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Song: Remember - Seinabo Sey

Eric

Bens Brust hebt und senkt sich in einem sanften Rhythmus unter mir. Auf einer Wolke zu schweben, kann sich nicht anders anfühlen.
Ich lasse meine Finger sachte über seine Haut gleiten, den Kopf dabei auf seinen Bauch gebettet.
Ich schließe zwischendurch immer wieder die Augen, weil ich es einfach gar nicht glauben kann, dass das hier gerade wirklich passiert, dass ich wieder hier bin, dass ich es geschafft habe, ihn wenigstens für einen Moment zurückzugewinnen.

Bens Arm liegt locker über meinen Schultern. Er starrt an die weiße Decke über uns. Seine lange Nase eine perfekte, gerade Linie, die Wimpern exotische Fächer, die sich am Ende seines Gesichtes aufstellen. Ich könnte ewig so zu ihm aufblicken.
Während ich hier so liege, wünsche ich ihm einfach nur das Beste. Dass er in sich selbst sieht, was ich in ihm sehe; nämlich einen einzigartigen, jungen Mann, dem die Welt zusteht, wenn er sich nur aus der Haustür bewegen würde - und zwar bei Tageslicht, damit ihn die verdammte Welt auch mal sieht.

Ich umkreise seinen rechten Nippel, bis er sich unter mir windet und ein Grummeln seine Kehle zum Vibrieren bringt.
Ich grinse gegen seine Haut.
Das hier sollte nicht passieren, ich habe es nicht beabsichtigt, in seinem Bett zu landen, als ich durch die Haustür getreten bin.

Ich wollte ihn teasen, necken, unsere altbekannten Grenzen abschreiten und herausfinden, wie viel sich zwischen uns verändert hat.
Wie sich herausstellt, hat sich rein gar nichts verändert. Er ist immer noch so anfällig auf meine kleinen Spielchen und ich kann ihm genauso wenig widerstehen wie damals.

Winzige blaue Adern zeichnen sich unter seiner Haut ab, sie ist kalt. Aber so lange er keine Decke über uns ziehen will, werde ich mich nicht nach hinten strecken und sie über uns ausbreiten. Ich will ihn sehen. Jeden Zentimeter seiner Haut, von denen ich Angst hatte, sie vergessen zu haben. Es stellt sich heraus, dass ich sie nur anders in Erinnerung habe. Ben hat sich verändert.
Mein kleiner Benny ist groß geworden, Haare sind auf seiner Brust gewachsen, seine Schultern sind härter und die Stoppeln an seinem Kinn und der Oberlippe dichter und dunkler geworden.

Diese ruhigen Stunden, nach dem unbändigen Orkan, der durch unsere Körper gezogen ist, waren schon immer meine liebsten.
Man hat Zeit den anderen anzusehen, richtig anzusehen. Mit Gedanken und dem Wissen der letzten Stunden. Man sieht sich selbst in einem anderen Licht, betrachtet alles irgendwie aus einem anderen, verzerrten, untrübbaren Blickwinkel.

Ich lasse meine Finger über seine Oberlippe gleiten, um die feinen Stoppeln darüber über meine Haut kratzen zu spüren.
Ben streckt seine Zunge heraus und droht, nach meinen Fingern zu schnappen.
Ich presse meine Wange an seinen Bauch und lache ihn an. Jetzt sieht er beinah so aus wie zu der Zeit, als er noch zufriedener war, mit seinem Leben, sich selbst, seiner Anwesenheit auf diesem Planeten.

"Ich habe oft an dich gedacht", sage ich leise und drücke einen kurzen Kuss auf seine unteren Rippen, bevor ich mich wieder seinem entspannten Gesicht zuwende.
"Ist das so."
"Ich habe mich immer gefragt, was du gerade machst und ob es dir gut geht. Geht es dir gut?"

Und jetzt weiß ich es endlich, ich spüre, was du gerade machst, denke ich und kann diesen weichten Punkt in mir, den nur Ben zum Leben erwecken vermag, gerade nicht mal hassen oder verabscheuen.
Ich hebe meinen Kopf leicht an. Ben verschließt die Augen vor mir und schiebt seinen Arm unter den Kopf. Augenblicklich vermisse ich seine vertraute Umarmung.

"Jetzt gerade ja", lautet seine knappe Antwort, die viel zu viel Raum und Möglichkeiten zur freien Interpretation lässt.
"Benny, ich meine es ernst. Mich musst du nicht anlügen, bitte mich von allen Menschen nicht."
Meine Stimme ist so weich, wenn ich mit ihm spreche. Manchmal komme ich mir selbst fremd vor.

Die Muskeln unter meinem Körper spannen sich an, doch ich arbeite mit sachten Bewegungen und zarten Berührungen dagegen an. Jetzt würde ich ihn nicht in diese dunkle Ecke seines Bewusstseins entkommen lassen.
Nicht nachdem wir eben übereinander hergefallen sind wie unzivilisierte Barbaren.

Ich weiß, es ist nicht das beste Thema, das ich in diesem friedlichen Moment ansprechen könnte - ehrlich gesagt, ist es das beschissenste, aber ich muss wissen, wie es ihm geht.
Ich habe Angst, wenn ich ihn in diesem vulnerablen Moment nicht darauf festnagele, werde ich nie eine ehrliche Antwort bekommen. Das hier wird wahrscheinlich das letzte Mal sein, dass ich so auf ihm liege.

"Sag mir, wie es da oben drin aussieht", fordere ich ihn auf.
Wenn ich könnte, würde ich seinen Schädel eigenhändig entzweibrechen, um mich zu vergewissern, was er denkt. Denn wenn ich es damals gekonnt hätte, wäre jetzt vielleicht alles anders und ich hätte ihm helfen können.

Ein langes Schweigen folgt, in dessen Stille hinein ich stumme Bitten sende, dass dieser Dummkopf vor mir den Mund aufmacht und mich reinlässt, rein in seinen Kopf.
"Heiter bis wolkig."
"Das ist nicht alles, was du mir vorsetzen willst oder? Weißt du ..."

Ich suche nach den richtigen Worten, während ich gleichzeitig verkrampft versuche, den Moment, die Stimmung zwischen uns nicht zu zerstören.
Ich strecke mich aus und berühre seine Körpermitte mit meinem Oberschenkel.
"Ich habe immer irgendwie ... ich weiß auch nicht, Angst gehabt. Ich wollte dich nicht im Schlechten zurücklassen, das war nie meine Absicht."

"Müssen wir darüber jetzt reden?", brummt er und ich spüre, wie er mich versucht abzuschütteln.
"Ja, müssen wir", antworte ich bestimmt. "Ich habe dir angeboten mitzukommen, mit mir zu reisen und bevor du jetzt sagst, du bist nicht mitgekommen, weil du nicht auf die Kosten deines Vaters Spaß haben wolltest; das wusste ich und deswegen wollte ich deine Kosten für das Flugticket tragen. Ich ... wollte dich dabei haben."

"Auch das war schmutziges Geld."
Seine trockene Aussage trifft mich. Ben hat schon immer alles ins richtige Licht gerückt, ohne Beschönigungen und Nettigkeiten zu verwenden.
Er ist ehrlich, auf eine brutale Art und Weise. Ich weiß nicht, was schiefgelaufen ist, aber er hat nicht gelernt, sich schlicht und ergreifend dagegen gewehrt, die Augen in unserer Welt zu verschließen.

Mit Geld kann man ihn nicht kaufen, mit einem Urlaub auf einer Luxus-Yacht kein Lächeln in sein Gesicht zaubern.
Er hat in seinem Vater nie einen hart arbeitenden Mann gesehen, sondern den rücksichtslosen Tyrannen, der er ist.

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Good morning beautiful peopel (oder wann auch immer ihr das hier lesen mögt :))

Heute morgen um 8.00 Uhr hat es wieder mal kurz geschneit, für kurze Zeit hatte ich also Winter xD

Mehr habe ich auch gar nicht zu sagen, hehe
Ich hoffe, euch gefallen die soft-Eric Einblicke :)

All my Love,
Lisa xoxo

almost Love [boyxboy]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt