Ben
Mein Schädel dröhnt. Ein Zustand, an den ich mich eigentlich gewöhnt haben sollte. Aber heute Morgen ist es irgendwie anders. Da ist eine Erinnerung, die sich an die Oberfläche kämpfen will.
Ich stöhne. Morgen. Es ist später Nachmittag.
Ich liege in Jeans auf meinem Bett, nur meine Jacke konnte ich abstreifen, bevor ich auf der Matratze zusammengebrochen bin.Seitdem habe ich mich nicht bewegt, jedenfalls fühlt es sich so an.
Ich versuche, wieder den süßen Schlaf zu finden, der mich bis eben von der Realität und meinem Kater erlöst hat, da bricht eine Erinnerung durch.
Eric. Seine Stimme in meinem Ohr, ich in seinem Auto, er wollte mich rausschmeißen.
So wie jeder es will.Warum habe ich ihn angerufen und warum ist er überhaupt gekommen, wenn er es doch so offensichtlich nicht tun wollte?
James' verdammtes Zeug hat mein Gehirn gelähmt.
Je länger ich da liege, desto klare fügt sich das Bild im Schatten meines Unterbewusstseins zusammen. Ich habe mich aufgeführt wie der letzte Arsch.Meine Hand landet auf meinem Gesicht. Dann tastet sie nach dem Gegenstand, der mich überhaupt in diese prekäre Situation gebracht hat; mein Handy.
Vielleicht ist es die Nachwirkung der Drogen in meinem Blut oder die blasse Erinnerung von mir und Eric, wie wir beide auf Rädern um den Mendota Lake radeln. Irgendwie verirrt sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich bereue mein Verhalten.Ich kann mich nur an die Hälfte erinnern, die passiert sein muss und das reicht.
Mein Bildschirm ist viel zu hell für meine trockenen Augen eingestellt.
Das Freizeichen ertönt und Eric in seinen grauen Jogginghosen erscheint in meinem Kopf. Warum habe ich nicht einfach die Hand nach seinem Oberschenkel ausgestreckt?
Ich hätte es heute auf die Drogen schieben können, wie ich immer alles, jedes Fehlverhalten auf sie geschoben habe, bis Eric dicht gemacht hat.Ich hätte ihn berühren können, weniger unschuldig als im Krankenhaus, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen.
"Cooper?"
Ich beiße auf meine Zunge, halte mich zurück, ihm entgegenzuwerfen, dass er nicht so tun soll, als ob er meine Nummer nicht eingespeichert hätte."Ben hier."
Meine Stimme klingt nichtssagend. Nicht so wie Erics ruhige Stimme, die jeden noch so unbedeutenden Laut ausbalanciert. Ich schließe die Augen, warte geduldig, beinahe hypnotisiert auf seine Reaktion.
"Ah."Das ist alles, was ich kriege.
"Ich mache es kurz", sage ich.
"Besser ist es."
"Ich wollte mich entschuldigen", reime ich mir zusammen."Okay."
Ich setze mich auf und versuche ihn mir vorzustellen. Ob er wohl wieder ein Hemd trägt? Immerhin ist es unter der Woche und wenn er tatsächlich arbeiten sollte, hat er jetzt bestimmt noch nicht Schluss und es besteht die Möglichkeit, dass seine Oberarme von seidigem Stoff bedeckt werden.
Ich mag die Stille zwischen uns, die Gewissheit, dass er da ist, am anderen Ende."Kann ich mich erklären, also richtig? Von Angesicht zu Angesicht?"
Die Worte rutschen mir heraus, bevor ich darüber nachdenken kann.
"Sieh an, du bist verletzlich und anhänglich, wenn du dich auskaterst. Interessant", ist alles, was er dazu sagt.Ich erinnere mich, wie er dieser Worte zu mir sprach, als ich ihn in seinem Auto abwehrte. Das Gleiche sollte ich jetzt auch tun. Ich bin lebensmüde.
Krampfhaft versuche ich mich an weitere Details zu erinnern, die ich gegen ihn verwenden kann.
"Immerhin hast du noch eine Packung Kippen von mir", fällt mir dann viel zu spät ein.Beinahe befürchte ich, dass er aufgelegt hat.
"Das hat aber lange gedauert", lacht er leise. "Du willst dich also mit mir treffen?"
Er atmet tief ein und ich wende meinen Blick schnell zum Fenster, auf der Suche, nach etwas, das mich ablenken könnte."Ja", sagte ich zu einem Baum vor der schmierigen Glasscheibe. "Vorausgesetzt, du bist überhaupt noch in Fitchburg."
"In den letzten zehn Stunden habe ich mich in kein Flugzeug gesetzt, Ben- "
Er unterbricht sich selbst.Ein Grinsen zupft an meinen Mundwinkeln, wissend, dass er beinahe den verbotenen Spitznamen verwendet hätte.
"Ich warne dich", knurre ich, nur um ihn aufzuziehen.
"Ich habe doch gesagt, dass ich eine Weile hierbleiben werde", ignoriert er meine leere Drohung. "Die Arbeit für die Firma kann ich auch von hier erledigen. Aber ..."Er scheint zu überlegen. Ich höre ein Knacken im Hintergrund.
"Mein Terminkalender ist gerade ziemlich voll. Ich lasse dich wissen, wenn es mir passt. Du bist flexibel, oder?"
"Hmhm, ja. Ja, bin ich."Ich nehme seinen Schlag mit Hingabe, ich habe ihn verdient und verteidige mich nicht.
"Wo bist du denn untergekommen?", frage ich, will das Gespräch noch nicht enden lassen.
Er hat ja verdammt noch mal recht. Wenn ich mir nicht gleich wieder etwas einwerfe, bin ich anhänglich, gerade zu weinerlich und Gefühle, von denen ich nichts wissen will, dringen ans Tageslicht."Provisorisch bei meinem alten Herren. Es kommt darauf an, wie lange ich noch bleibe, aber vielleicht suche ich mir ... ein Zimmer oder so."
Ein Zimmer oder so. Nichts hat seit langer Zeit so vielversprechend geklungen.
"Klingt gut."Ich lege den Kopf in den Nacken.
Wir schweigen wieder, doch Eric scheint keine Geduld mehr mit meinem benebelten Geist zu haben.
"Okay", sagt er lang gezogen", ich werde mich irgendwann melden."
"Mach das", antworte ich mit belegter Stimme."Tschüss."
Ich kann das Wort nicht erwidern, lausche nur dem eintönigen, grellen Ton an meiner Ohrmuschel. Und dann kriecht die Stille des großen Hauses wieder auf mich zu und hüllt mich in ihr ohrenbetäubendes Surren.
Ich bin vielleicht ein Idiot.____________________________________
Song: fallingforyou - The 1975Hi,
lustige Geschichte: Wir füttern uns gerade eine Krähe an xD
Sie kriegt jeden Nachmittag Wallnüsse, wartet pünktlich in den Tannen.
Eigentlich haben wir die Nüsse für unsere Eichhörnchen hingelegt, aber vor ein paar Wochen haben wir gemerkt, dass die die Nüsse gar nicht mehr wegholen, hehe.Wegen der Musik: Ich hatte noch absolut keine Zeit mich drum zu kümmern :( but I'll do it, some day.
Ich kann es gar nicht glauben, dass wird diesen Adventskalender bald "beenden" lol. An dieser Stelle auch ein riesen "DANKE" für 1k, holly shit.
All my Love,
Lisa xoxo
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almost Love [boyxboy]✔
RomanceBen und Eric sind zusammen aufgewachsen. Ben kann sich nicht genau erinnern, wann mehr aus ihrer Freundschaft geworden ist. Aber er erinnert sich, wann er endgültig zusammengebrochen ist: Als Eric gegangen ist. Er war die Stütze, ohne die Ben nicht...