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Durch ein lautes Piepen wurde ich am nächsten Morgen geweckt. Als ich vom Schlaf zu mir kam, drehte ich mich schnell mit dem Kopf zum Kissen, denn die Sonne leuchtete direkt auf mein Gesicht. Und mein Kopf hämmerte wieder einmal!

„Ach du Scheiße!" murmelte ich und versuchte die Erlebnisse von gestern zu sortieren. Dabei wurde ich jedoch unterbrochen, indem ein Arm um mich gelegt wurde, mir Rafe mit verschlafener Stimme „Guten Morgen Babe" zufüsterte und mir einen Kuss auf die Wange gab, die nicht ganz vom Kissen begraben war.
Langsam richtete ich mich auf und zwickte meine Augen wegen der Helligkeit zusammen. Ein heiseres „Hey" muss wohl meinerseits genügen.
„Wann bist du zurückgekommen?" fragte ich nach einigen Minuten des Sortierungsprozesses in meinem heute sehr langsamen Gehirns, wobei Rafe mich nur ansah. „Keine Ahnung, es war aber schon hell" sagte er während eines Gähnens.

„Und, Topper wieder beruhigt und Windeln gewechselt?" scherzte ich um ihn in eine Falle zu locken. „Ja, gefüttert und in den Schlaf gewogen auch" stieg er mit ein.

Ich setzte mich auf und sah ihm direkt in die Augen während ich mein Lächeln stoppte. „Lüg mich nicht an Rafe" sagte ich nur und auch seine Miene verfinsterte sich. „Wie bitte?" fragte er geschauspielert. „Ich sagte du sollst mich nicht anlügen! Topper war um diese Uhrzeit gar nicht mehr bei Katie, weil sie zum Yachthafen gefahren sind!" stellte ich ihn zur Rede. „Ja, aber sie kamen ja dann wieder und dann legte er sich mit irgend nem Security an" antwortere er, jedoch sagte er erneut nicht die Wahrheit.
Ki hatte mir geschrieben, da war Rafe schon längst weg und meinte, sie gingen jetzt nach Hause, weil alle sich schon verzogen hätten und nichts mehr los war. Da passte was nicht zusammen!

Ich gab einen Lacher von mir und verschränkte die Arme. Dann stand ich kopfschüttelnd auf und suchte den USB Stick. Währenddessen sagte ich etwas wütend auf Rafe: „Ich hasse es, wenn mich jemand anlügt. Du kannst mich provozieren in der Öffentlichkeit, Du kannst ein Arsch sein vor deinen Freunden, Du kannst gerne ohne meines Wissens einen USB-Stick aus dem Büro deines Nachbarn stehlen während ich dabei bin. Aber lüg mich nie an Rafe Cameron!"
Nun war es raus. Er war baff, das sag ich euch! Sein Kinn klappte förmlich herunter und für einige Zeit war es still in den Raum. „Woher-?" brachte er nur heraus und zeigte auf den Stick. „Ich bin nicht dumm Rafe! Was ist da drauf, wieso hast du ihn mitgenommen und warum hast du mich schon zweimal angelogen wenn es um das ging, wo du gestern warst?!" fragte ich ihn jetzt direkt.
„Ich- ich kann nicht... Argh!" murmelte er und seuftzte dann schreiend, was mir einen Schreck versetzte. „Ich war gestern noch bei den Browns und musste noch was erledigen" erklärte er mir. Brown hieß übrigens Katies Familie. Das waren mir nicht genug Infos. „Was? Und was ist mit dem?" wackelte ich den USB-Stick in meiner Hand. Rafe aber schüttelte den Kopf.

Ich war zwar immernoch voller Wut auf ihn, setzte mich aber neben ihn aufs Bett und sagte ruhig: „Rafe, dir ist schon klar dass du mir alles sagen kannst oder? Ich bitte sogar darum! Wir outen uns am Sonntag als Paar und haben vorher schon unseren ersten großen Streit, weil du mir etwas nicht sagen willst? Du weißt aber schon dass Beziehungen auf Vertrauen, Ehrlichkeit und keinen Geheimnissen basieren oder?" Wieder Stille.
„Vertraust du mir nicht?" schnitt er ebenfalls schon etwas wütend ein anderes Thema an, damit ich die Sache mit dem Stick wieder vergesse, aber da kennt er mich scheinbar nicht gut genug. „Natürlich, aber wenn du Geheimnisse vor mir hast kann sich das schnell ändern" machte ich ihm klar.
Er nickte. „Ich weiß, dass das jetzt falsch ist, aber ich kann und werde es dir nicht sagen" sagte er entschlossen. Ich war so sauer auf ihn! „Und jetzt?" fragte er nach einer sehr langen Zeit, in der keiner von uns etwas sagte.
„Wie, jetzt?" stellte ich als Gegenfrage. Ich wusste doch auch nicht...
„Na, was ist jetzt? Ich meine du bist sicherlich gerade sauer aber ich meine, wird das wieder oder..." stammelte er. Er musste seine Wut gerade genauso zügeln wie ich.
„Ich verstehe es einfach nicht. Du bist ein Lügner und schlechter Mensch, das wusste ich vorher ja schon. Aber dass du zu mir auch so bist, hätte ich nicht gedacht." gestand ich ihm. Gerade während ich es sagte merkte ich, wie weh mir es tat, dass er mich anlog! Und er merkte es scheinbar auch.
(Rafe wurde eigentlich noch mehr wütender, dass ich ihn Lügner und schlechter Mensch nannte, das bemerkte ich aber erst im Nachhinein. Gut, war vielleicht nicht die passenste Wortewahl meinerseits!). „Naja, vielleicht passen wir ja doch nicht so zusammen" wurde er plötzlich laut und stand mit einem Ruck auf.

Jetzt war der Moment gekommen, andem mir endgültig die Tränen kamen. „Was?" fragte ich während ich sie versuchte zu unterdrücken. „Naja, dir sind keine Geheimnisse zu haben sehr wichtig in einer Beziehung aber mit mir wirst du da sicher nicht glücklich Alya! Ich bin nunmal jemand, der die Frau, die er liebt nicht in seine dreckigen Angelegenheiten hineinzieht! Da bist du generell in Outer Banks falsch, denn hier laufen lauter Lügner, Betrüger und schlechte Menschen wie ich herum!" schrie er. „Aber ich dachte-" fing ich an, doch er ließ mich nicht ausreden.
„Du dachtest was? Dass ich anders sei? Dass ich nicht sowas abziehe? Das müsstest du aber besser wissen, schießlich bist du nicht erst jetzt auf Outer Banks angekommen! Zu denken, ich wäre anders ist dumm! Wo ich ja am meisten falsch mache!
Rafe nimmt Drogen, Rafe belügt seine Freundin und verheimlicht ihr Sachen, Rafe veranlasst, dass seine Schwester rausgeworfen wird, Rafe klaut, Rafe war bei seiner Nachbarin während seine Freundin friedlich in seinem Bett geschlafen hat!"
Mir war das alles zu viel zu verarbeiten und ich wischte meine Tränen mit seinem Pulli, indem ich geschlafen hatte.

Er war also bei Katie? Wenn er sagt, er war bei ihr, heißt das, er hat mit ihr-? Und wieso ist es jetzt meine Schuld? Ich wollte wohl die ganze Zeit nicht einsehen, dass wir nicht zusammenpassen...
Meinen unkontrollierbaren Tränenausbruch konnte ich jetzt nicht mehr verhindern. Ich schniefte desöfteren, als mir ein gesamter Wasserfall meine Wangen herablief. Was sollte ich jetzt machen?

Ich nahm meine Kleidung, denn ich habe ja in einem Shirt von ihm geschlafen, ging zur Tür und sagte als letztes noch „Dann habe ich keinen Grund mehr hier zu sein!"

seven things | Rafe CameronWo Geschichten leben. Entdecke jetzt