"Hallo Vienna. Wie geht es dir Liebes?" Ich kam zufällig zur selben Zeit wie Prestons und Simons Eltern an. Sir de Gailly telefonierte und nickte mir deshalb nur kurzgebunden zu, bevor er im Haus verschwand.
Ms de Gailly nahm mich allerdings recht herzlich in die Arme.Die blondierte Frau trug einen schwarzen Jogginganzug. Anders hätte sie die lange Reise von Frankreich nach Georgia wohl nicht überlebt. "Du musst mir gleich unbedingt deinen Rat geben. Ich habe Preston ein paar neue Sachen von Chanel geholt, aber ich weiß nicht, ob sie ihm gefallen werden. Er hat immer so viele Ansprüche...", klagte seine Mom.
Ja, Preston war durch und durch ein Perfektionist. Wenn ein Knopf zwei Millimeter an der falschen Stelle saß, dann lehnte er das ganze Hemd ab. Wenn er auf dem Teller auch nur ein Maiskorn fand, schob er ihn zur Seite. Damals fand ich das irgendwie süß. Ich durfte niemals blaue Kleidung tragen und bloß keine Kopfbedeckung. Das fand er schrecklich.
Am Anfang konnte ich mich nur schwer daran gewöhnen, doch seine guten Seiten überwogen. Er hatte mich beschützt, mir zugehört und mich zum Lachen gebracht. Wir liebten beide Katzen und verabscheuten Cola. Und wir brauchten beide körperliche Nähe. Wir waren wie Magneten; unnötig ohne den jeweils anderen.
Ich schüttelte den Kopf und fing mir sogleich verwirrte Blicke ein. Die de Gaillys waren etwas mehr als zwei Wochen weg und scheinbar hatte Preston es nicht so eilig gehabt seinen Eltern von der Trennung zu erzählen. Ganz im Gegensatz zu der Geschwindigkeit in der er unsere Beziehung gegen eine Mauer fuhren ließ.
"Camille, Preston und ich... wir sind nicht mehr... Also wir sind kein Paar mehr", brachte ich schweren Herzens über mich. "Bitte was?!" Ihr fielen die ganzen von Marken bedruckten Tüten runter. Ich half ihr schnell sie wieder aufzusammeln.
"Was ist denn passiert?", wollte sie wissen. Hmm... Ja, was war denn passiert? Preston hatte grundlos Schluss gemacht. Es schien mir nicht richtig, ihren Sohn so anzuklagen, selbst wenn es der Wahrheit entsprach. "Wir haben uns gemeinsam dafür entschieden, dass es besser wäre getrennte Wege zu gehen." Vielleicht hatte es wirklich seine Vorteile. Louisas Ansicht nach ganz bestimmt sogar. Aber meine beste Freundin vergaß ein wichtiges Detail. Egal, was Preston bewirkte, oder wo er mir schadete. Ich war glücklich mit ihm gewesen.
"Aha, okay. Liebes das überfordert mich gerade. Ihr klärt das bestimmt noch. Ich meine, ihr seid Preston und Vienna, ein Traumpaar." Ich liebte diese Frau vom ersten Moment an, genauso wie sie scheinbar mich.
"Das glaube ich nicht, aber ich muss trotzdem auf jeden Fall nochmal mit ihm reden." Schweigend brachten wir die erbäutete Kleidung hinein. Ms de Gailly wirkte immer noch sprachlos, aber ich beließ es dabei. Jeder brauchte wohl Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Ich bekam nach jeder Stufe weichere Knie. Am liebsten wäre ich wieder davon gerannt. Hoffentlich musste ich nicht wieder über das Badezimmer fliehen. Nein! Diesmal nicht. Heute würde ich das tun, wozu Preston der Mut fehlte; diesem Kapitel meines Lebens ein würdevolles Ende setzen.
Es war wundervoll, doch wir hatten uns verloren.Ich fing beinahe schon vor der Tür an zu heulen. Wie dämlich, sensibel und emotional konnte man sein? Eigentlich wollte ich klopfen, aber es ähnelte viel mehr einer Streicheleinheit der Tür gegenüber.
Presten hatte es trotzdem gehört.
"Mom, Dad, sorry ich wollte noch die Hausaufgaben erledigen, bevor ich euch begr....", hörte ich ihn bereits vor der verschlossen Tür. Hausaufgaben... Viel mehr wollte er wahrscheinlich die Partie Fifa beenden.Er öffnete die Tür und versuchte tatsächlich den Controller hinter seinem Rücken zu verbergen. Traurig, wie gut ich ihn kannte... Es zauberte ein Schmunzeln in mein Gesicht, aber mein Herz ging in Flammen auf. Ich war mich sicher, es würde nur noch Asche bleiben, wenn ich hier raus ging.
"Kann ich kurz rein kommen? Und keine Sorge, ich will mich nur verabschieden", beruhigte ich ihn, bevor er wieder ausrastete. Zumindest spannten seine Muskeln sich wieder verdächtig an. Ganz zu meiner Überraschung trat er jedoch zur Seite und ließ mich gewähren.
Hier duftete es immer noch nach einer süßen Mischung aus meinem 'Alien' und seinem 'One Million'. Ich sog die Luft so tief ein, in der Hoffnung, sie würde auf ewig in meinen Lungenflügeln verweilen.
Mitten im Raum, ganz ohne Halt und die Arme vor meinem Körper verschränkt blieb ich stehen. Seine dunklen Augen funkelten wie Sterne aus der Nacht heraus. Dieser Anblick goss Öl ins Feuer. Ich wollte bleiben und gehen und am allerliebsten sterben. "Rede, Vienna", forderte er monoton.
In ihm wütete kein Krieg und das ärgerte mich. Wieso dann in mir?
"Ich akzeptiere deine Entscheidung."
Die Lawine kam ins rollen.
"Tut mir leid, dass ich dich so lange belästigt habe, aber ich liebe dich und ich wollte kämpfen. Ich wäre bereit gewesen für dich zu sterben. Was will ein Mann mehr? Keine Ahnung. Es ist okay, dass du nicht darüber reden willst. Aber es war nicht okay all diese Versprechungen zu machen.
Ein Heiratsantrag am Strand der Normandie? Sollte das ein Witz sein? Wenn ja, ich habe ihn ernst genommen. Naja, ist egal jetzt."Es sollte nicht wieder in einem Streit enden. Ein letztes Mal atmete ich tief durch und ging einen großen Schritt auf ihn zu. Meine Augen streiften seine Brust und landeten letztendlich auf seinem perfekten Gesicht.
"Was ich sagen wollte ist, dass ich es hiermit auch meinerseits beende. Ich habe und werde niemals jemanden so lieben wie dich und ich verstehe nicht wieso es für dich so okay ist, ohne mich zu leben. Du meintest 'für immer', aber ich werde heute alleine dieses Haus verlassen und nie wieder zurück sehen. Danke für die schönste Zeit meines Lebens. Mit dir Fernsehen zu schauen, hat sich angefühlt wie Riesenrad fahren im Disneyland. Jede Kleinigkeit war das größte Geschenk. Aber jetzt, viel Glück mit Chloe, oder sonst wem."
Mit dem letzten Satz schob ich mich an ihm vorbei, direkt zur Tür. Seine plötzliche Berührung schlug ein wie ein Blitz. Sein fester Griff lag felsenfest um mein Handgelenk.
"Zwischen Chloe und mir läuft nichts." Als ob das jetzt noch eine Rolle spielt. Und doch erleichterte es mein Herz. Prestons Hand verschwand schneller als sie mich fasste.
Ich ging. Ich war frei; Guter Hoffnung eine neue Stadt auf dem Haufen Asche zu erbauen.
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My Boyfriend's Brother
Novela JuvenilWer die Menschen so behandelt, wie sie sind, der macht sie damit schlechter. Wer aber die Menschen so behandelt, wie sie sein könnten, der macht sie damit besser. _____________________________________ Ich, Vienna hatte den ultimativen Plan, um ihn z...