Gesagt, getan. Nach zwei anstrengenden Stunden Mathe, schlenderte ich durch die überfüllten Gänge. Ich war in keinem wichtigen Fach wirklich gut und Sport, Kunst und Musik würden mich kaum durch das Schuljahr retten können. Also stand nicht nur meine Beziehung auf der Kippe. Naja eins nach dem anderen, beschloss ich.
Ich richtete meine gesträhnten Haare, so dass die gestuften Franzen mir leicht über die Stirn tanzten. Ganz nebenbei verdeckten sie auch ekelhafte Stresspickel, die jetzt, wo ich unseren Tisch entdeckte, noch mehr zu meiner Unsicherheit beitrugen.
Chloe hatte sich meinen Platz geangelt. Sie lehnte mit ihren Ellenbogen auf dem runden Tisch und ihr spitzes Kinn ruhte auf deren Händen.
Egal wie sie saß, es sah perfekt aus. Selbst auf der Toilette mit den schlimmsten Verstopfungen würde sie wahrscheinlich einen Million-Dollar-Post auf Instagram abgeben.Die Eifersucht sprach aus mir. Und ich wusste, ich machte mich damit lächerlich. Ihr seid Freundinnen, besinnte ich mich zur Vernunft. Tief einatmen und ausatmen. Dann zog ich die Riemen meines Rucksacks straff und setzte einen Schritt vor den anderen.
Meine Augen waren auf Preston gerichtet. Er war das Ziel, das ich niemals aufgeben würde. Desto näher ich ihm kam, desto schneller schlug mein Herz. Einerseits wollte ich mich einfach auf seinem Schoß niederlassen und andererseits das Weite suchen. Einerseits kannte ich ihn, aber andererseits auch nicht. Ich liebte einen Fremden. Das erklärte es auf unerklärliche Art und genau das war so angsteinflößend.
Da mein Stuhl von Chloe besetzt wurde, nahm ich auf ihrem Platz.
Preston saß mir nun gegenüber. Er lachte mit seinen Kollegen vom Baseballteam. Ich wartete darauf, dass er mich eines Blickes würdigte, doch er machte einen großen Bogen um meine Gestalt."Alles klar, Vi?! Du siehst fertig aus und damit meine ich im wahrsten Sinne des Wortes, dass du scheiße aussiehst." Da fehlte mir natürlich gerade noch die Faust, die Dave mir unzärtlich gegen die Schulter boxte.
"Ja Dave. Ich habe nur schlecht geschlafen." Um meinen Worten Ausdruck zu verleihen, schenkte ich ihm ein müdes Lächeln. Immerhin beinhaltete meine Antwort auch ein Stückchen Wahrheit. "Der Montag fickt uns alle", stellte er mehr für sich selbst fest, als dass er es mir mitteilte.Nur noch zehn übrige Minuten, zeigte die große Uhr an der verblasst grünen Wand an. Wäre mein Herz der Sekundenzeiger, dann wären es sogar nur noch drei.
"Preston!", schoss es so laut aus mir heraus, dass ich nicht nur seine Aufmerksamkeit erhielt.
Er reagierte nicht, aber wenigstens bekam ich seine unheimlich dunklen Augen wieder zu Gesicht. Ich wollte mich in ihnen verlieren; in dieser Dunkelheit nie wieder das Licht sehen."Können wir reden?" Ich beugte mich über den Tisch, damit nur er mich verstehen konnte. Preston suchte Abstand. Meine Atmung setzte aus, als sein Stuhl über die marmorierten Fliesen kratzte.
"Da gibt's nichts mehr zu besprechen!", herrschte er mich lautstark an. Ich schluckte mehrmals, um den dicken Kloß hinunter zu bekommen. Die Tränen sollten keine Chance erhalten, doch sie warteten startklar.
"Für mich nicht." Es sollte sich stark anhören, doch meine Stimme ähnelte nun mehr dem Piepsen einer kleinen und unsicheren Maus.
"Gut. Dann erklär mir, was du an 'Verschwinde aus meinem Leben' nicht verstanden hast?!" Das war definitiv nicht mehr der Preston für den es sich lohnte zu kämpfen. Er blamierte mich vor versammelter Mannschaft. Preston stieß das Messer noch tiefer. Ich erwartete Schmerz, doch da entstand plötzlich Leere.
Meine Augen lagen immer noch auf seinen, doch ich verspürte weder Trauer, noch Sehnsucht. Vielleicht verdrängte ich es auch.
"Alter, was soll das?!", mischte sich nun auch Dave ein. Seine warme Hand lag tröstend auf meinem Rücken und wirkte dabei wie ein Weckruf. "Es ist seine Entscheidung!", meckerte Chloe zurück und legte dabei ihre langen Finger um Prestons Knie. Das hätte Preston niemals gestattet, wenn da auch nur ein Funke zwischen uns übrig gewesen wäre.
Egal wie weh es tut, zeig ihnen niemals deine Tränen; sei auf keinen Fall das Opfer, das sie gerne hätten. Ein Satz, den meine Mutter mir seit zehn Jahren versuchte einzubläuen. Noch nie hatte er so eine große Bedeutung für mich wie in diesem Moment.
"Danke für deine Unterstützung Dave, aber ich brauche sie nicht."
Sie sollten mich kindisch, unkontrolliert, oder schlichtweg bescheuert nennen, aber ich ließ meinem Zorn freien Lauf. Ich schnappte nach Prestons Flasche. Im Augenwinkel bemerkte ich, wie er zusammen zuckte. Die Coke Zero plätscherte über seinen Rucksack. "Ich hoffe, der ist wasserdicht", triefte der Sarkasmus aus mir.
Innerlich hoffte ich, dass er nun all seine Bücher neu beschaffen musste; dass Ms Bernard ihm eine sechs für die durchnässten Hausaufgaben geben würde und all seine erbärmlichen Lernfortschritte dahin wären.
Damit ließ ich das hochnäsige Volk mit verdutzten Gesichtern zurück.
Die Schulglocke läutete und ich wusste, dass sie dieses Mal nicht nur die Pause beendete. Prienna gab es einmal, in der Vergangenheit und nun ganz offiziell.
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My Boyfriend's Brother
Teen FictionWer die Menschen so behandelt, wie sie sind, der macht sie damit schlechter. Wer aber die Menschen so behandelt, wie sie sein könnten, der macht sie damit besser. _____________________________________ Ich, Vienna hatte den ultimativen Plan, um ihn z...