Eric
Song: Overkill - Holly Humberstone
Ich erinnere mich noch daran, wie Ben und ich feiern gegangen sind.
Er war sechzehn, als ich ihn zum ersten Mal mitgenommen habe. Man kann also sagen, dass ich ihn mit dieser Welt bekannt gemacht habe, ich habe ihn in die Hände der Monster übergeben, ihm das erste Glas von vielen gereicht.Ich habe es gut gemeint, ich wollte, dass er aus sich herauskommt, unter Leute geht und diesen ängstlichen Gesichtsausdruck verliert. Er sollte nicht ständig jeden Fremden mit diesem abschätzenden, kalkulierenden Blick mustern, so als würde er nur darauf warten, dass er angegriffen wird, als würde er abschätzen, wie lange die Faust des anderen brauchen würde, um mit seinem Gesicht zu kollidieren.
Und es hat funktioniert. Seine erste Nacht in einem Club war ein voller Erfolg. Ich erinnere mich noch daran, wie Ben angefangen hat, zu tanzen. Darauf habe ich zu Beginn dieses lange vergangenen Samstagabends gar nicht gehofft. Ich erhoffte mir lediglich, dass sich Bens schmale Schultern nach zwei oder drei Drinks entspannen und er vielleicht ein paar Kommentare zu Gesprächen abgeben würde, die ich mit Unbekannten anzettelten wollte.
Doch der kleine Raudi hat mich überrascht, wie so oft.
Er brauchte kaum den Alkohol, im Nachhinein glaube ich, dass er die braune Flüssigkeit nur heruntergeschluckt hat, weil ich ihm das Glas in die Hand gedrückt habe.
Er hat mich einfach auf die Tanzfläche gezogen und die Arme gehoben. Meine Lippen verziehen sich bei dieser Erinnerung noch heute zu einem warmen Lächeln.Erst gestern hat mich mein Vater beim Tagträumen erwischt, als er mir verstaubte Akten auf den Tisch knallte, die ich digitalisieren sollte. Mittlerweile ist meine Anwesenheit in seiner Firma für ihn nichts Besonderes mehr.
Er behandelt mich wie jeden anderen Mitarbeiter auch. Es ist keine Ehre oder Freude mehr, dass ich wieder in Amerika bin und in Madison gemeinsam mit ihm arbeite.Fast zwei Monate sind vergangen, seit ich die Gala der Rosethorns besucht habe und aus meiner provisorischen Unterkunft bei meinem Vater in meinem Kinder- und Jugendzimmer ist eine kleine Zwei-Zimmerwohnung geworden.
Und aus dem überstürzten Sex mit Ben ist absolut nichts geworden, es hat sich nichts daraus entwickelt. Ich hätte es nicht so überstürzen dürfen, hätte mich mehr zurückhalten müssen!Frustriert schmeiße ich meinen Stift auf den Tisch und schalte den Computer aus. Ich sitze hier schon viel zu lange und starre vor mich hin.
Ich stehe auf, ohne die Akten, die um mich herum verteilt liegen, zu schließen. Ich verlasse das Büro und nicke nur den Menschen zu, die mir auch wirklich in die Augen sehen.Die Glaswände ziehen immer schneller an mir vorbei, ich fange beinahe an zu rennen. Die grauen Bleistiftröcke werden bei meiner zunehmenden Geschwindigkeit zu unförmigen Strichen. Errötete Gesichter werden zu Punkte, die an mir vorbeischweben.
Wenn ich mich zurückgehalten hätte, würde sich Ben jetzt vielleicht nicht vor mir verstecken. Ich presse meine Lippen zusammen und warte mit wippendem Fuß auf den Aufzug.Wir reden miteinander, wir schreiben. Wir haben uns sogar ein paar Mal getroffen, aber ... es ist anders. Er ist auf Abstand gegangen, seitdem ich auf seiner Brust eingedöst bin, mit dem Wissen, dass er versucht hat, sich die Pulsadern aufzuschneiden.
Ich frage mich, ob mein neues Wissen oder unsere Körperlichkeiten der Grund für seine kalte Schulter ist.Ich werde es nie herausfinden, wenn ich es ihn nicht direkt frage, wenn ich nicht einmal den Mut aufbringe, das laut auszusprechen und zu fragen, was ich wissen will.
Unten auf der Straße reiße ich mir die Krawatte vom Hals und betrachte mich in der Eingangstür zum Bürogebäude.Vor mir steht eine verzerrte, unscharfe Reflexion eines 31-jährigen, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt. Denn nur weil ich gerade wieder einen Job habe und genügend Geld auf meinem Konto und hier in einem maßgeschneiderten Anzug mit gegelten Haaren stehe, heißt das noch lange nicht, dass ich meine Leben auf die Reihe kriege.
An manchen Morgen wache ich auf und weiß nicht, wer ich bin.
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almost Love [boyxboy]✔
RomansaBen und Eric sind zusammen aufgewachsen. Ben kann sich nicht genau erinnern, wann mehr aus ihrer Freundschaft geworden ist. Aber er erinnert sich, wann er endgültig zusammengebrochen ist: Als Eric gegangen ist. Er war die Stütze, ohne die Ben nicht...