seven things | Rafe Cameron

40

Bis Sarah vor ein paar Minuten gegangen ist sprachen wir noch eine Weile darüber. Was ich - was wir jetzt tun sollten. Was jetzt das beste wäre. Ich war wirklich froh darüber, dass ich sie hatte. Dass sie beide Seiten kannte. Bevor ich schlafen ging sah ich noch auf mein Telefon, da ich wissen wollte, ob Rafe nochmal angerufen hatte. Das hatte er tatsächlich nicht. Aber er hatte mir eine Nachricht geschrieben.
„Hey, da du nicht rangehst wollte ich dir sagen, dass das heute ganz anders aussah als es war. Ich hab deinen Blick gesehen und am liebsten hätte ich es erklärt, aber das wär etwas komisch gewesen, wenn man bedenkt, dass es niemand weiß."

Keine Erklärung? Kein „lass uns morgen reden" oder „ruf mich zurück"? Keine Entschuldigung?
Mich machte das ganze so wütend, diese blöde Nachricht von ihm, die absolut nichts aussagte, außer der Vorwurf, dass er mit der aktuellen Situation unzufrieden war! Ich löschte sie und dachte nicht einmal daran zurückzuschreiben! Ich schaltete mein Handy aus und ging schlafen. Aber natürlich war ich so aufgebracht, dass ich nicht einschlafen konnte. Die ganze Zeit schwirrte diese Nachricht und meine Wut darüber in meinem Kopf. Aus Langeweile formte mein Gehirn - wahrscheinlich aus Gewohnheit der letzten Tage - Strophen. Und weil ich eh nicht schlafen konnte, schnappte ich mir mein Notizbuch und schreibt zum Spaß ein paar Zeilen.
Als mein Wecker klingelte, wachte ich sofort auf, mit meinem Kugelschreiber und dem Notizheft neben mir. Ich war wohl gestern beim Schreiben eingeschlafen.
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte und gerade aufräumte sah ich in das Buch und bemerkte, dass ich gestern fast einen ganzen Song geschrieben hatte. Zu meinem Erstauen war er, nicht wie andere meiner „Ich schreibe aus so nem bestimmten Gefühl heraus"-Songs, ziemlich gut. Man bräuchte nur eine gute Melodie und- aber für das hatte ich jetzt keine Zeit.
Nachdem ich mit Aufräumen fertig war und mit meinen Abuelos gefrühstückt habe, richtete ich mir die Klamotten für heute Abend raus.

Ich hatte mir schon vor einer Weile einen Zweiteiler gekauft, extra für das Event. Er ist schwarz und besteht aus einem One-Shoulder-Top und einer High-Waist-Hose, die oben sehr eng war und nach unten hin etwas weiter wird. Das Outfit ist perfekt für das Event, da es zwar elegant war, aber auch luftig, was bei dem heißen Wetter hier unbedingt von Nöten war. Als Schuhe zog ich schwarze Sandalen Pumps an, die allerdings nicht zu hoch waren. Während ich mir die Sachen zurechtlegte und auch meine Tasche mit wichtigen Dingen für heute Abend packte stieg die Vorfreude aber auch die Nervosität immer mehr.
Schneller als gedacht war ich fertig und es war erst 12 Uhr. Um 16 - 17 Uhr sollte ich im Club sein, der Beginn war um 19.30 Uhr. Die Techniker machten heute alles noch fertig, aber da musste ich nicht dabeisein. Da ich nicht wusste, was ich bis dahin noch machen sollte, schrieb ich in unsere Gruppe, ob jemand Lust hätte was zu machen. Allerdings hatte niemand Zeit, denn Pope musste seinem Vater helfen und Sarah und Ki waren mit John B und JJ mit der Fähre auf das Festland gefahren, um Klamotten für heute und morgen zu besorgen. Oh Gott- morgen war auch noch das Mittsommerfest! Dass Rafe und ich dahin gehen wollten hatte ich ganz vergessen. Was wird daraus jetzt wohl?

Lange hatte ich nicht zum Nachdenken, denn mein Abuelo schrie in mein Zimmer, ob ich ihm im Garten helfen könnte. Natürlich ging ich schnell nach unten und während wir im Garten arbeiteten fragte er mich, ob ich denn schon aufgeregt bin. „Sehr. Ich brauche einfach Ablenkung bis dahin, deshalb bin ich froh, dass ich dir helfen kann" lächelte ich ihm zu. Als die Gartenarbeit nach einer Stunde erledigt war und meine Abuelos zum Markt fuhren bevor sie sich für das Event schick machten, ging ich zu Jaz ins Zimmer. Doch sie war nicht da. Aus Langeweile und Verzweiflung was ich jetzt noch machen könnte ließ ich mich auf mein Bett fallen und atmete laut aus.
Dann sah ich mein Notizbuch und mir kam die Idee, den Song fertig zu schreiben, also schnappte ich es mir und ging nach unten zum Proberaum. Zuerst machte ich den Text fertig und dann wagte ich mich an die Instrumente. Es verlief alles so glatt, mir kamen sofort Ideen für eine Melodie und der Song war ziemlich schnell fertig. Und er war echt gut. Ich weiß, Eigenlob stinkt aber hier bin ich echt stolz auf mich, vor Allem weil er so schnell fertig war. Und er beinhaltete so ziemlich alles, was ich gerade über Rafe fühlte.

Ich blickte auf die Uhr und es war schon 15.30! Scheinbar hatte ich die Zeit vollkommen vergessen und musste jetzt schnell nach oben in die Dusche. Ich schminkte mich anschließend und richtete mir dann meine Haare, die ich leicht gelockt offen ließ. Dann zog ich mich um und bestaunte mich nochmal im Spiegel. Es war jetzt kurz nach 16 Uhr und ich schnappte mir meine Sachen und ging zum Auto. Auf dem Weg dahin checkte ich noch meine Nachrichten und sah, dass meine Freunde mir viel Erfolg für heute Wünschten und dass ich nicht nervös sein soll. Sie freuten sich außerdem alle auf heute Abend.

Als ich nach einer 15 minütigen Fahrt am Country Club ankam wuselte es schon von Mitarbeitern. Das Catering wurde gerade geliefert und ich half ihnen beim reintragen. „Alya, hallo" begrüßte Matthew mich mit einer Umarmung und auch Matt umarmte mich kurz. „Wow, du siehst so hübsch aus" bewunderte Matt mich. „Ihr aber auch" gab ich zurück und es stimmte auch. Die beiden hatten sich quasi im Partnerlook schwarz weiß angezogen. Matt hatte einen weißen Anzug mit schwarzem Hemd und schwarzen Details und Matthew einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und weißen Details, was unglaublich süß bei dem etwas älteren Ehepaar aussah.
„Hast du denn nun einen Song vorbereitet?" wurde ich von Matt gefragt und ich nickte lächelnd. „Am Ende werde ich ihn singen" bestätigte ich ihnen. Man merkte förmlich, wie aufgeregt auch sie waren.

Um kurz vor 19 Uhr ging ich noch einmal alles durch, sah, ob alles an seinem Platz stand, testete die Anlage noch und checkte, ob die Spendenschecks an ihren Plätzen liegen. Ich sah auch noch auf mein Handy und bemerkte, dass ich wieder einen verpassten Anruf von Rafe hatte. Dieses Mal rief ich ihn zurück. „Hi, was gibts?" fragte ich irgendwie nervös. „Hast du kurz Zeit? Ich bin nämlich vor dem Club und wollte noch mit dir sprechen bevor es los geht" kam es vom anderen Hörer. „Äh- ja ich... ich geh nach draußen. Warte, ich bin gleich da" sagte ich verdutzt und legte auf. Ich eilte zum Eingang und sah Rafe davor stehen.