Umbruch

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Einige wenige Sekunden verharrten die Greife still und andächtig auf den oberen Rand der Fensterbank, bis auch schon einer der Greifer ins innere des Turmes sprang und erhaben vor Hikari stand. Mit einer kleinen Kopfbewegung, deutete er auf den Schauplatz, des eben noch ausgeführten Kampfes hin. Es war ein stummer Befehl, den die geflügelte schwarze Pegassusin verstand, aber sich vehement im inneren dagegen sträubte. 

Unvermittelt sah sie mit ihren schokoladenbraunen Augen, in jene koboldblauen des Greifers und schüttete entschieden mit den Kopf.

,,Ich kann sie und ihre Gefährten nicht ausliefern Aquila. Sie sind unsere einzige Hoffnung. Die Hoffnung auf eine Rückkehr in unsere alte Heimat. Ich will mir nicht vorstellen was....“ 

Doch der Greif unterbrach sie rasch. 

,,Sie ist keine Hoffnung ! Sie ist eine Verräterin. Sie hat der Sonnendynastie sehr geschadet mit ihrer Einmischung ! Und damit hat auch sie die allseits bekannte Urform der Elementar-Welt beschmutzt. Yinamae hat uns das Leben geschenkt und diese Sonnentochter hat ihre Macht angewandt und einen Elementar-Welten-Bewohner auf solch hässliche Weise getötet ! Und auch die arme Elbara weint sich mittlerweile die Augen aus der Seele, weil sie Leonore verloren hat !  Nur damit diese verwunschene Bastardin am Leben bleibt. Wenn es nach mir gegangen wäre, würde sie schon längst auf dem Weg zum Tataros sein, wo sie elendig zur Hölle fahren kann ! Es tut mir nur Leid um dich Hikari... Das Wort einer Göttin des Mondes zählt nun einmal mehr, als der eigene Wille. Rinas Befehl konntest du nicht entkommen und ich denke dafür hat Ramanae Verständnis. Ich bete für deine Gnade.“

,,Erspar sie mir Aquila... Ich teile Rinas Meinung. Ein Leben lang Sklave der derzeitigen amtierenden Mondgötter dieser Dynastie anzugehören, ist eine Strafe und birgt mehr Trauer und Schmerz als Frieden und Glück. Und man sollte nie vergessen was Ramanae ihrer Schwester Shania damals angetan hat.“ 

Wie als ob Kazumi aus einem langen Traum erwacht wäre, begann sie nun wild an Hikaris Mähne zu zupfen. 

,,Meiner Mutter ? Hikari....was hat man ihr angetan...bitte Hikari sag es mir !!!“ 

,,Miss Haruka beruhigen Sie sich bitte.“, versuchte Takuya beschwichtigend auf sie einzureden und sprang sogar auf ihre Schulter, doch er wurde sogleich unsanft von Kazumis rechten Ellenbogen abgewehrt und prallte gegen die Zauberblase.

,,Nein...Ich will nun alles wissen. Was ist mit Shania passiert ? Wo ist meine Mutter ?!“ 

Mitleidig sah Hikari auf Kazumi, welche immer noch völlig hysterisch und erregt an ihrer Mähne klammerte. Musste sie jetzt wirklich die ganze Wahrheit erfahren ? Aber andererseits...so oder so würde diese dunkle Wahrheit ans Licht kommen. War es da nicht egal von wem sie kam ? 

,,Kazumi...deine Mutter Shania ist schon seit einigen Jahren tot und dafür verantwortlich...ist Ramanae.“ 

In Sekundenbruchteilen, fühlte es sich für Kazumi an, als hätte man ihr ein Messer in die Brust gedrückt. In Windeseile wechselte ihre Kleidung wieder zu ihren Alltagsklamotten, während sie wie mechanisch die schwarze Mähne der Pegassusin los ließ. Mit leeren blau/grauen Augen starrte sie wie versteinert vor sich hin. Ein Schock, hatte sie erfasst.  Ihre Mutter...war also tot ? 

,,Miss Haruka....“, säuselte Takuya nur vor sich hin, ehe er selbst in tiefer Anteilname seinen Kopf senkte. Wie gerne hätte er ihr diese Aussage erspart. 

,,Genug der Gefühlsduselei ! Ramanae erwartet euch !“, herrschte Aquila Hikari an, die ihm nochmals einen missbilligen Blick zu warf, doch als sie erkannte, das die übrigen fünf Greifer im Inbegriff waren näher zu rücken, gab die geflügelte Pegassusin ihren Widerstand auf und durchflog das Loch in Richtung Kampfplatz. Auf dessen Feld sie landete und Ramanae mit strenger Haltung langsam auf sie zu schritt. Immer näher hörte man die schallenden Absatzschritte ihrer Schuhe, die sich über den grauen und kalten Steinboden ihren Weg bahnten. Das rothaarige Mädchen würdigte sie jedoch keines Blickes, auch nicht, als die Göttin direkt vor sie stand. Nur auf ihre perlmutweißen Schuhe, starrte sie. Für einige Sekunden war es still im Saal, bevor Ramanae kühl das Wort ergriff.

Shania QuestWo Geschichten leben. Entdecke jetzt