgeschreckt hochfuhr und ihre Bettdecke wegschlug.

,,Was, was war das ?“ fragte Sakiko  hastig und rang nach Atem. 

,,Ich, ich weiß nicht.“ antwortete Kazumi zögernd.

,,Sag mal könnt ihr nicht mal nachts ruhig sein ?“ fragte Sora grantig, die aufwachte und sich die Augen rieb.

Betroffen senkte Kazumi den Kopf, während Sakiko zu ihrem impulsiven Verhalten zurückkehrte, ihre Bettdecke umschlug, aus dem Bett hüpfte und zielstrebig zu Sora ging. 

,,Jemand hat geschrien und das waren weder Kazumi noch ich !“ 

Unbeeindruckt schaute Sora erst Sakiko an, bevor sie eiskalt ihren Blick zum Fenster drehte.

,,Vielleicht braucht die Person Hilfe“, begann Kazumi zu murmeln, woraufhin Sakiko entschieden nickte.

,,Das wäre möglich. Wir sollten uns diesen Nebel mal genauer ansehen.“ 

,,Um diese Uhrzeit ?“, fragte Kazumi ängstlich, die zuvor noch einen kurzen Blick auf die Wanduhr neben ihr schweifen gelassen hatte. Unvermittelt schaute Sakiko ihre Freundin an.

,,Ja. Es sei denn du fürchtest dich herauszufinden wer du wirklich bist und hast bereits beschlossen morgen wieder im blendenden Sonnenlicht nach Hause zurückzukehren.“ 

Lautes und rasselndes Lachen wurde von Sora laut, die spöttisch Kazumi anlächelte.

,,Das ist ja wirklich zu komisch. Ein Mädchen, das vom ,,Schicksal“ ausgewählt wird und nicht mal weiß, wer sie ist. Du solltest wirklich nach Hause gehen, bevor du dir noch weh tust !“ 

Kazumi wäre am liebsten im Boden versunken, aber Sakiko bäumte sich vor ihr auf. 

,,Kazumi weiß ganz genau wer sie ist und sie besitzt viel mehr Energie als du glaubst. Das einzige was sie noch nicht weiß ist, das sie Selbstbewusstsein hat.“

Shania QuestWo Geschichten leben. Entdecke jetzt